Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 168
(PDF, 48 MB)
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den, die ihr auf Reisen schickt, und die vielleicht recht flott leben, und was aufgehen lassen, weil sie denken
, es geht aus der allgemeinen Casse.

Und nun Gott befohlen! S'ist nicht bös genieint, daß wir soviel fragen. Lasst's Euch nicht verdrießen,
uns bald zu antworten, aber nur recht deutlich, dass unser Eins es auch verstehen kann; und nicht zweideutig
, daß der eine es so, der Andere anders versteht, sondern einfach kurz, klar und bündig.11'2

Das Flugblatt war von Gegnern der Volksvereine unter dem Deckmantel eines Pseudonyms
verfasst worden. Dabei sollte das Pseudonym Pfälzer Bauern Volkstümlichkeit assoziieren und
einen Gegensatz zur Bildungselite der Stadt konstruieren: Einer aus dem Volk sprach zum Volk
und brachte die Volksvereine mit auf den ersten Blick naiv wirkenden Fragen in Argumentationszwang
. Die ironische Komponente des Flugblattes lag darin, dass es eine Diskrepanz zwischen
der gespielten Naivität und den durch die Fragestellung hervorgerufenen Schlussfolgerungen
gibt. Damit wurde die Wirkung der Kritik an den Volksvereinen verstärkt.

5.2. Flugschriften für das gebildete Bürgertum

Während der 48er-Revolution wurden auch Flugschriften in Umlauf gebracht, die sich spezifisch
an das gebildete Bürgertum richteten. Diese Flugschriften setzten einen gewissen Bildungsstand
voraus, ihre Sprache war zum Teil argumentativ und deduktiv und inhaltlich beschäftigten
sie sich oftmals mit Staatsfragen.133 Ein schönes Beispiel für solch eine Flugschrift,
die für die eher gebildeten Schichten bestimmt war, ist der Wiederabdruck einer Rede, die Bassermann
am 16. Februar gehalten hatte. Die Rede, in welcher Bassermann das allgemeine
Wahlrecht ablehnte, setzte sich differenziert und ausführlich mit Verfassungsfragen auseinander
und bewegte sich in einer juristischen Sphäre. Dadurch setzte sie eine gewisse Bildungsgrundlage
voraus, die von einem breiteren Publikum nicht erfüllt werden konnte. Ein weiteres
Indiz war ihre Länge. Die Flugschrift war mehrere Seiten lang und forderte gute Lesekenntnisse
. Auch inhaltlich war sie eher für das Bürgertum bestimmt, setzte sie sich doch für die
bürgerliche Besitzstandswahrung ein, wie der folgende Textausschnitt zeigt:

Und was lernen jene socialen Theorien, mit welchen Doctrinen wenden sie sich an Die, welche sie Arbeiter
nennen? Sie lehren: kein Eigenthum! Sie verwerfen das Erbrecht, ja die Familie selbst heben sie
auf... Wer sich daher ein Besitztum durch Fleiß errungen und seinen Kindern erhalten wissen will, der
hat ein Interesse daran, daß die Zukunft seines Vaterlandes durch weise Gesetze gesichert sei.lM

Auch die Flugschrift Über die Erblichkeit der Gewalt richtete sich eher an ein gebildetes Publikum
.135 Wie die Rede Bassermanns beschäftigte sich diese Flugschrift mit Staats- und verfassungspolitischen
Fragen, die dem juristischen Diskurs zuzuordnen waren. Auch hier begründete
der Verfasser mit ausführlichen Vergleichen seinen Standpunkt und beschränkte sich
nicht auf Schlagwörter. Damit war für diese Flugschrift der Kreis von potentiellen Lesern auf
ein eher gebildetes Zielpublikum eingegrenzt.

'32 Ebd.. Blätter 168 f.

133 Diese Schlussfolgerung erfolgte einerseits aufgrund des mir vorliegenden Quellenmaterials, andererseits aufgrund
von Untersuchungen, die Ruckhüberle für die Zeit des Vormärzes gemacht hatte. Vgl. Ruckhäberlh (wie
Anm. 121). S. 137 ff.

1,4 StadtAF. Dvd 7680 RARA. Teil I. Blatt 180.

'35 Ebd.. Blätter 154 f.

168


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