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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 169
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0169
Das Freiburger Studienseminar und die
Gymnasiallehrerausbildung in Baden-Württemberg (Teil II)*

Von

Wolfgang Günter

Omnia fert aetas
quoque animum (Vergil)

Nach dem militärischen Zusammenbruch Deutschlands übernahm die französische Armee die
Staatsgewalt im Südwesten des untergegangenen Reiches. In Freiburg, nunmehr Hauptstadt
des Landes Baden (Pays de Bade), das zusammen mit Südwürttemberg-Hohenzollern und
Rheinland-Pfalz die französische Besatzungszone bildete, residierte die Delegation Superieure
pour le Gouvernement Militaire de Bade. Sie unterstand wiederum dem Gouvernement Mili-
taire de la Zone Francaise d'Occupation in Baden-Baden mit General Koenig als Oberbefehlshaber
.

Die Delegations Superieures beriefen in der Folge deutsche Administrationen, die der Besatzungsmacht
als Werkzeuge für die indirekte Beherrschung des Landes dienten. Im Juli 1945
entstand in Freiburg unter anderem eine Verwaltung für Kultus und Unterricht unter dem ehemaligen
Karlsruher Seminarleiter Dr. Karl Ott, die seit dem Frühjahr 1946 den anspruchsvolleren
Titel Ministerium trug. Sie erhielt ihre Richtlinien vom Chef du Service de i'Education
Publique der Delegation Superieure de Bade, dem Oberstleutnant Theobald, der wiederum der
Directum de VEducation Publique (DEP) in Baden-Baden unter Leitung des Generals
Schmittlein unterstand.

Raymond Schmittlein war studierter Germanist elsässischer Herkunft.1 Er hatte bereits vor
dem Krieg im Baltikum Erfahrungen mit auswärtiger Kulturpolitik gesammelt und sich
während des Krieges als Anhänger und Vertrauter General de Gaulies profiliert. Wie die meisten
der damaligen französischen Germanisten vertrat er eine bestimmte Version des deutschen
Sonderw eges.- Ihr zufolge begann dieser während der Romantik, als führende deutsche Intellektuelle
das Gefühl vor die Vernunft stellten, woraus sich dann überbordender Nationalismus
und schließlich der Nationalsozialismus ergeben hätten. Deshalb komme es jetzt - unter der
Perspektive einer auf Jahrzehnte hin angelegten Besatzungsherrschaft - darauf an, die Deut-

Der erste Teil erschien im Schau-ins-Land 122. 2003. S. 213-237.

1 Zu Biografie und Wirkungsgeschichle Raymond Schmittleins (1904-1974) vgl. Peter Manns: Höchst persönliche
Erinnerungen an einen großen Franzosen und die bewegten Jahre der Wiederbegründung einer alten Universität
. In memoriam Raymond Schmittlein. Main/ 1978: Stefan Zai mk: Erziehung und Kulturmission.
Frankreichs Bildungspolitik in Deutschland 1945-1949 (Studien zur Zeitgeschichte 43). München 1994. S. 14-
39; CORINE Di i kam r : Raymond Schmittlein: un itineraire dans la France libre. entre activites militaires et di-
plomatiques. In: Les politiques exterieures de la France pendant la Deuxieme Guerre mondiale 108. 2001. S.
487-501. Nach seiner Mission in Deutschland vertrat Schmittlein bis kurz vor seinem Tode den Wahlkreis Belfert
in der Nationalversammlung und bekleidete als deren Vizepräsident und als Minister wiederholt hohe Staatsämter
. Trotz seiner fast ununterbrochenen öffentlichen Tätigkeit hinterließ er mit zahlreichen historischen, linguistischen
und literarischen Studien ein wissenschaftliches Lebenswerk von erstaunlicher Vielseitigkeit, vgl.
das Werkverzeichnis bei Manns. S. 258ff.

2 Beispielhaft der Artikel des damals führenden französischen Germanisten Edmond Vermeil: Le probleme alle-
mand. In: Quelques aspects du probleme allemand. Hg. von Edmond Vermeil. Paris 1945. S. 17-96. Zum
Ganzen vgl. Hellmuth Auerbach: ..Que faire de l'AHemagne?" Diskussionsbeiträge französischer Deutschlandexperten
1944-1950. In: France-Allemagne 1944-1947. Deutsch-französisches Historikerkolloquium in Baden
-Baden 1986. Hg. von Klaus Manerass und Jean-Pierre RlOUX. Paris 1990. S. 289-299.

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