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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 171
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auf die Wiedereröffnung der Schulen: Alle Schulleiter und Schulaufsichtsbeamte seien vor
Aufnahme ihres Dienstes politisch zu überprüfen und von der zuständigen Delegation Su-
perieure zu approbieren. Um die Unterrichtsversorgung zu sichern, werde man zwar in begrenztem
Umfang auch auf NS-belastete Lehrer zurückgreifen müssen, doch dürften solche
ausnahmslos keine Funktionsstellen bekleiden.12

Die Einsicht in die prekäre Personallage hätte es nahegelegt, unverzüglich mit der Ausbildung
einer neuen und politisch unbelasteten Lehrergeneration zu beginnen und deshalb auch
die Studienseminare rasch wieder zu öffnen. Aber die DEP neigte vorläufig der Auffassung zu,
dass das Damoklesschwert einer jederzeit möglichen Entlassung, das über suspendierten (aber
als Angestellte weiterbeschäftigten) Lehrern schwebte, verlässlichere Garantien für Loyalität
böte als beamtete Junglehrer, die noch im Dritten Reich erzogen worden seien.13 Die Gymnasialkollegien
begannen sich deshalb im Laufe des Jahres 1946 wieder mit Lehrern zu füllen,
die einen mehr oder minder aktiven Anteil am Dritten Reich genommen hatten. Und bereits
im April 1947 verfügte die DEP, dass fortan sogar wieder ehemalige Parteiangehörige, die sich
in der Zwischenzeit durch Wohlverhalten bewährt hätten, als Beamte eingestellt werden und
in Funktionsstellen aufrücken dürften.14 Im Bereich der Volksschule allerdings, in dem die Personallage
besonders prekär war, unternahm die Militärregierung bereits 1946 mit der Gründung
von Lehrerseminaren (nach dem Vorbild der französischen Ecoles Normales) zielgerichtete
Anstrengungen, um die Kollegien mittelfristig zu erneuern.13

Im höheren Schulwesen konkretisierten sich solche Pläne erst im Frühjahr 1947. Bis dahin
hatte das Kultusministerium dienstwillige Referendare den südbadischen Schulen einzeln zur
Ausbildung zugewiesen16 und damit den Zustand vor Gründung der Studienseminare hergestellt
. Im Mai 1946 formulierte die DEPn erstmals Richtlinien für eine künftige Referendarausbildung
,18 wonach die Zulassung zum Referendariat den gleichen conditions politiques un-

mete; celle-ci consiste ä leur imposer des idees et des programmes qui ne sont pas, ou qui sont assez peu les
leurs, et ä les eloigner de l'enseignement s'Us s'y montrent refractaires. In: AOFA. Bade 4141.

12 Rundschreiben vom 4.7.1945 (ausgefertigt von Laffon): // sera impossible d'assurer im enseignement normal
avec le seidpersonnel disponible, une fois l'epuration terminee. II convient donc d'envisager... la reintegration
d'une partie du personnel suspendu ou revoque ...II reste entendu, pourtant, que sauf exceptions ... le personnel
reintegre n'occupera pas de fonctions d'autorite. In: Ebd. Weitere Grundsätze des Rundschreibens bezogen
sich auf die Reinigung der Fächer und der Lehrpläne von der NS-Ideologie sowie auf das generelle Verbot von
Schulbüchern aus der NS-Zeit.

13 Rf.inhard Grohnert: Die Entnazifizierung in Baden 1945-1949 (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, 123). Stuttgart 1991, S. 130f.

14 Rundschreiben an die Delegations Superieures vom 4.4.1947: Demnach sollte Bediensteten qui, tout en ayant
ete membres du parti nationalsocialiste, se sont montres particulierement meritants, le benefice d'une teile fa-
veur [le retour dans le Statut des fonctionnairesj qui leur donne, en outre le droit d'acceder de nouveau a des
fonctions d'autorite dont ils sont automatiquement ecartes jusqu 'ici gewährt werden. In: Ebd., S. 131.

's Ebd., S. 133f.

16 Schreiben des Ministeriums an die Freiburger Delegation Superieure vom 9.4.1947: Nach dem Zusammenbruch
war das Freiburger Seminar einstweilen nicht wieder eröffnet worden. Die Referendare waren vielmehr zur Ableistung
des Probejahres den einzelnen Schulen im Lande zugewiesen worden. Die Erfahrungen und die Beobachtungen
bei den Assessorenprüfungen haben indessen gezeigt, dass diese Art der Ausbildung in verschiedener
Hinsicht hinter der im Studienseminar zurücksteht. Es fehlt... an der gründlichen theoretischen Einführung der
Unterrichtsfächer, es fehlt außerdem vielfach an gewissenhafter Überwachung des Unterrichts der jungen Referendare
, die oft nur als Stellvertreter für fehlende Lehrer benützt werden. In: AOFA, Bade 4149/1.

17 Das Ministerium hatte der Delegation am 9.5.1946 vor Veröffentlichung im Amtsblatt - wie vorgeschrieben -
folgenden Entwurf zur Genehmigung vorgelegt: Die Ausbildung der Studienreferendare erfolgt vorläufig nicht
mehr in staatlichen Studienseminaren. Zur Ableistung des Vorbereitungsdienstes können die Referendare jeder
neunklassigen staatlichen höheren Schule zugewiesen werden. In: Staatsarchiv Freiburg (StAF), F 110/9 498.
Unter dem maschinenschriftlichen Entwurf findet sich der handschriftliche Vermerk: Da inzwischen die Wiedereinführung
des Pädagogischen Seminars geplant worden ist, unterblieb die Veröffentlichung im Amtsblatt,
gez. Epp, 4/3 [4.3.1947].

18 Schreiben von Theobald an Dr. Ott vom 16.7.1946. In: Ebd. Sein Inhalt ist identisch mit dem eines Rund-

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