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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 175
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0175
längst geforderten Überbliek über die praktische Organisation der Ausbildung ein.42 Akribisch
beschrieb er die Struktur des Seminars (Lehrkörpen Studienreferendare), den theoretischen
und praktischen Gang der Ausbildung sowie die Bestandteile der Schlussprüfung und entwarf
dabei ein Bild von der Ausbildung, das eher der Reichsausbildungsordnung von 1940 als der
badischen Ordnung von 1928 entsprach.43 Ihr Hauptmerkmal war die strikte Trennung von
Studienseminar als dem Ort theoretischer Unterweisung und den fünf höheren Schulen Frei-
burgs, wo einführende Lehrer für die praktische Ausbildung sorgten.

General Schmittlein zeigte sich mit dem Entwurf insgesamt zufrieden, bemängelte aber, dass
er darin keine Hinweise auf die geforderten pädagogischen Lehrgänge, auf die Auswahl des Lehrpersonals
und die politische Kontrolle der Referendare gefunden habe.44 Bei ersterem handelte es
sich offenbar um einen Tippfehler, denn gemeint sein konnten nur die bereits früher geforderten
politischen Lehrgänge. Als Folge daraus sah sich das Kultusministerium gezwungen, künftig für
die DEP einen detaillierten Überblick über die pädagogische Ausbildung zu verfassen.45

Dieser entfaltete mit der Präzision eines Lehrbuchs die tradierten Topoi deutscher Pädagogik
, angefangen von der Historischen Pädagogik, über die Erziehungs- und Unterrichtslehre,
die Psychologie, Schulkunde und Schulhygiene bis hin zu den Fachdidaktiken.46 Man muss
sich fragen, welche Vorstellungen sich der Verfasser im Blick auf die Durchführbarkeit dieses
auf sechs Schreibmaschinenseiten entfalteten Riesenprogramms eigentlich gemacht hat, für
das ihm lediglich zehn Jahreswochenstunden zur Verfügung standen.47 Den akademischen
Gesamteindruck verstärkt der Umstand, dass hier die beiden universitären Lehrformen Vorlesung
^ und Seminar^ auch als Lehrformen des Seminars auftauchten. Davon abgesehen
bedeutete es zweifellos einen Fortschritt, wenn hier erstmals Psychologie - und zwar als
selbständiges Lehrfach50 - Eingang in die Lehrerbildung fand. Da das Ministerium gleichzei-

42 Ausgefertigt von Scharnke am 1.11.1947. In: AOFA. Bade 4149/1. Abgedruckt bei Helmut Frommer: So war
es. 75 Jahre Seminare für Studienreferendare in Baden-Württemberg. Villingen-Schwenningen 1999. S. 209ff.

43 Dazu passt. dass er durchgehend vom Studienseminar sprach, statt vom pädagogischen Seminar (wie die badische
Ausbildungsordnung von 1928). Auch der Abschnitt über die Schlussprüfung lehnte sich an die Reichsordnung
für die pädagogische Prüfung von 1937 an, mit den Unterschieden allerdings, dass die vorgesehenen
zwei Prüfungslehrproben vor bekannten Klassen stattfinden und die mündlichen Prüfungen vom Fachleiterkollegium
abgenommen werden.

44 Schreiben von Schmittlein an die Delegation Superieure vom 24.11.1947: Le fonctionnement achtel du Studienseminar
tel que le presente le rapport du professeur Scharnke nie parait dans son ensemble satisfaisant. Je
regrette cependant de ne trouver dans ce rapport nulle trace d'Organisation de stages pedagogiques auxquels
j'attache le plus grandprix et sur lesquels je vous saurai gre de bien vouloir attirer l'attention des autorites al-
lemandes. Dans mes precedentes Communications ...je crois avoir mis suffisamment l'accent sur la necessite
d'un coniröle tres rigoureux du choix des «Seminarleiter», «Fachleiter», «einführender Lehrer» pour qu'il ne
soit pas necessaire de rappeler ... tout Vinteret que presente ce contröle. II n'en est cependant pasfait mention
dans le rapport. De meine, il n 'est nulle part fait mention du contröle des Referendare du point de vue politique.
In: AOFA, Bade 4149/1. Bei der Organisation de stages pedagogiques handelt es sich offenkundig um einen
Tippfehler: Nach dem Kontext der früheren Weisungen Schmittleins können hier nur die stages politiques (vgl.
Anm. 21) gemeint sein, ein Umstand, den die Delegation Superieure entweder nicht erkannte oder nicht erkennen
wollte, vgl. ihr Antwortschreiben vom 2.12.1947. In: Ebd.

45 Begleitschreiben vom 5.4.1948 mit der Bitte um provisorische Genehmigung für das zu Ostern neu beginnende
Ausbildungsjahr. In: Ebd. Verfasser war Dr. Karl Sohm, vormals Lehrer für Deutsch, Latein und Französisch am
Rotteck-Gymnasium, seit 1945 Beamter im Kultusministerium.

46 Offenbar orientierte sich der Verfasser an dem 1928 erstmals erschienenen Handbuch der Pädagogik von Her-
man Nohl und Ludwig Pallat. das seinerzeit die weitläufigen Diskussionen der geisteswissenschaftlichen
Pädagogik auf einen zusammenhängenden Punkt gebracht hatte und im Dritten Reich verpönt war.

47 Zusammen mit 12 Stunden praktischem Unterricht hatten die damaligen Referendare demnach ein Pflichtprogramm
von 22 Wochenstunden zu absolvieren.

48 Jeweils zweistündig zu Pädagogik und Psychologie, einstündig zu Schulkunde/Schulhygiene und zu den Fachdidaktiken
.

49 Jeweils einstündig zu Pädagogik und Psychologie.

50 So bereits die Forderung des Karlsruher Seminarleiters Dr. Ott im Jahre 1928, vgl. Wolfgang Günter: Das
Freiburger Studienseminar und die Gymnasiallehrerausbildung in Baden. In: SiL 122, 2003, S. 216.

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