Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 189
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dungspersonalräten an den Studienseminaren.155

Häufiger als zuvor wurden in diesem Zeitraum auch Klagen über das Seminar laut.156 Eine
empirische Untersuchung, die das Soziologische Institut der Universität Karlsruhe in Zusammenarbeit
mit der Konferenz der Referendarsprecher durchgeführt hat,157 enthüllte gar
problematische Ambivalenzen in der Befindlichkeit der Referendare, ja eine hohe allgemeine
Unzufriedenheit mit ihrer Situation, die daraus resultiere, dass die meisten aus Interesse an
ihren Fächern und weniger aus Interesse an einem Lehrberuf studiert hätten. Damit sahen sie
letztlich im Gymnasiallehrerdasein die nolens-volens gewählte zweitrangige Alternative. Nur
26 % würden deshalb die Chance zu einem Berufswechsel ausschlagen, sogar nur 17 %, sollte
man ihnen eine Position im Hochschuldienst anbieten. Die Urteile über die Ausbildungsqualität
der Seminare und der Schulen hielten sich die Waage. Fast übereinstimmend negativ beurteilten
die Referendare dagegen die Ausbildungsqualität in den allgemeinbildenden Fächern,
die Ausstattung der Seminare und deren Kooperation mit den Ausbildungsschulen.

Als jedoch nach der Mitte der 197()er-Jahre die Einstellungschancen drastisch sanken, verengte
sich auch rasch die Zielperspektive der Referendare. Der Kampf um die plötzlich so
wertvoll gewordenen Arbeitsplätze an den Schulen begann und mischte sich mit politischen
Forderungen wie Senkung der Klassenteiler, aber auch gelegentlich mit Diffamierungskampagnen
gegen Fachleiter, die angeblich oder tatsächlich zu scharfe Noten verteilten.158 Für
längere Zeit verdüsterte der Gegensatz zwischen Besitzenden und Nichtbesitzenden die Atmosphäre
am Seminar. Das Kultusministerium versuchte zunächst, der sinkenden Nachfrage
mit einer Kontingentierung der Ausbildungskapazitäten zu begegnen,159 bis Gerichtsurteile
dies untersagten. Deshalb verengte es in den 198()er-Jahren die Einstellungskorridore nach
dem Referendariat, so dass nunmehr für die meisten die Ausbildung in der Arbeitslosigkeit
endete.

In der Standortfrage bewies Dr. Kaspar von Anfang an mehr Weitsicht und Durchsetzungsvermögen
als sein Vorgänger. Noch vor Beginn des bereits erwähnten Umbaus im Jahre 1958
erwirkte er für den provisorischen Seminarsitz einen zusätzlichen Raum im Erdgeschoss des
Kepler-Gymnasiums für die Seminarbibliothek160 sowie einen Betrag von 7.500 DM für Ausstattung
und Lehrmittel.161 Nach Fertigstellung beider Räume, die er im amtlichen Schriftverkehr
grundsätzlich nur als Behelfsräume bezeichnete,162 verfolgte er unter dem Stichwort Endgültige
Unterbringung des Seminars für Studienseminare das Turnhallenprojekt in enger Kooperation
mit der Stadt Freiburg.163 Es zerschlug sich allerdings schon im Juni 1960, als die
Stadt wegen der schnell wachsenden Schülerzahlen eine zweite Turnhalle im Neubau errich-

'35 Verordnung vom 7.3.1977. In: Gesetzblatt für Baden-Württemberg 1977. S. 98.

156 So wenn der bildungspolitisch aktive Althistoriker Nesselhauf von Referendaren (u.a. seiner Tochter) berichtete
, die über unmenschliche Behandlung und kleinliche Prozeduren in der Seminarausbildung Klage geführt
hätten, vgl. das Rundschreiben von Beilhardt vom 22.10.1973. In: AStF. Akte II: Status.

137 Die Befragung wurde im Juli 1968 bei allen Referendaren Baden-Württembergs durchgeführt (angegebene
Rücklaufquote 89 %). Ihre Ergebnisse sollten im Frühjahr 1969 in einer Denkschrift veröffentlicht werden, was
aber offenbar unterblieben ist. Vorhanden ist lediglich ein Kurzbericht vom Juli 1968 mit den wichtigsten Ergebnissen
. In: AStF. Akte II: Status.

158 Vgl. dazu die Flugblättersammlung des Freiburger Seminars. In: AStF. Akte I: Flugblätter.

159 Kultus und Unterricht 1976. S. 1309-1312.

160 Schreiben der Oberfinanzdirektion Freiburg an die Stadt Freiburg vom 8.10.1958. In: AStF, Akte I: Unterbringung
. Der Kostenvoranschlag belief sich hierfür auf 6.000 DM.

161 Schreiben des Kultusministeriums an das Studienseminar vom 28.10.1958 sowie das Schreiben des Kultusministeriums
an das Finanzministerium vom 2.4.1959. Beide in: AStF. Akte I: Unterbringung.

162 Z. B. im Schreiben an das Kultusministerium vom 20.2.1959. in dem er den Abschluss der Bauarbeiten anzeigte.
In: AStF. Akte I: Unterbringung.

163 Vgl. Schreiben an das Kultusministerium vom 9.3.1959. In: AStF, Akte I: Unterbringung. Die Baukosten für die
Unterbringung des Studienseminars im Turnhallenneubau im Nordwestflügel des Keplergymnasiums hatte das
Stadtbauamt mit 97.000 DM beziffert, vgl. das Schreiben der Stadt Freiburg an das Studienseminar vom
30.9.1958. Kopie in: HStAS, EA 3/607 I Bü 18. Dem Seminar wären hier auf 340 m2 außer Direktionszimmer.

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