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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 192
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0192
wissenschaftliche Forschung an Studienseminare zu fördern.184 Aber bereits 1963 hatten die
Seminarleiter die KMK gebeten, die Studienseminare als hochschulmäßige Institute für Gymnasialpädagogik
anzuerkennen.185

Eine größere Bedeutung als der Arbeitskreis erlangte in Baden-Württemberg jedoch die informelle
Zusammenarbeit der Seminarleiter, die sich seit Ende der 1950er-Jahre unter einem
Sprecher organisiert hatten. Dr. Kaspar arbeitete in diesem Kollegenkreis - ohne je das Sprecheramt
anzustreben - engagiert und häufig auch richtungsweisend mit. Die Runde gewann an
innerem Zusammenhalt, nachdem 1960 der damalige Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger
die Ausbildungsqualität der Studienseminare öffentlich in Frage gestellt hatte.186 Denn in
Folge dieser Politikerschelte vermehrte sich die gegenseitige Korrespondenz und wuchs der
Wunsch nach häufigeren Zusammenkünften.187

Für weitere Aufregung sorgte der Umstand, dass die Pädagogischen Akademien, mit denen
die Seminare bis dahin zumindest auf gleicher Augenhöhe gestanden hatten, 1962 zu Pädagogischen
Hochschulen aufstiegen. Dies warf nicht nur die Frage nach einem vergleichbaren Status
und einer gleichartigen Besoldung auf, sondern konfrontierte die Seminarleiter zunehmend
mit dem Problem, dass gerade die qualifizierteren Fachleiter an die Pädagogischen Hochschulen
drängten, wo sich ihre Lehrverpflichtung auf 14 Wochenstunden reduzierte und wo ihnen
zusätzlich der Professorentitel und eine höhere Besoldung (Gehaltsstufe A 15 im Unterschied
zu A 14) winkten.188 Nach dem gleichzeitigen Vorbild des Bundesarbeitskreises baten
die Seminarleiter deshalb im Oktober 1963 das Ministerium darum, die Seminare in hoch-
schulmäßige-wissenschaftliche Institute für Gymnasialpädagogik umzuwandeln, den Direktoren
und Fachleitern die Amtsbezeichnung Professor zu verleihen, die am Seminar etatisierten
Fachleiter in die Besoldungsgruppe A 15, die übrigen in A 14a einzuweisen. Sie beriefen sich
dabei unter anderem auf den Beschluss der KMK von 1954,189 wonach die pädagogische Ausbildung
Teil der wissenschaftlichen Ausbildung sei.190

Dieses anspruchsvolle Ziel wirkte auf die Seminare zurück. Die Promotion wurde nunmehr
für Fachleiter zur quasi obligatorischen Eingangsqualifikation. Nach dem Vorbild der Univer-

Seminarausbildung haben sich unabhängig voneinander entwickelt and stehen noch heute, zu ihrer beider Schaden
, oft beziehungslos nebeneinander. In: MANDEL(wie Anm. 181), S. 195. Umgekehrt betonte der Strukturplan
von 1970: Erst die Reflexion im Spannungsfeld von Theorie und Praxis macht theoretische Studien in den Er-
ziehungs- und Gesellschaftsw issenschaften und in den Fachdidaktiken fruchtbar. Ebd.. S. 199.

1X4 Zitiert bei Mandel (wie Anm. 181). S. 202: Die wissenschaftliche Auswertung allgemein bedeutsamer Erfahrungen
und Erkenntnisse, insbesondere auch solche, die die Leiter und Fachleiter der Studienseminare durch
ihre Ausbildungstätigkeit gewinnen, sowie die Veröffentlichung entsprechender Arbeiten, die der Weiterentwicklung
der Ausbildung für Lehrämter aller Art und des gesamten Schulwesens dienen können, sollen gefördert
werden.

183 Zitiert bei Mandel (wie Anm. 181), S. 193.

186 Vgl. das Sehreiben des damaligen Sprechers der Seminarleiter. Dr. Pfrommer (Karlsruhe), an den Ministerpräsidenten
vom 29.4.1960. Demnach soll Kiesinger in Freiburg gesagt haben: Was an pädagogischer Ausbildung
bei den Lehrern der Gymnasien geschieht, das wollen wir lieber bei der Frage stehen lassen. In: AStF. Akte II:
Status. Ein vom Ministerpräsidenten angebotenes, klärendes Gespräch scheiterte dann an der Intervention des
Kultusministeriums. Vgl. das Rundschreiben von Dr. Pfrommer an die Seminarleiter vom 15.11.1960. In: Ebd.

187 Vgl. z.B. das Schreiben von Dr. Kaspar an Dr. Pfrommer vom 5.12.1960 und dessen Antwort vom 15.12.1960.
Beide in: Ebd.

188 Entwurf eines Schreibens der Seminarleiter an das Kultusministerium vom 7.2.1962. In: Ebd.
w Vgl. Anm. 119.

190 Denkschrift vom 7.10.1963: Den Seminaren obliegt es also, in wissenschaftlicher Forschung und unterrichtspraktischen
Versuchen eine den ... Forderungen der Zeit entsprechende Gymnasialpädagogik zu entwickeln und
die Studienreferendare in neue pädagogische Theorien und eine sich wandelnde Praxis einzuführen. Die fachkundige
Beratung der Referendare, die ein vollakademisches Studium von durchschnittlich 12 Semestern soeben
abgeschlossen haben und ein dem neuesten Stand der Wissenschaft entsprechendes Wissen mitbringen, und die
Aufgabe, den Referendaren behutsam zu helfen, ihren eigenen methodischen Weg zu suchen und zu finden, stellen
an die wissenschaftliche ... wie an die erzieherische Persönlichkeit der Fachleiter sehr hohe Anforderungen.
In: AStF. Akte LI: Status.

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