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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 203
(PDF, 48 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0203
Die Volkshochschul 'fuer unser Volksgewuhl -
Zur Bedeutung der Volkshochschule Wyhler Wald
für den Widerstand gegen das Kernkraftwerk Wyhl*

Von

Mathias Mutz

Tief im Wyhler-Wald, da steht ein Freundschaftshaus so groß und rund:
Drin isch e' Volkshochschul'fuer unser Volksgewuhl,
im schöönen, schöönen Wyhler-Wald:

Auf dem Freundschaftsplatz, in unserem Wyhler- Wald, da pfeift der Wind:

Er trägt die Losung fort, kein KKW steht dort,

im schöönen, schöönen Wyhler-Wald:

Einmal werden wir uns alle, alle freu'n im Wyhler-Wald:

Wir trinken ein Glas Wein, auf den KKW- freien Oberrhein,

im schöönen, schöönen Wyhler-Wald:

Wo einmal die vielen, vielen Tränen flössen im Wyhler-Wald:
Dort wird ein Denkmal künden vom Kampf gegen Umweltsünden,
im schöönen, schöönen Wyhler-Wald:1

Wyhl - und nicht Tschernobyl - markiert die Krise der hundesdeutschen Atompolitik, schreibt
der Sozialwissenschaftler Dieter Rucht.2 In Darstellungen über die Ökologiebewegung in
Deutschland wird die Auseinandersetzung um das Kernkraftwerk im südbadischen Wyhl als
Wendepunkt und Ereignis mit Signalwirkung beschrieben. Hier begann sich der Protest zu formieren
, hier wurde massiv und medienwirksam gegen Atomenergie demonstriert, und hier
wurde der KKW-Bau erfolgreich verzögert und schließlich verhindert. Wyhl, insbesondere die
Bauplatzbesetzung vom Februar 1975, steht mit am Anfang jenes Phänomens, das später als
Neue Soziale Bewegungen bezeichnet wurde. Mit dem Abstand von nun 30 Jahren haben die
Ereignisse zwar ihre direkte politische Brisanz verloren, sie sind aber längst Teil des regionalen
und nationalen kulturellen Gedächtnisses und somit zu einem Thema für die Geschichtswissenschaft
geworden.3 Es gilt dabei, die Geschehnisse aus gewachsener Distanz neu zu betrachten
und zu bewerten, um den Akteuren und den Wirkungen ihres Engagements gerecht zu
werden. Die Volkshochschule (VHS) Wyhler Wald als zentrale Institution des Widerstands, die

* Den Ausgangspunkt dieses Beitrags stellt eine an der Universität Freiburg entstandene Hauptseminararbeit dar.
Mein Dank gilt PD Dr. Jens Ivo Engels vom Historisehen Seminar und den Mitarbeitern des Archivs für Soziale
Bewegungen in Bade n/Frei bürg (ASBF) sowie des Archivs der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen Weisweil
(BEBW) für die Unterstützung.

1 Wyhler-Wald-Freundschaftslied, Melodie: Tief im Kaiserstuhl, da steht ein Bauernhaus, Text: Karl Meyer aus
Bottingen. Uraufführung im „Freundschaftshaus" am 8. April 1975. Abgedruckt in: Lieber aktiv als radioaktiv.
Wyhler Bauern erzählen: Warum Kernkraftwerke schädlich sind. Wie man eine Bürgerinitiative macht und sich
dabei verändert. Hg. von Nina Gladitz. Berlin 1976. S. 115.

2 Dieter Rucht: Wyhl - Der Aufbruch der Anti-Atomkraftbewegung. In: Von der Bittschrift zur Platzbesetzung.
Konflikte um technische Großprojekte. Hg. von Ulrich Lose u.a. Berlin/Bonn 1988, S. 128-164. hier S. 158.

3 Vgl. beispielsweise Bernd-A. Rusinek: Wyhl. In: Deutsche Erinnerungsorte II. Hg. von Hagen Schulze und
Etienne Francois. München 2001, S. 652-666; Jens Ivo Engels: Südbaden im Widerstand. Der Fall Wyhl. In:
Wahrnehmung. Bewusstsein, Identifikation. Umweltprobleme und Umweltschutz als Triebfedern regionaler
Entwicklung. Hg. von Kerstin Kretschmer und Norman Fuchsloch. Freiberg 2003, S. 103-130. Als neuere
Forschungsbeiträge zum Atomkonflikt vgl. auch Thomas Dannenbaum: „Atom-Staat" oder „Unregierbarkeit"?
Wahrnehmungsmuster im westdeutschen Atomkonflikt der siebziger Jahre. In: Natur- und Umweltschutz nach

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