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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 215
(PDF, 48 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0215
Beer stellt 1983 fest, dass sich die Dozenten zu gleichen Teilen aus ökologisch engagierten
Wissenschaftlern und Leuten aus den Bürgerinitiativen zusammensetzen. Befürworter der
Kernenergie spielen kaum eine Rolle, abgesehen von den bei Diskussionen beteiligten Politikern
und dem Besuch Dr. Grupes vom Kernforschungszentrum Karlsruhe im „Freundschaftshaus
". Da bei vielen Dozenten entsprechende Hinweise fehlen, sind verschiedene soziale
Gruppen darüber hinaus schwer zu fassen. Was allerdings deutlich auffällt, ist die Tatsache,
dass die in den Interpretationen oft erwähnten Vorträge von Landwirten über agronomische
Fragen eher die Ausnahme als die Regel darstellen. Ungeachtet der Referenten machen diese
Themen nur 5 % des Programms aus, etwa die Hälfte davon fällt in die Phase der Besetzung.
Einige Veranstaltungen scheinen sich dagegen allein innerhalb akademischer Kreise bewegt zu
haben, etwa wenn über „Psychosoziale Aspekte der Ökologiediskussion" (37. Programm) gesprochen
wurde.

Auf dem Bauplatz lagen die Besucherzahlen zwischen 20 und 400 Teilnehmern; für 1977
spricht Beller von 20 bis 600 und einem Durchschnitt von 100 Personen. Freilich hatten zu
diesem Zeitpunkt Veranstaltungen schon in verschiedenen Festhallen und auch im Auditorium
Maximum der Universität Freiburg stattgefunden. Eine Einschätzung der Zusammensetzung
der Besucher der Anfangszeit gibt Wolfgang Beer: 10 bis 20 % ständige Platzbesetzer, 60 bis
70 % aus umliegenden Dörfern und 20 % aus Freiburg, Emmendingen oder weiter entfernten
Orten.32 Im Herbst 1975 wurde unter den Besuchern eine Umfrage durchgeführt, die zum Ergebnis
hatte, dass etwa die Hälfte des Publikums aus akademisch Gebildeten bestand. Etwa
ein Drittel der Befragten waren Stammbesucher der VHS. Als Motive für den Besuch wurden
in erster Linie das Bedürfnis nach Information und die Absicht, Solidarität mit den Platzbe-
setzern zu bekunden, genannt.33 Die größte Besucherresonanz erreichten Lieder- und Heimatabende
sowie Diskussionen mit Politikern. Es ist anzunehmen, dass kulturelle Veranstaltungen
allgemein größeren Zulauf hatten. So wurde bald die Kritik laut, das Programm sei zu akademisch
und eben von Freiburg aus gemacht?* Die Organisatoren reagierten darauf in der Besetzerzeitung
mit einem Aufruf:

Uns ist zum Beispiel aufgefallen, dass die Sprecher nur aus akademischen oder intellektuellen Kreisen
stammen. Natürlich verstehen sie viel von ihren Themen. Wir fänden es aber gut, wenn gerade Bauern,
Winzer oder Frauen von ihren Erfahrungen berichten würden, was letztlich für viele Anwesende ein Erfahrungsaustausch
wäre. Die Vorträge so sind oft sehr anstrengend und schwer verständlich oder auch
sehr theoretisch?5

Ein weiterer Kritikpunkt wurde darin gesehen, dass die Volkshochschule sich nur an einen
festen Kreis von Interessenten richte, vor allem nur an überzeugte KKW-Gegner. Diese Vorwürfe
lassen sich auch nicht durch Hinweise auf die Heimatabende von der Hand weisen. Zwar
betont der Koordinationskreis nur 30 bis 50 % der Besucher seien jeweils „bekannte Gesichter
", gleichzeitig werden die Veranstaltungen aber als große Wiedersehenstreffen bezeichnet.
Pauschale Aussagen über die VHS sind deshalb wenig sinnvoll, vielmehr muss zwischen Regionen
, Gruppen und einzelnen Phasen differenziert werden.

Mobilisierung - Integration - Identität:
Die Bedeutung(en) der VHS Wyhler Wald

Die von den Organisatoren geäußerte Absicht, nicht mit einem vorgefertigten Programm an die
Leute heranzutreten, sondern ... in vielen Gesprächen zu hören, wo die Probleme und Inter-

32 Beer (wie Anm. 14), S. 261.

33 Vgl. dazu Beer (wie Anm. 24), S. 1 lOff. Zu Recht verweist Beer darauf, dass Landwirte weniger bereit seien,
einen Fragebogen auszufüllen, dennoch bleiben Akademiker in diesen Ergebnissen auffallend stark repräsentiert.

34 Mossmann (wie Anm. 15), S. 163.

35 Die Volkshochschule Wyhler Wald - und was wir darunter verstehen. In: Was wir wollen 4, 1975, S.8f.

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