Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 226
(PDF, 48 MB)
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des neuen Bundeslandes 1952 (mit Rückblicken auf Pläne zur territorialen Neugliederung in den 1920er-
Jahren; S. 36 und 524f.), das Zusammenwachsen unterschiedlicher Teile zu einem wohlgeordneten Gemeinwesen
. Weit mehr als ein Drittel des Bandes ist politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der
letzten Jahrzehnte in dem Raum zwischen Main und Bodensee, Rhein und Iiier gewidmet; zeitlich reicht
der letzte Abschnitt bis zum Rücktritt von Ministerpräsident Späth (Anfang 1991).

Wie kaum anders zu erwarten, hatte auch dieser Band sein Schicksal. So mussten einzelne Autoren ihre
Beiträge mehrfach überarbeiten (S. 319, Anm. 391; vgl. S. XIVf.). Ärgerlich für den am Gesamtwerk
interessierten Käufer ist die Ausweitung von geplanten vier auf sechs Bände, was einer Verteuerung um
satte fünfzig Prozent entspricht. Offensichtlich hatten die Herausgeber resigniert, wenn die Autoren sich
nicht an vorgesehene Umfangsbegrenzungen hielten. Band 1 erschien in zwei Teilen, und der Abschnitt
,Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Landes Baden-Württemberg' soll in einem ebenfalls ursprünglich
nicht vorgesehenen Band 5 gebracht werden, zusammen mit Karten, Statistiken, Stammtafeln und Tabellen
sowie ergänzenden Bibliographien und einem Gesamtregister.

Ungewöhnlich für ein Handbuch ist die parallele Darstellung der Landesteile für die Zeit von 1918/19
bis 1952. Sie führt zur Aufblähung des Bandes mit mehrfacher Erwähnung von Ereignissen (etwa des
Mordes an Erzberger) und zu Wiederholungen (nationalsozialistischer Terror, Spannungen unter den Besatzungsmächten
und vieles andere). Ein Vorteil: Die Autoren beleuchten den jeweiligen Sachverhalt aus
unterschiedlicher Perspektive, was der Differenzierung zugute kommt. Ein Nachteil: Gewisse Gegebenheiten
gewinnen durch wiederholte Erwähnung wohl mehr Gewicht, als Herausgeber und Autoren beabsichtigt
haben. Als Beispiel seien Übergriffe marokkanischer Truppen und das Verhalten von Franzosen
1945 und später genannt: 30.000 bis 40.000 vergewaltigte Frauen und Mädchen allein in der Erzdiözese
Freiburg; Repressalien und Geiselerschießung, Plünderung und Verschleppung; Arroganz der Machthaber
; Einäscherung von Freudenstadt, ,Franzosenhiebe* und Demontagen ... (S. 228, 319, 348, 414, 443,
456, 479f., 482, 486ff. u.ö.). Beschwichtigend heißt es einmal, all das habe „die Erinnerung der Menschen
negativ geprägt und einzelne positive Entwicklungen in anderen Bereichen überlagert" (S. 443).

Einzelne Ereignisse und Entwicklungen werden ferner für ein Handbuch ungewöhnlich breit dargestellt
: Bildung der Großen Koalition 1966, Auseinandersetzungen um das bei Wyhl geplante Kernkraftwerk
, Rücktritt der Ministerpräsidenten Filbinger und Späth, Baden-Abstimmung 1970, Umweltpolitik,
Studentenbewegung, Innere Sicherheit und Terrorismus (S. 614 ff., 684f.. 713 ff., 736ff. und 771 ff.).

Die Autoren haben sich durch eine Fülle ungedruckter und gedruckter Quellen, Memoiren und wissenschaftlicher
Darstellungen gearbeitet. Weite Überblicke finden ihre Ergänzung in der Schilderung einzelner
Menschen, Orte und Regionen. Das zeigt etwa die Skizze zu Leben und Werk Oskar Schlemmers
(1888-1943), international bekannter Maler, Bildhauer und Bühnenbildner (S. 286). Schlaglichter fallen
auf das Schicksal des Elsass während des Krieges (S. 190-193). Erörtert wird der Sonderstatus von Kehl
und Lindau in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg (S. 517 bzw. 444). Sympathisch berührt,
dass Eigenheiten erwähnt werden, die ihresgleichen suchen; so gab es noch 1966 am Hochrhein eine Stadt
mit gerade einmal 185 Einwohnern: Hauenstein (S. 40). Es begegnet manch klares Urteil, etwa: „Aufnahme
, Unterbringung und wirtschaftliche Eingliederung der Heimatvertriebenen gehört zu den größten
Leistungen der Nachkriegszeit" (S. 397). Gewürdigt werden die 1954 gegründete Kommission für geschichtliche
Landeskunde, die Herausgeberin des ,Handbuchs', sowie die Staufer-Ausstellung 1977.
In ihr und ihrem Erfolg (671.000 Besucher; 9,5 Mio. DM Einnahmen bei Kosten von 4,36 Mio. DM)
feierte das Land seine ersten 25 Jahre und seine Verwurzelung in der europäischen Geschichte (S. 574
bzw. 688).

Der Band ist sorgfältig redigiert; die Beiträge sind in einer gepflegten, verständlichen Sprache abge-
fasst. Das Werk wird auf Jahrzehnte Fachhistorikern und Liebhabern der Geschichte, Studierenden und
Publizisten eine unentbehrliche Hilfe sein. Norbert Ohler

Humanisten am Oberrhein. Neue Gelehrte im Dienst alter Herren. Hg. von Sven Lembke und Markus
Müller (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 37). DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen
2004. 320 S.

Das vorliegende, gelehrt-inhaltsschwere und nicht immer leicht zugängliche Buch lässt sich zunächst so
beschreiben: Es vereinigt acht Studien zu Person und Werk oberrheinischer Humanisten vom späten 15.
bis zum frühen 17. Jahrhundert (Jakob Wimpfeling, Johannes Müller, Johannes Hug, Sebastian Brant,
Jakob Locher, Heinrich Glarean, Philipp Melanchthon, Jörg Wickram und Martin Opitz).

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