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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 237
(PDF, 48 MB)
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alte Kuh, S. 136) und manch alltagsgeschichtliches Streitlicht wie die Realitäten des Terminierens
(S. 122), aber auch eine barocke Krippenkultur (S. 137 f., 171 und 173). Robert Frank widmet sich dem
Dominikaner-Tertiarinnen Kloster (Haigerloch-)Gruol, wobei der Aufsatz inhaltlich und formal auffallend
schlecht redigiert ist. Doris Muth behandelt das Klosters Habsthal, das von 1807 bis 1810 vorübergehend
zum Sitz eines von Wessenberg begünstigten, von dem ambitionierten Sigmaringer Arzt Franz
Xaver Mezler initiierten Mädchenpensionats wurde. Insgesamt zeichnen die Tagungsbeiträge ein facettenreiches
Bild einer Säkularisation „en miniature" (S. 214) in zwei Fürstentümern, die aufgrund ihrer
räumlichen wie personellen Überschaubarkeit, der unterschiedlichen konfessionellen Ausrichtung und
dem Vorhandensein höchst unterschiedlicher Klostertypen als Fallbeispiele von Interesse sind. Eine stärkere
thematische Zuspitzung, eine Straffung und dafür die Zugabe von Kartenmaterial hätten den Beiträgen
jedoch gewiss gut getan.

Im zweiten Teil der Zeitschrift legt Dietrich Bulach eine - in Anspielung auf Hugo von Hofmannsthals
Drama „Der Kaiser und die Hexe" - als „Der Fürst und ,seine' Hexe" betitelte, dicht geschriebene und
spannend zu lesende Studie über das unglückliche Gegenüber von Eitel Friedrich II. von Hohenzollern-
Hechingen (1623-1661) und der Hechinger Bürgerin Anna Maria Grün vor. Der Fürst, 1619 kriegsverletzt
, an der Spitze eines ungeordneten, schwer verschuldeten und am Rande einer kaiserlichen Exekution
befindlichen Fürstentums stehend, in der melancholia bestendig verhaftet und sich zunehmend von
Teufels- und Hexenwerk umgeben wähnend, verfolgte die Hechinger Bürgerin über Jahre hinweg mit beträchtlichem
persönlichen Einsatz. Dass dies letztendlich erfolglos blieb, verdankt sich - und das macht
den Fall auch überregional interessant - der Intervention des Reichskammergerichtes. Bulach zeichnet
die fatale innere Logik des Geschehens unideologisch und differenzierend nach. Er verdeutlicht damit das
Ausmaß fürstlicher Willkür in der Frühen Neuzeit, aber auch deren Einschränkung durch mutige Beamte
(S. 428 f.) und die Reichsjudikatur. Paul Münch behandelt die Ideologisierung der Burg Hohenzollern von
1850 bis 1918, die nicht hur mit dem vorgefundenen mittelalterlichen Baubestand sehr großzügig umging
, sondern auch den aktuellen politischen Konstellationen entsprechend über deren Geschichte frei
verfügte. Joachim Lilla geht in Form einer kommentierten Quellendokumentation den nicht verwirklichten
Plänen einer Auflösung der (preußischen) Regierung Sigmaringen im Jahr 1943 nach. Die Überlegungen
zur Neugliederung des Landes, bei denen auch geologische, verkehrsgeographische und historische
Argumente eine Rolle spielten, sind als Vorspiel für die spätere Schaffung des Südwestsstaates und die
Gebietsreform von Bedeutung. Rolf Vogt untersucht in einer umfangreichen Studie der Geschichte der
Zwangsarbeiter in Hechingen. Ausgehend von der wirtschaftlichen Entwicklung, die in Hechingen einerseits
durch Strukturwandel, andererseits durch die Verlagerung luftkriegsgefährdeter Betriebe aus Großstädten
- darunter auch einer Abteilung des Kaiser Wilhelm-Instituts - gekennzeichnet war, zeichnet er
den sukzessiven Einsatz von Kriegsgefangenen und arbeitsverpflichteten Zivilarbeitern, ihre Unterbringung
und Behandlung nach. Erstaunlich ist dabei vor allem die Anzahl der Zwangsarbeiter, die den Alltag
und das Straßenbild in einer Kleinstadt wie Hechingen in erheblichem Maß geprägt haben müssen.
Neben der archivalischen Überlieferung und einigen Zeitzeugenberichten zieht Vogt mit Gewinn die Verlautbarungen
der „Hohenzollerischen Zeitung" heran. Allerdings unterlässt er es, die Rolle der Zeitung
und die Zuverlässigkeit ihrer Berichterstattung zu diskutieren, die insbesondere gegen Kriegsende nur
noch normativen Wert gehabt haben dürfte. Unter dem Titel „Sigmaringer Eisenbahnfrage(n)" beschäftigt
sich Wolfgang Wenzel im letzten Beitrag mit einem Stück lokaler Verkehrsgeschichte.

Clemens Joos

Orts- und personengeschichtliche Literatur

Hermann Brommer: March-Hugstetten, St. Gallus - March-Buchheim, St. Georg (Kleiner Kirchenführer
). Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2003. 40 S., zahlr. Farb-Abb.

In kompromissloser Schlichtheit präsentiert sich die Hugstetter Galluskirche. In den 1960er-Jahren wurde
sie für die stark gewachsene katholische Pfarrgemeinde errichtet, voraussetzungslos sozusagen, auf
einem neuen Bauplatz an der Hauptstraße, denn der Vorgängerbau ging durch Verkauf auf die evangelische
Pfarrgemeinde über. Ganz entgegen dem Augenschein steht diese neue Kirche in einer langen Tradition
: Das Gallus-Patrozinium legt nahe, dass die Pfarrei im 8. Jahrhundert gegründet wurde, als das
Bodensee-Kloster St. Gallen mit umfangreichem Besitz im Breisgau Fuß fasste. Die früheste schriftliche
Nennung von St. Gallus in Hugstetten stammt allerdings erst aus dem 13. Jahrhundert.

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