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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 240
(PDF, 48 MB)
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liehen sozialen Situation wie Rosalie Hauser waren, gibt es inzwischen verschiedentliche Forschungshinweise
. Wenn den Text nicht das Schicksal ereilen soll, lediglich als volkskundlicher Steinbruch zu dienen
, bedarf es zuerst und vor allem einer quellenkritischen Auseinandersetzung. So sollte zunächst die
Funktion seiner Abfassung für die Autorin erfragt werden. War möglicherweise auch Hausers autobiographische
Erinnerungsinitiative Ausdruck eines aufkommenden Krisenbewusstseins im jüdischen Bürgertum
um 1900, das sich an verloren gegangene Sozialformen zurück erinnerte und diese nicht selten
verklärte, wie es Miriam Gebhardt vor einiger Zeit in einer größeren Untersuchung herausgefunden hat?
Ein weiterer Punkt: Dass Frauen und Männer das Dorfleben sehr unterschiedlich wahrnahmen, ist seit
Illien/Jeggle ein gängiger Wissensbestand. Deshalb besteht die Besonderheit des vorliegenden Textes gerade
darin, dass er von einer Frau herrührt. Dennoch wurden geschlechtergeschichtliche Fragestellungen,
die längst auch auf die Geschichte jüdischer Frauen angewandt werden (Marion Kaplan, Claudia Prestel,
Stefanie Schüler-Springorum, lokalgeschichtlich: Beate Bechtold-Comforty), bei der Textedition gänzlich
ignoriert.

Die aufgezählten Mängel beeinträchtigen die bemerkenswerten Erkenntnischancen des Hauserschen
Textes erheblich. Leider scheint hier ein Publikationsschnellschuss den Vorrang vor solider geschichtswissenschaftlicher
Arbeit bekommen zu haben. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass der nunmehr in gedruckter
Form vorliegende Quellentext ein Ansporn für die Erforschung der Lebenswelten jüdischer
Frauen in und aus oberrheinischen Landgemeinden wird. Uwe Schellinger

Doris Huggel: Johann Jacob Fechter. 1717-1797. Ingenieur in Basel. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg
2004. 232 S., 107 Färb-Abb.

Freiherr Ferdinand Sebastian von Sickingen holte mit dem Bau seines Schlosses in Ebnet bei Freiburg
i.Br. nach der Einschätzung der Autorin „zu einem grossen Wurf aus, wie er das zwanzig Jahre später bei
seinem Stadtpalais an der Salzstraße 21 ... wieder tat." (S. 127). Während das Freiburger Stadtpalais von
dem durch seinen Kuppelbau von St. Blasien berühmten Franzosen Michel dTxnard geschaffen wurde,
stammen die Pläne für das Ebneter Schloss von dem zeitweise in Vergessenheit geratenen Johann Jacob
Fechter. Von der repräsentativen Architektur des 18. Jahrhunderts in Freiburg geht außerdem auch die
Neubau-Planung des Hauses zum Ritter (Münsterplatz 10) auf den 1717 in Basel geborenen Ingenieur
und Architekten zurück. Weitere Breisgauer Bauten, die mit Fechter in Beziehung gebracht werden, sind
das Lieler Schloss (wo eher eine geringere Beeinflussung als eine durch ihn verantwortete Planung wahrscheinlich
ist, vgl. S. 146) und das Munzinger Schloss, dessen Barockisierung und Renovierung zwischen
1760 und 1765 mit guten Gründen Fechter zugeschrieben wird (S. 150-154).

Fechters Leben und Werk sind also Gegenstand der als Dissertation an der Philosophisch-Historischen
Fakultät in Basel im Jahr 2003 entstandenen, gut strukturierten und auf intensivem Quellenstudium beruhenden
Arbeit. Die Untersuchung stellt die Leistung des langjährigen Basler Stadtbaumeisters erstmals
in angemessener Form dar. Dabei wird Fechter endlich der ihm zustehende Platz in der Baugeschichte
der Region eingeräumt - gerade auch gegenüber bisher besser erforschten Architekten wie etwa seinem
Basler Zeitgenossen Samuel Werenfels (1720-1800). Doch Huggels Studie leistet noch mehr: Dass sie
sich neben Leben (S. 16-27) und Werk (passim) Fechters auch den Berufsgruppen „Ingenieure - Architekten
- Baumeister" (S. 14f.) und vor allem der Organisation der Bauverwaltung Basels im 18. Jahrhundert
zuwendet (S. 28-44), verleiht der Arbeit zusätzliche Bedeutung, die über den vorliegenden Einzelfall
hinausgeht. Die Darstellung des kompliziert angelegten Basler Bauverwaltungsapparates hilft
nämlich einerseits, Fechters Wirken in diesem Umfeld besser zu verstehen, bietet andererseits aber auch
ein weiteres Beispiel für die Anlage, Probleme und das Funktionieren einer städtischen Bauverwaltung,
die sich in verschiedener Hinsicht von bekannteren Beispielen wie etwa dem der Stadt Bern unterscheidet
. Die Würdigung des von Fechter geschaffenen Werks wird in die Kategorien „Werk im Staatsauftrag"
(S. 45-54) und „Werk für Private und Korporationen" (S. 111-154) sowie Unterkapitel wie „Vermessungsarbeiten
". ..Ingenieurarbeiten", „Bauten" etc. eingeteilt.

Details der ergebnisreichen Arbeit zu referieren, kann nicht Sinn dieser Besprechung sein. Doch seien
schlaglichtartig einige der Befunde vorgestellt. So zeigt sich unter anderem, dass sich Fechter seit seinem
Eintreten in den Staatsdienst weitgehend aus privaten Baugeschäften zurückzog. Zu seinen organisatorischen
und praktischen Arbeiten für den Staat gehörten neben dem Anfertigen von Plänen auch Besichtigungen
, Kostenvoranschläge, Auftragsvergaben und -kontrollen, Schlussrechnungen sowie das Berichtswesen
. Allerdings entwarf er auch in den 70er-Jahren, als er Lehrmeister zum Beispiel des späteren

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