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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 9
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0009
eines apostolischen Legaten, der gegen einen Ablass von 40 Tagen um Spenden für das Gutleuthaus
bat.6 Die magister etfratres domus pauperum leprosorum de Friborch brauchten die
Almosen zur Vollendung der von ihnen begonnenen Gebäude.7 Unklar ist hierbei, ob es sich
um die Errichtung einer völlig neuen Anlage für Aussätzige oder um die Erweiterung eines
bereits bestehenden Spitals handelte. Möglicherweise ist die Anlage aber auch aus einer der
typischen Ansammlungen von Hütten, in denen Aussätzige oft vor den städtischen Siedlungen
auf dem Feld lebten, hervorgegangen.

Diese erste urkundliche Erwähnung zeigt, dass der Ausbau des Freiburger Gutleuthauses in
die Mitte des 13. Jahrhunderts fiel und damit genau in die Zeit, in der erstmals eine größere
Verbreitung der Lepra in Europa zu verzeichnen war. In diesem Zeitraum ist die „offenbar planmäßige
Anlage immer neuer Aussätzigenhäuser" überall in Mittel- und Westeuropa festzustellen
.8 Peter Johanek glaubt sogar, eine Verbindung in der zunehmenden Verbreitung der Seuche
und dem Aufblühen der Städtekultur zu erkennen.9 Fest steht, dass das Freiburger Gutleuthaus
um 1251 gezwungen war, seine Einrichtung räumlich auszudehnen, was einen Anstieg der
Erkrankungszahlen voraussetzt.10

Die nächste urkundliche Erwähnung betrifft eine Erweiterung des Gutleuthauses und gibt
außerdem den ersten Hinweis auf dessen Standort. 1256 forderte Papst Alexander IV. den Bischof
von Konstanz auf, dem domus leprosorum de Hadelnhusen prope Vrib[u]rch einen
Kaplan, sowie campanam und cimiterium zu bewilligen.11 Die Zustimmung durch Bischof
Eberhard von Konstanz erfolgte im Juni 1258.12 Aus dieser päpstlichen Anordnung ergibt sich,
dass eine Kapelle oder Kirche bereits vorhanden gewesen sein muss. Der Kaplan erhielt die
Aufgabe, die Messe zu feiern, die Toten zu begraben und die Sakramente zu spenden, sine
preiudicio ecclesie parrochialis,13 also unabhängig vom Entscheidungsrecht der örtlichen Pfarrei
.14 Dies entsprach in den wesentlichen Punkten den Forderungen des 3. Laterankonzils von
1179, das damit dem zunehmenden Bau von Leprosenhäusern Vorschub leistete.

1268 forderte Albertus Magnus, der die Kapelle des Gutleuthauses weihte, die Gläubigen zur
Unterstützung der Kirche des Gutleuthauses auf.15 Für den Besuch der Kapelle am Tag der
Weihe und eine Spende versprach er einen Ablass von 140 Tagen. Er weihte den Hochaltar der
Jungfrau Maria und dem heiligen Jakobus, „dem Schutzheiligen des Hauses".16

Diese drei genannten Dokumente spielten für die Etablierung des Hauses als vollwertige
Institution eine herausragende Rolle. Sie alle stammen von kirchlicher Seite. Das erste städtische
Dokument, das die Fürsorge für das Aussätzigenspital anbelangt, ist auf das Jahr 1273 da-

6 Die Urkunden des Heiliggeistspitals zu Freiburg im Breisgau. II. Bd. 1401-1662. Bearb. von Leonard Korth
und Peter P. Albert (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 3). Freiburg 1900, S.
470, Gutleuthaus (G) Nr. 1.

7 Hefele (wie Anm. 5), S. 102, Nr. 120.

8 Dankwart Leistikow: Bauformen der Leproserie im Abendland. In: Aussatz - Lepra - Hansen-Krankheit. Ein
Menschheitsproblem im Wandel. Teil 2. Aufsätze. Hg. von Jörn Henning Wolf. Würzburg 1986, S. 103-150,
hierS. 105.

9 Peter Johanek: Stadt und Lepra. In: Lepra - Gestern und Heute. Hg. von Richard Toellner. Münster 1992, S.
42-47, hier S. 42.

10 Ulrich Knefelkamp: Das Gesundheits- und Fürsorgewesen der Stadt Freiburg im Breisgau im Mittelalter (Veröffentlichungen
aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 17). Freiburg 1981, S. 66.

'i Hefele (wie Anm. 5), S. 127, Nr. 154.
•2 Ebd., S. 140, Nr. 169.

13 Ebd.

14 Knefelkamp (wie Anm. 10), S. 67.

15 Die Urkunden des Heiliggeistspitals zu Freiburg im Breisgau. III. Bd. 1220-1806 (Nachträge). Bearb. von Josef
Rest (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 5). Freiburg 1927, S. 644, G Nr. 145;
Knefelkamp (wie Anm. 10), S. 67.

16 Johannes Werner: Die Aussätzigen von Freiburg. In: Freiburger Almanach 33, 1982, S. 43-47, hier S. 46;
Ingrid Lincke: Die Gutleuthäuser in Südbaden mit besonderer Berücksichtigung der Freiburger Verhältnisse.
München 1967, S. 54.

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