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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 10
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0010
tiert.17 Im Allgemeinen waren die Aussätzigenspitäler fast immer mit Städten verbunden, anfangs
jedoch vor allem mit Bischofsstädten.18 Das ist auf die Bestimmungen verschiedener
früherer Konzilien zurückzuführen, die den Bischöfen die Fürsorge für die Leprosen übertrugen
.19 Später jedoch, mit der verstärkten Ausbreitung der Seuche, verfügten nahezu alle
größeren Städte über ein Leprosenspital. Peter Johanek ist der Ansicht, dass im Verlauf des 13.
und 14. Jahrhunderts die Gemeinden die Überwachung, Versorgung, Verwaltung und Kontrolle
der Leprosenspitäler übernahmen und auch bei der Gründung aktiv beteiligt waren. Trotzdem
unterstanden die Leprosen in vielen Bereichen dem Kirchenrecht und „im Prinzip" hatte ein
kirchliches Sendgericht auch über die Diagnosenstellung zu entscheiden.20 Die örtliche Pfarrei
war jedoch in ihrer juristischen Zuständigkeit eingeschränkt, wie aus den Erlassen des
3. Laterankonzils und auch aus dem oben erwähnten Brief des Bischofs von Konstanz ersichtlich
ist.

Wie bei den Gründungsdaten gibt es auch über das Ende des Gutleuthauses nur wenig konkrete
Informationen. Nach den Angaben von Ulrich Knefelkamp wurde das Freiburger Gutleuthaus
„am 29.12.1632 von Schweden verbrannt".21 Ob das Gutleuthaus an gleicher Stelle
wieder aufgebaut wurde, muss offen bleiben. Gesichert ist jedoch, dass auch nach dem Brand
ein Gutleuthaus in Freiburg existierte. Belegt wird dies zum einen durch Rechnungsbücher des
Gutleuthauses, die aus der Zeit nach dem Brand stammen,22 zum anderen durch ein Ratsprotokoll
von 1668, das beweist, dass auch nach dem Brand noch Gutleutpfleger im Amt waren.23

Der Standort

Es gibt bestimmte Grundelemente, die für fast alle Leprosorien nachweisbar sind. Allen gemeinsam
war die Lage außerhalb der Stadt,24 was der Praxis der Isolation der Aussätzigen zum
Schutz der gesunden Stadtbevölkerung entsprach.23 Außerdem war die Errichtung der Anlage
an zentralen Straßenkreuzungen, Handelsstraßen oder städtischen Zufahrtsstraßen günstig, da
die Insassen des Leprosoriums an den viel benutzten Straßen die Möglichkeit hatten, um Almosen
zu betteln, ohne in die Stadt gehen zu müssen. Häufig wurde auch die Lage an Fluss- oder
Bachläufen gesucht, da sie die Zufuhr von frischem Trinkwasser sicherstellte. Dabei musste jedoch
beachtet werden, dass die Fließrichtung von der Stadt wegführte, damit kein verunreinigtes
Wasser in die Stadt gelangen konnte. Oftmals umschloss eine Mauer oder ein Graben
das Spitalgelände. Die baulichen Bestandteile weisen auf den Charakter des Leprosoriums als
eigenständige Einrichtung hin, die, bei einer entsprechenden Größe und bei ausreichendem
Eigenbesitz, ein wirtschaftlich unabhängiges Gemeinwesen bilden konnte.26 Neben den Wohnhäusern
gab es Wirtschaftsgebäude, oft eine Kirche oder Kapelle und einen Friedhof. Damit
waren alle wesentlichen Elemente beisammen, um sowohl für das leibliche als auch das geistliche
Wohl der Insassen sorgen zu können.

Das Freiburger Gutleuthaus hatte seinen Standort außerhalb der Stadt jenseits der Dreisam

17 Die Urkunden des Heiliggeistspitals zu Freiburg im Breisgau. [. Bd. 1255-1400. Bearb. von Adolf Poinsignon
(Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 1). Freiburg 1890. S. 470, Nr. 2.

18 Johanek (wie Anm. 9), S. 45.

19 Beispielsweise die Konzile von Orleans (549) und von Lyon (583).

20 Johanek (wie Anm. 9), S. 45f.

21 Knefelkamp (wie Anm. 10). S. 77, dort Anm. 95.

22 Stadtarchiv Freiburg (StadtAF). El B IIc Nr. 6 (Rechnungsbücher des Gutleuthauses. 1698-1703).
2^ StadtAF B5 XHIa Nr. 92, fol. 101 v und 102r.

24 Der oft erwähnte und symbolisch gemeinte Ausspruch „einen Steinwurf entfernt*' bedeutet, dass die Lage des
Spitals zwar außerhalb der Stadt sein sollte, aber nicht soweit, dass die Aussätzigen nicht mehr zum Betteln in
die Stadt kommen konnten, Leistikow (wie Anm. 8), S. 108.

25 Hierzu und im Folgenden Jürgen Belker: Lepra und Leprosenhäuser - ein historischer Überblick. In: Wandel
der Volksstruktur in Europa. Bd. 2. Hg. von Nils-Arvid Bringeus u.a. Münster 1988, S. 670-675, hier S. 672.

26 Leistikow (wie Anm. 8), S. 108.

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