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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 39
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Breisach übergegangen, als dort über die Spenne, Zerwürfnisse, zwischen dem Kloster St. Marienau mit
ihrer Äbtissin, Priorin Katherina von Pforr, und den drei Brüdern Pforr verhandelt wurde.6 Wie so häufig
ging es um Besitz bzw. Zins aus dem Nachlass, den beide Parteien beanspruchten, nachdem Katherinas
Mutter, Anna von Pforr, verstorben war. Unter anderem standen dem Kloster 5 Pfund Pfennig zu von Hüg-
lins Badstuben und ab dem Hus zu dem Schwarzen Adler, ohne dass der Ort, in welchem diese beiden
Häuser standen, ausdrücklich genannt wird.7 Klöster nahmen es sehr genau mit den Besitzrechten und
hielten alles detailliert in dicken Folianten fest. Daher wird 1495 in einem Zinsbuch eben dieses Klosters
Marienau erneut der „Schwarze Adler" erwähnt, der Zins an das Kloster zu entrichten hatte. Ort und Lage
des Hauses ließen sich nun feststellen: In der Oberstadt von Breisach befand sich dieses Gasthaus, das
mindestens bis 1810 bezeugt ist. 1798 erklärte der damalige Wirt, dass die auf dem Haus liegende Wirtschaftsgerechtigkeit
sehr alt sei, ebenso das Wirtshausschild aus Eisen. Es stamme wohl noch vom Ende
des 17. Jahrhunderts. Aber so genau wusste er es auch nicht ...8

Diesen „Schwarzen Adler" in der Stadt Breisach hat Dr. Fauler in das kleine und damals sehr
unbedeutende Dorf Oberbergen verlegt, das überhaupt noch keine Gastwirtschaft mit Schild
besaß, wie sich später zeigen wird.

Die verpfändete Herrschaft Burkheim mit dem Talgang lösten die Brüder Konrad und Jörg
von Tübingen, Inhaber der Herrschaft Lichteneck, schon nach 18 Jahren mit knapp 6.000 Gulden
aus und wurden dafür von Herzog Sigmund mit der Herrschaft im Kaiserstuhl belehnt. Sie
blieb 86 Jahre lang im Besitz der Grafen von Tübingen. Als König Ferdinand I. Burkheim mit
dem Talgang erneut verpfändete, verlangte er weit mehr Geld dafür als seine Vorgänger: Der
kaiserliche Hauptmann Christoph von Stern musste 1548 10.000 Gulden in die königliche Privatschatulle
bezahlen und das, um zwölf Jahre lang auf dem etwas pawfelligen Schloss hausen
zu dürfen!9 Immerhin gab ihm König Ferdinand noch einen Zuschuss in Höhe von 600 Gulden
für die Instandsetzung des baufälligen Gemäuers. Sehr lange erfreute sich der Hauptmann
nicht seines renovierten Schlosses, denn bald zog ein anderer Herr dort ein, der sich intensiver
um die Belange der Einwohner kümmerte: Lazarus von Schwendi (Abb. 2).

Lazarus von Schwendi
und der Leibeigene Claus Keller

Mit Lazarus von Schwendi wurde ein bekannter und berühmter Feldhauptmann, der viele Jahre
im Dienste des Kaisers gestanden hatte, Herr zu Burkheim. Nun lenkte er für gut zwei Jahrzehnte
die Geschicke der Menschen im Städtchen und in den Dörfern des Talgangs. Zu diesen
gehörte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Claus Keller aus Oberbergen.10 Ohne Kirchenbücher
- sie beginnen meist erst im 17. Jahrhundert - lässt sich jedoch nicht feststellen,
ob es sich bei ihm tatsächlich um einen Vorfahren der heutigen Familien Keller handelt.

Werfen wir zunächst einen Blick auf Lazarus von Schwendi, der 1522 als unehelicher Sohn
einer Magd und des Adligen Rutland von Schwendi im schwäbischen Mittelbiberach geboren
wurde. Normalerweise wäre dies in damaliger Zeit ein Makel gewesen, der seiner Karriere sehr
geschadet hätte. Seine Mutter wäre bestraft worden und das Kind hätte zeitlebens unter Zurücksetzung
gelitten. Anders bei diesem Adligen: Kein geringerer als Kaiser Karl V. legitimierte den
kleinen Lazarus zwei Jahre später. Er wurde seiner unnelichen Gepurt halber dispensiert, die
Mackel aufgehept, vertilkt und ganz abgethan. Ohne dieses kaiserliche Edikt hätte Lazarus

6 Es handelt sich um Anthonius, Hans Werner und Gervasius von Pforr. Zumindest die beiden Letzteren waren Mitglieder
der Landstände, Haselier (wie Anm. 4), S. 215.

7 Stadtarchiv Breisach (StadtAB), Urkunde Nr. 567, 1464 April 30. In der Urkunde werden verschiedene Orte genannt
: Rotweil, Niederrotweil, Achkarren und Breisach, aber nicht Oberbergen.

8 StadtAB, Urkunde Nr. 580. fol. 7v. Zur Wirtschaftsgerechtigkeit siehe das Zinsbuch des Klosters Marienau,
StadtAB, Akte 1697.

9 GLA, 21/1337; Haselier (wie Anm. 4). S. 213.

10 Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), LI Burkheim C I Nr. 1, Zins- und Heiratsbriefregister von Oberbergen/Vogtsburg
, 1576-1594.

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