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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 45
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0045
Wie entwickelte sich nun die Bevölkerung in Oberbergen in den nächsten Jahrhunderten?
Zur Zeit von Claus und Christian Keller hatte sie stark zugenommen, der Boden war knapp geworden
, die Nahrungsdecke dünner. Dann brach der Dreißigjährige Krieg aus (1618-48) und
wütete schrecklich am Oberrhein. In Oberbergen sollen „nur acht Männer in einer Waldhöhle
unterhalb des Neunlindenberges" überlebt haben, daher angeblich der Name „Achtmannbuck"
für dieses Waldgebiet.24 In diesen Kriegswirren hat keiner auf seinen Nachbarn geachtet; ein
jeder hatte mit sich selbst zu tun. In der hiesigen Region ist sicherlich ein Drittel bis die Hälfte
der Menschen umgekommen. Aber wie nach jedem Krieg erholte sich die Bevölkerung bald
wieder, Vertriebene kehrten zurück und „Ausländer" aus der Schweiz, Österreich sowie anderen
Herrschaftsgebieten wanderten zu. Bis spätestens Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Bevölkerungsverluste
aufgeholt und in den Dörfern lebten bald so viele Einwohner, dass der vorhandene
Boden sie nicht mehr ernähren konnte. So war es auch in Oberbergen und Vogtsburg,
wo 1789, zur Zeit der Französischen Revolution, 129 Häuser mit 705 Einwohnern gezählt wurden
. Zwanzig Jahre später waren es schon 763 Bauern in 131 Häusern. Die Höchstzahl war um
1852 mit 913 Einwohnern in Oberbergen und 95 in Vogtsburg erreicht. Viele suchten nun ein
besseres Auskommen jenseits des Ozeans in Amerika oder verzogen in andere Gemeinden,
denn 1905 wurden insgesamt nur noch 677 Personen in den beiden Ortsteilen gezählt.25

Eine Heirat bringt Licht in die Herkunft der Vorfahren Keller

Das Schicksal von Claus und Christian Keller, die 1560 und 1603 - wohl mit ihren Familien -
in Oberbergen ansässig waren, ist ungewiss. Der Krieg wird sie vertrieben haben, wenn sie
nicht darin umgekommen sind. Seit Anfang der 1630er-Jahre wüteten in dieser Gegend jedoch
nicht nur die Soldaten, sondern 1633/34 grassierte auch die Pest und forderte viele Todesopfer.
Nicht zuletzt war es der Hunger, der die Übriggebliebenen die Heimat verlassen ließ, denn
Speicher und Keller waren von den Soldaten geplündert, die Ernten vernichtet und die Reben
zerstört, da die Soldaten die Rebstöcke zum Feuermachen benutzt hatten. Nach dem Friedens-
schluss von 1648 kehrte mancher zurück, andere zogen hierher in der Hoffnung auf ein besseres
Auskommen. Aus der Schweiz sollen die Keller nach dem Dreißigjährigen Krieg eingewandert
sein, eine Vermutung, die nicht belegt werden konnte, da das Kirchenbuch von Oberbergen
erst mit dem Jahr 1700 beginnt. Dem Kirchenbuch von Jechtingen, das ja ebenfalls zur
Herrschaft Burkheim gehörte, ist jedoch zu entnehmen, dass vielfach Ehen mit Partnern aus
dem Elsass, Lothringen sowie mehrfach aus der Schweiz eingegangen wurden.26 Nach der Vermählung
blieben die Zugezogenen dann auch meistens am Ort. Lässt sich nun in den Kirchenbüchern
der Umgebung ein Keller finden, der nach Oberbergen heiratete? Aufschluss brachte
schließlich ein Eintrag von 1717 im Ehebuch:

Anno 1717, Die 26 Aprilis in facie Ecclesiae Matrimonialem Solemnitatem suam celebravit honestus
Juvenis Joannes Georgius Keller Amolteranus cum honesta et pudica Virgine Catharina Schätzlinin.
Testibus honesta Cive Oberbergano Joanne Haumeister et Mathia Schiblin, Juvene.21

Die Ortsangabe „aus Amoltern" lüftet den Schleier zur Herkunft des Vorfahren der heutigen
Keller, allerdings erst für die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Es ist durchaus möglich.

24 Im Talgang des Kaiserstuhls. Wilhelm Jensen. Hg. von Franz Keller. Mit einem Nachwort von Sophie Bauer.
Freiburg 1993, S. 69.

25 Kreisbeschreibung (wie Anm. 3), Bd. II/2, S. 836.

26 Erzbischöfliches Archiv Freiburg (EAF). Tauf-, Ehe- und Totenbuch sowie Firmungen von Jechtingen. Das Ehebuch
beginnt 1657.

27 Übersetzung: Am 26. April 1717 ging der ehrbare Jüngling Johann Georg Keller aus Amoltern mit der ehrbaren
und keuschen Jungfrau Catharina Schätzlin im Angesicht der Kirche feierlich die Ehe ein. Zeugen waren der ehrbare
Bürger Johannes Haumeister aus Oberbergen und der Jüngling Mathias Schiblin, EAF. Tauf-, Ehe- und
Totenbuch von Oberbergen ab 1700. Dasselbe von Amoltern. ab 1676. Auch im Folgenden.

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