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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 54
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Wahrscheinlich war Willmann nicht Eigentümer des „Adlers", sondern lediglich Pächter wie
die anderen Wirte auch. Eine ganze Reihe von Bürgern werden in den nächsten Jahrzehnten
genannt: 1830 war es ein Wirt namens Kunst, 1840 Benjamin Meyer/Mayer.53 1847, kurz vor
der 48er-Revolution, wurde Pantaleon Burkart die Bewilligung zum Betrieb erteilt, bereits
1854 erhielt sie Altbürgermeister Josef Fürderer.54

Man stellt sich die Frage, warum die Wirte so häufig wechselten, wenn mit einer Gastwirtschaft
offenbar doch ganz gut verdient wurde, wie sich 1843 am Steuerkapital der drei Gastwirte
in Oberbergen und Vogtsburg feststellen lässt. Unter den 299 Steuerpflichtigen zählten
die Wirte zu den wohlhabendsten: Roman Denzlinger auf dem Rössle in Vogtsburg mit 3.420
Gulden Steuerkapital, Gregor Klingenmeier auf dem „Hirschen" mit 5.200 und Benjamin
Meyer mit 3.880 Gulden auf dem „Adler".53 Klingenmeier profitierte offenbar immer noch von
den auf der ehemaligen Stube liegenden Rechten: Hier fanden nach wie vor Gemeindefeste und
Hochzeitsfeiern statt. Die Konkurrenz wurde weitgehend ausgeschaltet, da noch der alte Zunftgeist
regierte. Dies sollte sich erst 1867 mit der Einführung der Gewerbefreiheit ändern.

Die vierziger Jahre stellten in vielerlei Hinsicht eine Zeit des Umbruchs dar. Die soziale Lage
hatte sich durch den zunehmenden Bevölkerungsdruck verschlechtert, andere Verdienstmöglichkeiten
bestanden kaum. Die Ablösung des Zehnten machte den Bauern zu schaffen, dazu
kamen mehrere schlechte Ernten infolge nasser Witterung und einer Kartoffelkrankheit, die
1845/46 eine Hungersnot auslöste. Viele Kleinbauern und arbeitslose Handwerker verließen
die Heimat, um in Amerika ein besseres Auskommen zu finden. Einer dieser Auswanderer
stammte aus der Familie von Benjamin Keller: Wilhelm, geboren 1848 in Oberbergen, gestorben
in Illinois, USA. Nachkommen dieses Familienzweigs namens Potts fanden 2004 wieder
den Weg in die alte Heimat.

Zweifellos beeinflusste die politische Situation die Stimmung der Menschen. Bald herrschte
Resignation, bald Aufbegehren. Die in der badischen Verfassung von 1818 versprochene Liberalisierung
war nicht eingetreten, im Gegenteil: Statt Reformen gab es Restriktionen. Bis auf
Gemeindeebene wirkte sich die instabile politische Situation aus; in den Gastwirtschaften -
gewiss auch im „Schwarzen Adler" - wurde so viel diskutiert und debattiert wie selten zuvor.
Jeder kleine Bauer meinte Bescheid zu wissen über die aktuellen Ereignisse, den Marsch der
Revolutionäre nach Freiburg, das Eingreifen des preußischen Militärs und schließlich das
Scheitern der Badischen Revolution. In Oberbergen hatte es ebenfalls Freischärler gegeben, die
sich gegen die bestehende Ordnung aufgelehnt hatten. Einer von ihnen war Bürgermeister
Schill, gegen den deshalb 1849 eine Untersuchung wegen Hochverrats eingeleitet wurde.56 Nun
zog die badische Regierung die Zügel an, kontrollierte und reglementierte. Besonders auf die
Wirtshäuser als Treffpunkt der Aufrührer hatte sie ein Auge.

Inzwischen, 1858, wirtete Pantaleon Littner auf dem „Adler", 1879 wohl dessen Sohn,
Arnold Littner.57 Die Geschäfte liefen gut in der Gründerzeit, auch der „Hirschen" florierte.
Sogar für eine dritte Wirtschaft in Oberbergen schienen die Chancen nicht schlecht.

Der „Rebstock"

In Oberrotweil gab es seit 1805 schon fünf Wirtschaften. Aus diesem Grund war sich Karl
Schneider sicher, dass in Oberbergen auch eine drittes Gasthaus überleben könnte, zumal das
von ihm zu diesem Zweck erworbene Haus - wie der „Adler" - an der Landstraße lag. Das Gebäude
, ein zweigeschossiges Walmdachhaus, war wohl Ende des 18. Jahrhunderts erbaut wor-

53 GLA, 70 Oberbergen, Gemeinderechnungen Nr. 8 und 9.

54 GemeindeAO, V. 2, 336, Die Wirtschaft zum Adler.

55 GLA. 70 Oberbergen, Gemeinderechnung Nr. 3.
1000 Jahre (wie Anm. 2), S. 53.

57 GemeindeAO, V. 2, 336, Die Wirtschaft zum Adler.

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