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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 57
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Keller, geb. 1751, und Barbara Baumgartner, die jung geheiratet hatten - sie mit 19, er mit 20
Jahren.

So viele Familien benötigten auch viele Wohnhäuser, die in der Regel über mehrere Generationen
in den Familien blieben. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts befanden sich folgende
Häuser in ihrem Besitz: Nr. 2, 5, 28, 74, 112, 136 und 165, d.h. eine Familie musste
Eigentümer von zwei Häusern gewesen sein. Das Haus Nr. 61, der „Schwarze Adler", gehörte
ihnen noch nicht. Er war in Händen von Moritz Mayer und dessen Sohn Benjamin.63

Innerhalb der Familien bestand Übereinstimmung in gemeindepolitischen Fragen, wie sich
1841 bei der Abstimmung über den Bau der Straße zwischen Oberbergen und Vogtsburg zeigte.
Die 185 stimmberechtigten Bürger - insgesamt lebten hier inzwischen 871 Personen64 - waren
mehrheitlich dafür, alle Straßenarbeiten der beiden Teilgemeinden gemeinsam auszuführen
. Dagegen waren jedoch Franz Anton, Wendolin, Roman und die Jungbürger Jakob und
Pantaleon Keller.65 Es ist interessant, dass sich alle in diesem Punkt so einig waren und damit
eine andere Meinung vertraten als die meisten Oberbergener. Benjamin, geb. 1819, befand sich
zu dieser Zeit offenbar nicht in Oberbergen. 1843, im Alter von 24 Jahren, heiratete er Albertina
Baumgartner. Zwölf gemeinsame Jahre waren ihnen beschieden, dann starb sie 1855 mit
knapp 35 Jahren. Sehr bald - nicht einmal fünf Monate später - nahm er sich eine neue Frau:
Albertine Fichter, 19 Jahre alt.

Eine interessante Persönlichkeit muss Franz Anton, geb. 1860. der spätere Vater von Franz
Keller sen., geb. 1927, gewesen sein (Abb. 9). Er durchlief sechs Jahre lang eine professionelle
Ausbildung im damals berühmten Hotel „Kopf der Familie Pyrrh in Freiburg. Mit 14
Jahren begann er seine Lehre: zwei Jahre als Piccolo und Kellner, weitere zwei Jahre in der
Küche. Die beiden letzten Jahre wurde er in der Weinwirtschaft ausgebildet. Damals erhielten
die Lehrlinge noch kein Geld, im Gegenteil: Der Vater musste für ihn Lehrgeld bezahlen, 2
Gulden pro Monat im 1. Drittel des Lehrjahrs, 1 Gulden im 2. Drittel. Nach 6 Jahren erhielt
er endlich einen nicht sehr üppigen Lohn in Höhe von 1 Taler pro Monat. Franz Anton war
ein außerordentlich unternehmungs- und abenteuerlustiger junger Mann, denn nach seiner
Ausbildung verdingte er sich für vier Jahre bei der kaiserlichen Kriegsmarine, danach arbeitete
er als Oberbootsmanns-Maat drei Jahre auf dem Kreuzer „Wilhelm". Sieben Jahre verbrachte
er insgesamt auf Wanderschaft, arbeitete und kochte in so berühmten Hotels wie dem
Claridge in London, dann in Paris, Lyon und Nizza.66 Welterfahren und voller Tatendrang
kehrte Franz Anton gegen Ende der 1880er-Jahre wieder zurück nach Oberbergen. Er wird sich
um die Landwirtschaft gekümmert haben, denn sein Vater war 1885 verstorben. Seine Kenntnisse
im Weinbau konnte er nun bei den einheimischen Reben anwenden. Was lag nun näher,
als auch mit Wein zu handeln! Offenbar war er ein sehr geschickter Kaufmann, denn im Lauf
der Jahre sammelte er ein beträchtliches Vermögen an. Er kaufte Wiesen und vermehrte seinen
Waldbesitz. Nach dem Tod der Mutter 1889 erbten er, seine Schwester Sophie und sein
jüngerer Bruder Benjamin das restliche Vermögen der Eltern. Die Kinder aus erster Ehe des
Vaters mit Albertina Baumgartner wurden jetzt nicht mehr bedacht; sie hatten schon beim Tod
der Mutter ihren Anteil erhalten. Die Geschwister verkauften sofort einen Teil ihrer Wiesen an
Franz. Bruder Benjamin, damals 22 Jahre alt, leistete gerade seinen Militärdienst. Schwester
Sophie war seit 1878 mit Simon Knöbel verheiratet. Im Laufe der nächsten Jahre erstand Franz
Anton Reben „in der Halten" sowie weitere Äcker, Reben und einen Grasrain „im Barten".67
Der wichtigste Kauf stand ihm aber noch bevor ...

63 GemeindeAO, C2, Bürgerbuch von 1837.

64 GLA, 70 Oberbergen, Buch 2, Heft 16, Angaben zu 1837.

65 GLA, 70 Oberbergen, Gemeinderechnung Nr. 3.

66 Franz Keller in Talgang (wie Anm. 24), S. 70f. Die Originaldokumente lagen nicht vor. Der ebd., S. 71, geschilderte
Verkauf des „Adlers" an einen jüdischen Kaufmann lässt sich in den Akten nicht belegen.

67 GemeindeAO, Bücher IV, Grundbuch 19, S. 585f., zum Testament. Zu den Käufen siehe ebd. das zugehörige
Register.

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