Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 64
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0064
Aus einem Schreiben der österreichischen Verwaltung in Ensisheim vom 14. September
1582 an die Universität Freiburg geht erstmalig hervor, dass man in Freiburg mit Ambrosius
Froben, des Buechtruckhers zu Basell Kontakt aufgenommen hatte, um ihn als Drucker nach
Freiburg zu holen.3 Ambrosius Froben (1537-1602) - häufig in der latinisierten Namensform
Frobenius - stammte aus einer berühmten Basler Buchdruckerdynastie, die sein Großvater,
Johannes Froben (ca. 1460-1525) begründet hatte. Johannes Froben, sein Sohn Hieronymus
und seine mit dem Drucker Nicolaus Episcopius verheiratete Tochter betrieben in Basel eine
fast industriemäßige Produktion von Büchern mit zahlreichen Pressen und einigen hundert Angestellten
. Sie hatten Kontakt mit Künstlern und den Humanisten ihrer Zeit und druckten zahlreiche
ihrer Werke. Die Freundschaft mit Erasmus von Rotterdam führte dazu, dass dieser seine
letzten Jahre in Basel im Hause Froben verbrachte, wo er auch starb. Ambrosius Froben und
sein Bruder Aurelius setzten diese Buchdruckertradition fort. So wurde bei Ambrosius Froben
1578-1581 der Basler Talmud gedruckt. Ambrosius Froben war also, aus Sicht der Freiburger
Universität ein idealer Partner, denn er konnte deutsche, lateinische, griechische und hebräische
Werke drucken.

Am 22. Februar 1583 kam es in Freiburg zu konkreten Verhandlungen, wie ein erhaltenes
Protokoll bezeugt.4 Anwesend waren Vertreter der Stadt, der Stadtschreiber, der Rektor nebst
mehreren Professoren und Doktoren der Universität und Ambrosius Froben. Der Rektor Joß
Laurichius (=Jodocus Lorichius) fasst am Anfang des Protokolls den Stand der Dinge und das
Ziel der Verhandlungen zunächst zusammen: Nach dem vor der Zeit vilmals zwüschen der Uni-
versitet vnd der Stadt tractirt worden, wie man möchte beiden thailen zu gut vnd nutz eine Buch
Truckherey vnd tatliche officin anrichten. Man sah in Froben den geeigneten Mann und vereinbarte
, dass er seine officin vnd truckherey genzlich allher zu transferieren bedacht sein
möchte. Froben wollte zwo Pressen sambt gesint darzu einsetzen. Unter dem gesindt dürfte das
für die Druckerei nötige Fachpersonal zu verstehen sein und dieses aus Basel mitgebrachte
Personal bereitet offensichtlich konfessionelle Probleme, denn es wurde festgelegt, dass Froben
, wenn er für seine Arbeit etwan allerley gesindt, Teutsch, Welsch, Katholisch vnd anderer
Sectten [Zusatz von anderer Hand: auch ettwann Juden] gebrauchen müßte, Ime dieselbige die
sich doch still vnd ohn alle ergernus halten sollen, biß Er sich allerdings mit Katholischem
Voliks versehen konde. Man duldete also aus praktischen Erwägungen Andersgläubige, wenn
sie kein Ärgernis erregten, war aber bestrebt, sie auf lange Sicht durch Katholiken zu ersetzen.
Zur geplanten Beschäftigung von Juden in der Druckerei des Froben führt das Protokoll an: Da
Er auch Juden [Zusatz von anderer Hand: wie er fürbracht] zugebrauchen von nöten.

Die Verhandlungen müssen, trotz der oben angedeuteten Probleme, erfolgreich abgeschlossen
worden sein, denn in den Jahren 1583-1585 sind nach den Angaben von Klaiber etwa ein
Dutzend Bücher von Froben in Freiburg gedruckt worden, einige davon für das in Freiburg
residierende Basler Domkapitel.5 Die tolerante Haltung der Universität und der Stadt Andersgläubigen
gegenüber - Froben selbst war ja ebenfalls Protestant - missfiel jedoch der österreichischen
Obrigkeit. Schon am 18. Mai 1583 wird in einem in Innsbruck ausgestellten Schreiben
der Regenten und Räte der oberösterreichischen Lande an Erzherzog Ferdinand diesem
unterbreitet, dass Ambrosien Frobenien Buechtruckher betreffend ... Ine Frobenium Zur Freyburg
einkommen Inlaßen allein der Religion halben bedenklich sein wolle.6 Obwohl Froben für
seine Person - allerdings nicht so klar - gesagt habe, dass er auch katholisch sein möchte, wäre
es doch so, das sein Weib vnd gesindt alles mit der zwinglischen oder Caluinischen Pest befleckt
... vnd das Sye durch Ire Conuersationen vnd beywonungen, auch haimblich dargebung
Irer Pestischen Buöchlin baldt ein groß giffit geen Freyburg bringen vnd einfüren möchten. Der-

3 Universitätsarchiv Freiburg (UAF), A25 Nr. 82.

4 Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), Cl Gewerbe und Handel 18 Nr. 8.

5 Klaiber (wie Anm. 1), S. 20, der hier allerdings fälschlich Johannes statt Ambrosius Froben angibt.

6 Das Schreiben ist in zwei Abschriften erhalten, UAF, A25 Nr. 82; StadtAF, Cl Gewerbe und Handel 18 Nr. 8.

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