Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 66
(PDF, 44 MB)
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einer neuen, gemäß den Auflagen der christlichen Zensurbehörden überarbeiteten Gesamtausgabe
des Babylonischen Talmuds, die von dem Frankfurter Handelsmann und Gelehrten Simon
Günzburg finanziert wurde. Froben hatte vertraglich zugesichert, das ganze Werk innerhalb
drei Jahren fertig zu stellen, was nur von einem erfahrenen jüdischen Drucker und einer größeren
Zahl eigens für den Talmuddruck angestellter Setzer zu bewerkstelligen war. Da in Basel,
wie auch in Freiburg, keine Juden geduldet waren, ersuchte Froben den Rat der Stadt Basel um
Ausstellung einer Aufenthaltsgenehmigung für Israel Sifroni. Am 26. Mai 1578 wurde die Genehmigung
bewilligt und nur wenige Tage später nahm Sifroni seine Arbeit auf. Die benötigten
hebräischen Drucktypen brachte Sifroni zum größten Teil aus Italien mit, möglicherweise
wurde speziell für den Talmuddruck eine zusätzliche Type neu gegossen. Insgesamt wurden in
Frobens Offizin neun Drucktypen für hebräisch-schriftliche (hebräische, aramäische und jiddische
) Texte verwendet, die nach dem Freiburger Intermezzo von Froben und Sifroni an den
Basler Drucker Konrad Waldkirch weitergegeben wurden. Neben dem Talmud druckte Sifroni
in Basel bis 1581 mindestens neun weitere hebräische Werke bei Froben und in der Druckerei
von Thomas Guarin eine jiddische Pentateuch-Übertragung, die er um den 20. Februar 1583
fertig stellte.10

Frühestens im März 1583 siedelte Sifroni von Basel nach Freiburg über und blieb in der neu
gegründeten Druckerei bei Froben angestellt. Er arbeitete hier selbständig am Druck jüdischer
Werke, war aber rechtlich und wirtschaftlich von Froben abhängig. Es ist nicht bekannt, ob für
Sifroni auch in Freiburg (wie in Basel) eine offizielle Aufenthaltsgenehmigung beantragt
wurde. Vermutlich war die Rechtslage nicht eindeutig geklärt und veranlasste Sifroni zur Vorsicht
, denn in den hebräischen Druckvermerken auf den Titelblättern seiner Freiburger Veröffentlichungen
macht er auffallend ungenaue Angaben: Seinen Namen nennt er nur einmal vollständig
(Israel Sifroni aus Guastalla), zweimal nennt er sich Sifroni (mit vorangestelltem Artikel
), zweimal mit seinem Vornamen Israel (einmal hiervon versteckt im Kolophon) und
einmal verschweigt er seinen Namen ganz. Den Druckort gibt er dreimal als in der Provinz
Breisgau an (was in der Forschungsliteratur lange Zeit für Verwirrung gesorgt hat), einmal verheimlicht
er seinen Aufenthaltsort originell durch ein Bibelzitat (an dem Ort, wo er wohnt, Ex
18,5) und nur auf den beiden Titelblättern, auf denen sein Name ganz unerwähnt bleibt, wagt
er genauere Angaben zum Druckort: in der Stadt Freiburg in der Provinz Breisgau (Abb. 1)
bzw. in der Provinz Breisgau in der Druckerei des Herrn Frobinio.

Nachdem Frobens Freiburger Druckerei die Konzession versagt wurde, verließ Sifroni im
Mai 1585 die Stadt. In dem Faszikel des Universitätsarchivs Freiburg, in dem die Korrespon-

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Abb. 1 Impressum im „Sefer Toledot Aharon". Die Übersetzung der oberen Zeile lautet: Gedruckt in der Stadt
Freiburg in der Provinz Breisgau im Jahr 343 (=1583/84) (Universitätsbibliothek Freiburg, C 4397. fol. lr)

10 Zu Sifronis Druckerzeugnissen in den Basler Offizinen von Froben und Guarin vgl. den Katalog von Joseph
Prijs: Die Basler hebräischen Drucke (1492-1866). Im Auftrag der öffentlichen Bibliothek der Universität zu Basel
bearbeitet von Joseph Prijs. Ergänzt und hg. von Bernhard Prijs. Olten/Freiburg 1964. S. 175-188 sowie
Nr. 125-134 und 137; Abraham Meir Habermann: Perakim beToledot haMadpisim halvrim velnjene Sefarim
(Studies in the History of Hebrew Printers and Books). Jerusalem 1978, S. 215-292; Marvin J. Heller: The Six-
teenth Century Hebrew Book. An Abridged Thesaurus. Bd. 2. Leiden/Boston 2(X)4, S. XXXI f.. 677. 699, 707
und 719.

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