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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 82
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0082
historischen Anbauregionen in Deutschland, Hanf als Rohstoff und Handelsartikel in den ökonomischen
Zusammenhängen früherer Jahrhunderte gespielt hat. In erstaunlichem Kontrast zu
diesen Befund hat das Thema - abgesehen von der bereits zitierten Dissertation von Joseph
Roth, die auch historische Aspekte des Hanfbaus am Oberrhein beleuchtet39 - sowohl in der
auf Deutschland bezogenen, allgemeinen historiographischen als auch in der landes- bzw. regionalgeschichtlichen
Fachliteratur des späten 19. und des 20. Jahrhunderts offenbar nur in
Form von kürzeren, auf örtliche oder einzelne inhaltliche Aspekte konzentrierten Aufsätzen
einen relativ bescheidenen Niederschlag gefunden.40 In wirtschafts- und agrargeschichtlichen
Überblickswerken werden Hanlbau, -Verarbeitung und -handel nur en passant abgehandelt, was
angesichts der Bedeutung dieser Nutzpflanze in früheren Jahrhunderten doch einigermaßen
überrascht. Im Folgenden sollen deshalb nach einem kurzen Blick auf die wirtschaftlichen
Strukturen der kleinen Landstadt Kenzingen in der frühen Neuzeit zunächst die vielfältigen Facetten
der Verwendung und Nutzung des Hanfs sowie die verschiedenen Aspekte seiner Ökonomie
, angefangen beim Anbau über die zahlreichen Arbeitsgänge zur Fasergewinnung bis hin
zum weitgespannten Handel mit diesem vielseitigen Gewächs dargestellt werden. Dabei
rücken, abhängig von der jeweiligen Quellenlage, immer wieder die Verhältnisse in Kenzingen
in den Mittelpunkt, ohne dass der Blickwinkel auf diese beschränkt bliebe. Im Anschluss an
die Betrachtung des letzten Arbeitsgangs zur Gewinnung verspinnbarer Hanffasern, des Hecheins
, sollen dann, soweit aus den wenigen Quellenbelegen rekonstruierbar, die Lohnpolitik
des Kenzinger Stadtregiments und der Arbeitskampf der Kenzinger Hanfhechler in den 1660er-
Jahren näher untersucht werden.

Kenzingen als frühneuzeitliche Ackerbürgerstadt

Wie die meisten kleinen Städte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war auch die von den
Herren von Osenberg im Jahr 1248 wenig westlich des älteren, gleichnamigen Dorfes auf einer
durch die Anlegung des Stadtgrabens, der kleinen Elz, künstlich geschaffenen Elzinsel gegründete
und seit 1369 vorderösterreichische Stadt Kenzingen41 das, was in der Fachliteratur
häufig als „Ackerbürgerstadt"42 bezeichnet wird: Ein wesentlicher, wenn nicht sogar der weit
überwiegende Teil des Wirtschaftslebens einer solchen Stadt wurde nicht von Handel, Handwerk
, produzierendem und verarbeitendem Gewerbe geprägt, sondern von der Landwirtschaft.
So.waren auch die in Kenzingen ansässigen, seit dem üsenbergischen Privileg von 1350 in
Zünften zusammengeschlossenen Handwerker und Gewerbetreibenden in ihrer Mehrzahl zugleich
Bauern. Trotz der seit 1495 - infolge eines auf Bitten der Kommune erteilten Privilegs
Kaiser Maximilians - durch die Stadt und nicht mehr wie zuvor an ihr vorbei führenden, rechts-

39 Roth (wie Anm. 33).

40 Anders beispielsweise in Italien, wo sich jüngst ein wissenschaftlicher Kongress mit der Geschichte des Hanfs
in Italien beschäftigt hat: Una fibra versatile: la canapa in Italia dal Medioevo al Novecento (Proceedings of a
Conference held in Bologna on Mar. 26-27, Carlo Poni und Silvio Fronzoni 2004. Biblioteca di storia agraria
medievale 27). Hg. von Carlo Poni und Silvio Fronzoni. Bologna 2005.

41 Jürgen Treffeisen: Kenzingen als mittelalterliche Stadt (1249-1520). In: Die Geschichte der Stadt Kenzingen.
Bd. 1. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. im Auftrag der Stadt Kenzingen von Jürgen Treffeisen, Reinhold
Hämmerle und Gerhard A. Auer. Kenzingen 1998, S. 45-78, hier v.a. S. 45ff. und S. 53ff. Zur Anlage
der Stadt: Bertram Jenisch: Kenzingen (Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg 22). o.O. 2003,
S.27.

42 Dieser von Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. Zwei Teile in
einem Band. Frankfurt a.M. 2005, S. 927, geprägte Begriff bezeichnet Edith Ennen: Die europäische Stadt des
Mittelalters. Göttingen 1972, unter Verweis auf Veröffentlichungen von Hector Ammann allerdings als „überhaupt
recht unglücklich formulierten Titel" (S.104). Zur Diskussion vgl. auch die Publikation Ackerbürgertum
und Stadtwirtschaft. Zu Regionen und Perioden landwirtschaftlich bestimmten Städtewesens im Mittelalter. Vorträge
des gleichnamigen Symposiums vom 29. März bis 1. April 2001 in Heilbronn. Hg. von Kurt-Ulrich
Jäschke und Christhard Schrenk. Heilbronn 2003.

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