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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 90
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0090
Der Hanfbau: von der Aussaat bis zur Ernte

Alle oben angeführten Werke, soweit sie sich ausführlicher dem Hanfbau widmen, heben darauf
ab, dass dieser gutes, fruchtbares, tiefgründiges Erdreich voraussetze. Es solle laut „Encyclopedie
" ein lockerer, leicht zu bearbeitender, gut gedüngter und ausreichend feuchter Boden
sein, denn auf trockenen, kargen Böden entwickele der Hanf nicht das für profitable Fasergewinnung
nötige, ausreichende Höhenwachstum, ausgenommen in regenreichen Jahren, in denen
er auf trockenen Böden sogar besser gedeihe als auf feuchten. Daher „sind Felder, welche
flach und an den Rändern der Flüsse liegen und von dem nach ihrer Ueberschwemmung
zurückgelassenen Schlamme gut gedünget werden, unter allen dazu am besten geeignet".63
Ideal für den Hanfanbau war laut „Universal-Lexicon" der schlammbedeckte Boden abgelassener
oder eingetrockneter Fischweiher.64

Die ersten Vorbereitungsarbeiten für die Hanfaussaat im nächsten Frühjahr begannen noch
vor Wintereinbruch mit der Düngung des Feldes. Die unbedingte Notwendigkeit reichlicher
Düngerzufuhr betonen alle einschlägigen Schriften, wobei gemäß der „Enzyclopedie" und der
ihr darin folgenden „Oeconomischen Encyclopädie" Pferde-, Ziegen-, Tauben- und Hühnermist
und der Schlamm aus Weihern und Gräben dem Dung von Rindern vorzuziehen sei. Vogelmann
nennt in seiner 1840 veröffentlichten Studie über den Hanfbau in Baden die doch sehr
beachtliche Menge von „6 bis 8, oft bis 10 vierspännige Wagen Dung auf den Morgen [36 ar]'\
wovon die eine Hälfte noch vor Wintereinbruch, die andere im Frühjahr auszubringen sei.65
Durch die vorwinterliche Düngung war gewährleistet, dass der Dünger bei der Vorbereitung
des Feldes zur Aussaat sich besser im Boden verteilte und mit diesem mischte.66 Diese Vorbereitung
bestand darin, dass der Bauer vor Beginn des Winters das Erdreich des Hanffeldes sorgfältig
umbrach - entweder mit dem Pflug, was zwar weniger Zeit beanspruchte, jedoch im Hinblick
auf den Zweck, nämlich die Auflockerung der Krume durch die Winterfröste, weniger
nutzbringend war, oder mit Hacke bzw. Spaten, was mehr Mühe und Zeitaufwand kostete, aber
ein besseres Ergebnis erbrachte. Zu Beginn des Frühjahrs wurde die Oberfläche des zukünftigen
Hanffelds in mehreren Arbeitsgängen eingeebnet. Laut „Encyclopedie" sollte sie am Ende
dieses letzten vorbereitenden Arbeitsgangs vor der Aussaat locker und eben wie ein Blumenbeet
sein.67

Ausgesät wurde der Hanf „insgemein im Mertz, doch dependiret solches von der Gewohnheit
eines jeden Landes und einer jeden Gegend: An etlichen Orten wird er vor Urban [25. Mai],
an andern hingegen nach Philippi Jacobi [ 1. Mai] gesäet".68 In Frankreich erfolgte die Aussaat

63 Encyclopedie (wie Anm. 8). S. 147: Marcandier (wie Anm. 3). S. 586ff.; Krünitz (wie Anm. 7), S. 769f., dort
auch das Zitat. Nach Hofbauer (wie Anm. 56) eignen sich am Besten „tiefgründige, humose, kalkhaltige Böden
mit guter Wasserversorgung, die neutral bis leicht basisch sein sollten." Ebenso Horst Mielke/Bärbel Schöber-
Butin: Pflanzenschutz bei nachwachsenden Rohstoffen. Zuckerrübe, Öl- und Faserpflanzen (Mitteilungen aus der
Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft 39). Berlin 2002, S. 73, „saure und flachgründige
Böden sowie solche mit stauender Nässe sind weniger geeignet. Für hohe Erträge bevorzugt Hanf humusreiche,
kalkhaltige, tiefgründige, mittelschwere Böden mit möglichst gleichmäßiger Wasserführung." Entsprechend zu
korrigieren ist demnach die Behauptung von Friedrich Wilhelm Henning: Deutsche Wirtschafts- und Sozialgeschichte
im Mittelalter und in der frühen Neuzeit (Handbuch der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Deutschlands
1). Paderborn/MünchenAVien 1991, S. 675, dass Hanf „besser auf sauren Böden, also auf den moorigen Böden"
wachse. Zur Frage der Bodeneignung für den Hanfbau in Baden vgl. Vogelmann (wie Anm. 31), S. 23ff.

64 Zedler (wie Anm. 22), Sp. 460.

65 Vogelmann (wie Anm. 31). S. 25.

66 Encyclopedie (wie Anm. 8), S. 147; Krünitz (wie Anm. 7). S. 771f.

M Das Zitat aus Zedler (wie Anm. 22), Sp. 460; vgl. Encyclopedie (wie Anm. 8), S. 148; Krünitz (wie Anm. 7),
S. 77lf.

68 Zedler (wie Anm. 22), Sp. 460; weitere Termine für die Aussaat waren nach dem Schwäbisches Wörterbuch. 3.
Bd. G und H. Bearb. von Hermann Fischer. Tübingen 1911, Artikel „Hanf, Sp. 1143: „wenn der Weißdorn
blüht [...]; wenn die Buchen Laub bekommen [...]; an den Hanftagen: Georgii (23. April) [...], Hiob (9. Mai) [...],
Urban (25. Mai), Christian (31. Mai)".

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