Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 104
(PDF, 44 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0104
Abb. 2 Feuerkolben/Lötkolben eines Glasers, 48 cm, Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf.
Links im Bild ist der Lötkopf des Feuerkolbens zu erkennen (Foto: Azzola)

Beherrscht wird das Siegel von einer Darstellung des Doppeladlers mit einer Krone. Darauf ist
eine ovale Kartusche gelegt. Sie zeigt das historische Handwerkszeichen der Freiburger Glaser
, eine Komposition aus drei historischen Glaserwerkzeugen:1 Der vertikalen Symmetrieachse
der kleinen ovalen Kartusche ist der historische Feuerkolben/Lötkolben der Glaser zugeordnet
. Ein solcher, 48 cm langer Feuerkolben/Lötkolben befindet sich heute im Hinterlandmuseum
auf Schloss Biedenkopf (Abb. 2).2 Diese Kolben sind auch in einem Holzschnitt
von Jost Amman, Frankfurt 1568, zu erkennen, der einen Glaser bei der Arbeit in seiner Werkstatt
zeigt (Abb. 3).3 An der Wand der Glaserwerkstatt hängen links drei gleichartige Feuerkolben
/Lötkolben. Ein Vierter liegt darunter in einem Kessel, worin ein Holzkohlefeuer brennt.
Dieser Kessel hängt in einem Dreifuß. Der Blasebalg rechts daneben dient offensichtlich dazu,
das Holzkohlefeuer immer wieder neu anzufachen. Anhand der Darstellung von Jost Amman
lässt sich somit beweisen, dass ein solcher Feuerkolben/Lötkolben bereits vor rund 450 Jahre
in Gebrauch war.

Von links oben nach rechts unten ist dem Feuerkolben ein historischer Glaserhammer unterlegt
. Dieser Glaserhammer war ein bifunktionales Werkzeug. Seine Schneide in der Art
eines Halbmondes ist auf dem Siegel nach oben gerichtet. Sie diente zum Kürzen der im Bleizug
gezogenen, d.h. ausgewalzten Bleiruten, die meist nur „Blei" genannt wurden. Der
Schneide gegenüber sitzt die Schlagfläche des Hammers, die so genannte Bahn, zum Einschlagen
der Bleinägel beim Aufbau eines mit Butzen zu verglasenden Fensters. Der Holzschnitt
von 1568 zeigt einen Glaser, der gerade Bleinägel mit seinem Bleihammer setzt. Historische
Glaserhämmer sind selten überliefert; selbst viele Museumsleute kennen ihn nicht, weshalb
erhaltene Stücke möglicherweise entweder falsch zugeordnet oder nicht ausgestellt
werden (Abb. 4).

Das dritte Werkzeug des Freiburger Glaserzeichens ist von links unten nach rechts oben ausgerichtet
. Dabei handelt es sich wohl um einen Glaserpinsel, der in historischen Glaserzeichen
allerdings nur selten dargestellt wurde.

In Stein gehauen setzten Abbildungen historischer Handwerkszeichen im späten Hochmittelalter
ein. Hierbei diente bis in das Spätmittelalter als Handwerkszeichen zunächst nur ein
einziges Werkzeug.4 Im ausgehenden 15. Jahrhundert wurden dann erstmals zwei Werkzeugzeichen
nebeneinander gestellt und somit als Handwerkszeichen miteinander kombiniert. Erst
in der späten Renaissance und in der Epoche des Barock traten mehr und mehr Werkzeuge in
den Zeichen auf. Diese Zeichenkompositionen wurden immer komplizierter, wobei sich die
Werkzeuge - wie im vorliegenden Fall - auch überkreuzen konnten. Aufgrund dessen ist davon
auszugehen, dass das Freiburger Glasersiegel im Frühbarock geschnitten wurde und einem
Zeitraum etwas vor 1700 zuzuordnen ist.

3 Jost Amman: Das Ständebuch. Frankfurt 1568 (Nachdruck Leipzig 1975. Hg. von Manfred Lemmer).

4 Friedrich Karl Azzola: Spätmittelalterliche Steinkreuze und Kreuzsteine der Handwerker. In: Rheinisches
Jahrbuch für Volkskunde 32, 1997/98, S. 171-187.

104


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0104