Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 113
(PDF, 44 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0113
Hochzeitskandidaten

Seit 1743 wurden erste Gespräche über potentielle Ehemänner für die 17-Jährige Prinzessin geführt
. Eine Bedingung mussten alle erfüllen: Sie hatten katholisch zu sein. Außerdem wünschte
sich der Vater einen höher gestellten Schwiegersohn, um unserer geliebter Prinzessin Tochter
eine vollkommene Versorgung [zu] verschaffen, wie er am 14. Dezember 1744 schrieb. Die
Korrespondenz um die geplante Vermählung begann am 29. Mai 1743. Anfangs hatte Markgraf
Ludwig Georg wohl den Herzog von Württemberg im Auge, doch blieb dies ein Wunschtraum
.32 Dann erwähnt er in einem Brief vom 5. Juni 1743 an Kardinal von Schönborn, dass
er den Besuch des „Duc de Chartre" erwartet.33 Der erste ernsthafte Kandidat war Prinz Cons-
tantin von Hessen-Rothenburg. Der größte Teil der Korrespondenz ist aber dem Projekt einer
Vermählung Elisabeths mit dem Erbprinzen Joseph Wenzel von Fürstenberg (1728-1783) gewidmet
.34 Durch die Vereinigung der fürstenbergisehen Lande unter dem Haus Fürstenberg-
Stühlingen war diese Partie interessant geworden. Am 27. November 1744 kam das Thema erstmals
ins Gespräch; knapp drei Jahre währte der Briefwechsel darüber. Eine Höherstellung
würde diese Vermählung nicht bringen. Die Fürstenberger gehörten auch zum schwäbischen
Reichskreis. Markgraf Ludwig Georg von Baden-Baden beauftragte seinen Hofkanzler Kei-
ninger mit entsprechenden Recherchen. Wichtig war natürlich der finanzielle Hintergrund. Die
Markgrafschaft Baden-Baden musste jährlich 4.500 fl (Gulden) Kreisumlage bezahlen, Fürstenberg
-Heiligenberg hingegen 3.540 fl und Fürstenberg-Stühlingen 1.243 fl. Zum Vergleich:
Die Markgrafschaft Baden-Durlach wurde damals mit 9.060 fl herangezogen. Hofkanzler Kei-
ninger sollte auch die Einkünfte der böhmischen Herrschaft der Fürstenberger eruieren und
Geheimrat Kligl fuhr nach Leipzig, um den Erbprinzen und dessen jüngeren Bruder bei den
Studien zu beobachten. Am 26. April 1745 sandte Geheimrat Johann Adam Kligl einen Bericht
.35 Darin heißt es:

Belangend die Positur, da wird dieser Prinz ohngefehr die Größe von Ihren hfrstl dem Prinzen August
haben, allein ansehen nach aber noch mehr wachsten, ... dem äuserlichen Ansehen nach keinen Mangel
an sich hatt. Im übrigen aber scheinet er von einer weith schwähern Complexion als dero H. Bruder Landgraf
Carl zuseyn. Dieses Prinzen Mine zaiget an, dass Er mehr zur Güttigkeit und Milde als zur Schärffe
und Ausgelassenheit genaigt seye, welches Zeügmis ihme auch alle die so ihne näher kennen, gegeben
haben. ...Die Passion dieses Prinzen solle dermalen haubtsächlich die music seyn, in welcher er als ein
Bassetlist sehr geübt und stark ist.

Das Urteil fiel also positiv aus. Hofkanzler Keininger beobachtete den Erbprinzen noch in
Straßburg. Am 13. März 1746 nahm Joseph Fürst zu Fürstenberg die direkte Korrespondenz
auf. Das Zustandekommen einer persönlichen Begegnung scheiterte aber zunächst an einer
fiebrigen Erkrankung des Erbprinzen. Dann musste der Markgraf wegen Fieber seiner Frau
Maria Anna im Frühjahr 1747 den Besuch absagen. Aber am 11. April 1747 bedankte sich der
Erbprinz für die gute Aufnahme in Rastatt. Der Besuch hatte also endlich stattgefunden. Zur
einer Heirat kam es indes nicht. Die Begründung ist einem vierseitigen Brief vom 19. Oktober
1747 zu entnehmen, in dem Markgraf Ludwig Georg die „göttliche" Meinung darlegte:

Mehrermelt meine Tochter, welcher ich in allweg hierunter die eigene freye Wahl und vernünftige willchür
überlassen hab, für Ewer Liebden Herren Sohns Liebden häget; so scheinet es doch nach Ihrer ander-
weithen reifen Erklärung nicht Gottes will zu seyn, diese fürstl Allianz in der allerseiths vergnüglichen
Erfüllung zu sehen.

32 Am 12. März 1745 berichtet Hofkanzler Keininger, dass sich auf das hochfürstliche Haus Württemberg iez.t keine
fügliche Absicht mehr hegen last. GLA, 46/4348. Am 15. März 1746 gibt der Markgraf zu, dass seithen des Hauses
Württemberg gdt unsere Prinzessin Tochter das absehen haben, ebd., Bl. 21.

33 Ebd., vor dem 10. Juni 1743.
m Ebd.

35 Kligl war bereits 1727 markgräflieher Sekretär und begleitete die Markgräfin Sybilla Augusta nach Einsiedeln,
GLA. 46/4348.

113


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0113