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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 117
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0117
1772 Markgraf Karl Friedrich übernahm. Da aber, wie bereits erwähnt, Prinzessin Elisabeth seit
1775 verheiratet war - was jedoch erst nach ihrem Tod bekannt wurde -, hatte die Geschichte
ein Nachspiel. Umfangreiche Verhandlungen waren die Folge und führten schließlich zu einem
Vergleich. Graf Althann musste zurückzahlen, was seine Frau zu Unrecht beansprucht hatte,
doch zeigte sich der Markgraf kulant.53 Die zuviel gezahlte Summe belief sich auf 153.216 fl
26 Vi xr. Hinzu sollten noch über 50.000 fl an Zinsen kommen. Auf die Zinsen verzichtete der
Markgraf. Der Rückzahlungsbetrag wurde auf 66.000 fl festgelegt, die in vier Terminen bis zum
31. März 1790 zahlbar waren. Am 26. September 1790 lag die Endabrechnung vor, denn alle
Forderungen waren befriedigt. Die Großzügigkeit des Markgrafen hatte sicherlich mit der
Sympathie für Elisabeth zu tun. Schließlich hatte Markgraf Karl Friedrich selbst ein nicht standesgemäßes
„Verhältnis". Im Sommer 1786 hatte er die Hofdame Luise Karoline Geyer von
Geyersberg kennen und liebengelernt. Am 24. November 1787 wurde sie ihm zur „linken Hand"
angetraut, so dass wir es auch hier mit einer morganatischen Ehe zu tun hatten.

1764 hören wir von finanziellen Problemen Elisabeths, als sie sich heimlich an Markgraf Karl
Friedrich mit der Bitte wandte ihr persönlich gegen die üblichen Zinsen 15.000 Gulden zu leihen
, da sie dringende Schulden bezahlen müsse und auch etwas zum Leben brauche; niemand
dürfe allerdings von dieser Transaktion Kenntnis bekommen.54 Zu dieser Zeit erhielten die Beamten
von Markgraf August Georg monatelang kein Gehalt. Markgraf Karl Friedrich half wie
gewünscht.55 Die fehlenden 4.500 fl 51 xr sowie 209 fl 54 xr Zinsen bezahlte Hofrat Schlichtig
im Auftrag der Prinzessin am 26. September 1774 in Karlsruhe zurück.56

Zum Erwerb der Herrschaft Lichteneck wollte sich die Prinzessin beim Kloster Einsiedeln
100.000 fl leihen. Zu diesem Kloster gab es herzliche familiäre Beziehungen. Prinzessin Elisabeth
weilte 1761 und 1762 dort. Sie sollte auch 1774, 1776, 1777 und ein letztes Mal Mitte
September 1784 in Einsiedeln sein. Doch der Abt konnte nur 50.000 fl entbehren, ein Jahr später
folgten weitere 20.000 fl.57 Allerdings konnte die Prinzessin die geforderten Zinsen nicht
aufbringen. So wurde im August 1774 vereinbart, das die Schuld bisher zu 2% und von jetzt
an mit 3 % verzinst werden sollte. Der Erwerb der Herrschaft Lichteneck am 28. April 1765
für 200.000 fl entsprach ihren damaligen Einkünften. Der jährliche Ertrag lag bei etwa 6.000
fl. Mit dem Umzug nach Riegel erhielt die Prinzessin noch 5.431 fl 36 xr „Tafelgeld". Diese
Summe war der Ersatz für freie Kost und Logis in der fürstlichen Residenz sowie für den Unterhalt
von Personal, Pferden und Wagen. Am 7. Juni 1771 hatte die Prinzessin mit ihrem Onkel
noch einen Pakt geschlossen.58 Danach wurde die bisher freie Herrschaft Lichteneck zu einem
Fideicommiss, also zu einem Sondervermögen, das in einer Hand bleiben sollte. Der Inhaber
war damit in seiner Verfügung beschränkt. 1783 regelte Prinzessin Elisabeth ihre böhmischen
Angelegenheiten. Der fast gänzliche Verlust des Gesichtes trieb die Prinzessin wahrscheinlich
immer wieder in Melancholie.59 Außerdem drückten sie Schulden von 400.000 fl. Sie bat
daher im Mai 1783 ihren künftigen Erben, den Fürsten Johann Joseph von Schwarzenberg
(1742-1789), nach Riegel zu kommen, um mit ihm persönlich eine Vereinbarung über die
Regelung der finanziellen Probleme zu treffen.60 Beinahe wäre das Ganze geplatzt und der

53 Vgl. GLA. 46/4321. Der Schriftwechsel des Vergleichs umfasst 91 Briefe. GLA. 46/4323. enthält 6 Urkunden
des geschlossenen Vergleichs.

54 GLA, 46/4336: Lauts (wie Anm. 18), S. 263.

55 Lauts (wie Anm. 18), S. 270.

Sf> GLA, 46/4322. Das Capitalvorlehens de Ao 1764 ad 15/mfl wird erwähnt, jedoch ohne Tagesdatum.

57 Vgl. das Archivalienverzeichnis von Schlackenwert, Anna Maria Renner: Das herzoglich sachsen-lauenburgi-

sche markgräflich badische Herrschaftsarchiv Schlackenwert. In: ZGO 56, 1943. sm 48-171, Nr. 646.
™ GLA, 46/4326.
5« Ebd.

60 Ebd. und 46/4340; Fürst Karl zu Schwarzenberg: Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg
(Bibliothek familiengeschichtlicher Arbeiten/Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte 30).
Neustadt a. d. Aisch 1963, S. 179-185.

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