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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 125
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vor erneuert worden.109 Prinzessin Elisabeth erwarb den nördlich des Schlossareals gelegenen
„Kabisgarten" und vom Handelsmann Philipp Willmann den so genannten „Großen Acker".
Außerdem kaufte sie zwei Äcker, die den Riegeler Dominikanerinnen gehörten.110

Das gesamte Schlossareal zeigt, da sich die Schlossherren den Gegebenheiten anpassen
mussten, einen unregelmäßigen Umriss: Im Westen lag das Dorf und im Osten die Elz (Abb. 6
und 7). Aus dem Jahre 1794 ist eine Beschreibung erhalten.111 Das Hauptgebäude (Leopoldstraße
6, 8, 10 und 14) war zweistöckig, auch das Dachgeschoss war ausgebaut. Die Front maß
31,80 m in der Länge. Die maximale Tiefe betrug 12,65 m. Im Erdgeschoss befanden sich die
Schlosskapelle, eine Sakristei, der Theatersaal mit Musikpult, das Kammerzimmer für die Kulissen
, linker Hand ein grünes Zimmer und zwei weitere Zimmer.112 Bei letzterem handelte es
sich um ein Wohnzimmer mit Alkoven und ein Audienzzimmer, beide mit auf Leinwand aufgezogenen
Seidentapeten und marmornen Kaminen. Außerdem gab es eine kleine Küche.113
Als Kulissen des Theaters waren ein königlicher Saal, ein rotes und ein weißes Cabinet, eine
Bauernstube, eine Stadt, ein Wald, ein Lustgarten und ein Kerker vorhanden. Im zweiten Stockwerk
befand sich über dem Theater ein großer Saal, der ganz getäfelt war und einen Kamin aus
Marmor hatte. Die Täfelung war weiß gestrichen und mit vergoldeten Leisten abgesetzt. Der
Saal war für gesellige Feste mit einer Tafel eingerichtet, die 30 Personen Platz bot. Auf dem
gleichen Stockwerk lagen zwei Schlafzimmer. Das Himmelbett stand im Alkoven und hatte
einen Strohsack als Matratze. Die Wände des rechten Schlafzimmers waren mit rot-gelb gestreifte
Leinwandtapeten bespannt, während das linke Schlafzimmer mit weis- und rothen eine
landschaft mit figuren vorstellenden auf Leinwand gespannten Persenen Tapeten austapeziert,
und mit vergoldeten Stäben eingefasst war. Vielleicht nächtigte in diesem Raum die Prinzessin
Elisabeth. Das Zimmer links vom Saal hatte feine chinesische Papiertapeten, die eine chinesische
Landschaft mit Figuren zeigten.114 Leinwandtapeten mit gemalten Blumen zierten das
Vorzimmer rechter Hand des Saals. Im ausgebauten Dachgeschoss hatte das Personal seine
Schlafräume. Die beiden Hofdamen hatten je zwei Zimmer.

Das Riegeler Schlossinventar von 1794 nennt einige Familienporträts, die somit fünf Jahre
nach dem Tod der Prinzessin immer noch dort hingen. Im Erdgeschoss in der Kammer neben
dem Theatersaal gab es vier Porträts, die Fürst Adam Franz Karl von Schwarzenberg, Fürst
Adam Johann Nepomuk von Schwarzenberg, Markgraf August Georg von Baden-Baden und
die 1726 verstorbene Tante, die mit dem Herzog von Orleans verheiratet war, zeigten. Im ersten
Obergeschoss hingen im Zimmer links vom Saal ein von Ipps gemaltes Brustbild Rous-
seaus und ein Brustbild Voltaires. Das Cabinet des neuen Anbaues, das sich neben Schlafzimmer
und Bibliothek befand, war mit „Susports" der kaiserlichen Familie und der fürstlich
schwarzenbergischen Familie ausgestattet. Beide waren in goldenen Rahmen und hatten Glas
in der Vertäferung.

Zum Schloss gehörte ein großer Park, von dem leider nicht überliefert ist, wer ihn anlegte.
Bekannt ist jedoch, dass Elisabeth darin viel Zeit verbrachte. Der große Park verfügte über insgesamt
drei Springbrunnen. Das große Bassin in der Mitte des Gartens war von acht großen
steinernen Statuen auf Postamenten umsäumt. Die bleierne Ente in seiner Mitte war vergoldet.
Im kleineren Garten zierten zwölf kleinere Statuen und je ein Delphin aus Metall die beiden
Springbrunnen. Es gab ein zweistöckiges Gartenhaus in chinesischem Stil, in dessen Obergeschoss
sich zwei mit Papiertapeten ausgestattete Räume befanden. Ferner war eine Orangerie

109 GLA, 229/87647. Das Dach der Orangerie war am 11. August 1783 gedeckt.

110 Der kleine Dominikanerinnenkonvent wurde im Juli 1779 aufgelöst. Vgl. Adolf Futterer: Geschichte des
Dominikanerinnenklosters St. Katharina in Riegel 1450-1779. In: FDA 97, 1977. S. 1-48.

in GLA, 229/87544.

112 GLA, 46/4340.

113 Im „Langen Bau" befand sich im Erdgeschoss eine große Küche und daneben eine Speisekammer.
"4 GLA, 46/4340. Im Nachlass wird vom „Chinesischen Zimmer" gesprochen.

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