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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 133
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0133
Geht man nach den bildlichen Darstellungen und Beschreibungen, so war Prinzessin Elisabeth
keine Schönheit. Gerda Kircher beschreibt ein im Schloss Baden-Baden befindliches
Gemälde wie folgt (siehe hierzu auch Abb. 3 und 4):

„Das Pastellbildnis der Prinzessin Elisabethe Auguste Franziska Eleonore von Baden-Baden (Inv. Schloss
Baden-Baden Nr. 530) das die Fürstin im Alter von etwa 45 Jahren wiedergibt, zeigt uns die strengen,
markanten Züge der einzigen Enkelin des Türkenlouis und der Auguste Sibylle, die uns als letzte ihres
Geschlechtes interessiert, Züge, wie sie ihrem Vater Ludwig Georg, dem Jägerlouis, und ihrem Oheim,
August Georg, in gleicher Weise eignen. Das Porträt, im Physiognomischen gut erfasst, durch die Schärfe
des Ausdrucks fast abstoßend, weiß dennoch durch seine sparsame farbige Haltung, die auf Silbergrau und
Lichtblau gestimmt ist, zu fesseln. ... Das bleiche Incarnat, die weißgepuderten Haare, der hellblaue Hermelinmantel
, der graue Grund stimmen ausgezeichnet zu dem reichen Schmuck aus wertvoller Silberarbeit
und blassen Perlen, den die Fürstin trägt. Dieses Kolorit unterstreicht den Eindruck vornehmer
Kühle und Strenge, den auch die Persönlichkeit der Dargestellten atmet."162

Der letzte Winter, den sie erleben sollte war sehr kalt, sogar der Rhein war zugefroren. Es
mangelte an Brot, da die Mühlen still standen. Die tiefste Temperatur wurde am 18. Dezember
1788 mit minus 231/2 Grad gemessen.163 Am Abend des Neujahrstags 1789 ließ sich Prinzessin
Elisabeth in die Komödie tragen. Am 3. Januar bekam sie starke Beklemmung in der Brust und
Atemnot, man musste sie zu Bett bringen und holte Ärzte. Die Geschwulst an den Füßen und
Schenkeln stieg in den Unterleib. Am 5. Januar zeigten sich Wand-Blatern und am Abend um
7 Uhr wurde sie mit den Sakramenten versehen. Danach nahm sie von ihrer Dienerschaft Abschied
. Am nächsten Tag setzte sie Zusatzbestimmungen zu ihrem Testament vom 5. Juni 1783
auf.164 In diesem Testament bat sie u.a. ihren vielgeliebten Herrn Vetter, Fürsten von Schwarzenberg
, sich meines iniggeliebten Vetters, des Grafen Wenzel von Althann, in allen Gelegenheiten
freundschaftlichst, und gütigst anzunehmen, und denselben in alle Weege zu unterstüzen,
da ich ihn gerne nach meinem Tod wohl besorgt, und glücklich wissen möchte, wozu Niemand
mehr, als der liebe menschenfreundliche Vetter, Fürst von Schwarzenberg, beytragen kann.

In den frühen Morgenstunden des 7. Januars 1789, gegen % 3 Uhr, starb sie ganz sanft und
gelassen, noch keine 63 Jahre alt. Am gleichen Tag, nach 17 Uhr, wurde eine Obduktion von
A. Rodecker, Direktor der Medizinischen Fakultät, Prof. Georg Karl Staravasnig, Prof. Ignaz
Schmiderer, Dr. Ignaz Bilharz. Hofmedikus, sowie dem Leibarzt der Prinzessin, Fidelis Schlen-
ker, durchgeführt.165 Ihrem Befund nach starb die Prinzessin an einem Multiorganversagen,
ausgehend von der Sepsis am Bein, die zu einer Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung,
einer bakteriellen Hirnhautentzündung und einer schweren Lungenentzündung führte. Es zeigten
sich Symptome von Vorerkrankungen an der Leber und des Herzens (Herzmuskelentzündung
) sowie eine frühere Rachitis. Nach Abschluss der Obduktion, gegen 11 Uhr, wurde die
Prinzessin mit Trauerkleidung versehen und im großen Saal aufgebahrt. Das Militär und bestellte
Arme bewachten und beteten am Leichnam. Am 8. Januar folgte ein Mess-Opfer nach
dem anderen, während der gesamte Adel, das Militär und die Freiburger kondolierten. Danach
wurde der Leichnam in einem Trauerzug nach St. Peter überführt, wo die Beisetzung am 9. Januar
stattfand. Dem Trauerzug folgten neben Graf Althann und dem Dienstpersonal u.a. der

162 Dieses Pastell von Charles Alexis Huin (1735-1796), der damals in Straßburg lebte und arbeitete, hängt heute
im grünen Zimmer des Rastatter Schlosses, Gerda Kircher: Beiträge zur Geschichte der Malerei an den badischen
Fürstenhöfen. I. Berühmte Pastellmaler des 18. Jahrhunderts in badischen Diensten. In: Oberrheinische
Kunst IX, 1940, S. 114f., Abb. 4. Vgl. auch Dies.: Zähringer Bildnissammlung am neuen Schloss zu Baden-
Baden. Karlsruhe 1958, S. 80, Nr. 357. Ein weiteres Porträt befindet sich auf S. 79, Nr. 356.

163 GLA, 46/4315. Vermutlich sind bereits Celsius-Grad gemeint. Am 31. Dezember 1788 wurden 22% Grad, am
5. Januar 1789 22 Grad und am 8. Januar 19% Grad unter Null gemessen.

im GLA, 46/4339.

165 GLA, 46/4315. Siehe hierzu die Veröffentlichung des in Riegel lebenden Mediziners Dr. Volker Kleinschmidt:
Krankheitsverlauf und Tod der Prinzessin Elisabeth von Baden (1726-1789). In: Der sechzehnte Riegeler Alma-
nach 2006, S. 59f.

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