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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 142
(PDF, 44 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0142
Neuenburg, die so genannte Schellauf Karte.17 Der neue Verlauf des Flusses wird anhand der
bekannten Planungskarte für die Rheinkorrektion, der Rheinlaufkarte von 1838, ermittelt.18

Auf der Karte von 1743 ist zu erkennen, dass Steinenstadt nicht direkt am Rhein lag, sondern
noch ein Landvorfeld in der Rheinaue bis zum Flussufer hatte, was 1838 nicht mehr der
Fall war. Außerdem ist im Bereich Closterau in der Rheinaue zu sehen, welch großes nutzbares
Gelände 1743 noch vorhanden war. Der betreffende Landschaftsausschnitt Steinenstadt mit
der Closterau wird im Original der Karten von 1743 und 1838 sowie als neubearbeitete geore-
ferenzierte, topographische Karte dargestellt. Die Uferlinien von 1743 und 1838 werden maßstabsgerecht
eingetragen. Aus der Differenz der Uferlinien und des Landabtrags durch den
Rhein im Vorfeld von Steinenstadt und in der Closterau wird das gewaltige Ausmaß der künstlichen
Landschaftsveränderungen durch Frankreich sichtbar (Abb. 5).

Rheinlaufverlegung Breisach (1700-1840)

Besonders gut können die Rheinlaufverlegungen bei Breisach verfolgt werden. Die Festungsstadt
war trotz des allgemeinen Niedergangs ihrer Bedeutung zwischen 1690 und 1803 für die
Interessen des Reichs so wichtig, dass entscheidende Dokumente erhalten geblieben sind. Dargestellt
wird die künstlich von Frankreich aus gesteuerte Rheinlaufverlegung südlich von
Breisach, die zwischen 1700 und 1838 stattfand. Am Ende bewirkte sie eine Verlegung um bis
zu 1,5 km nach Osten. Die Verlegung geschah von Algolsheim und Volgelsheim sowie Geiswasser
im Elsass in Richtung Hochstetten und Grezhausen bei Breisach. Volgelsheim und Algolsheim
waren um 1700 direkt vom Rhein aus erreichbar. 1838 waren sie vom Rhein abgeschnitten
. Das Auedorf Geiswasser südlich von Breisach ist in dieser Zeit neu entstanden.

Die Veränderung in der Landschaft der Rheinaue wird auf der Grundlage der militär-strategischen
Karte von Adelsfels aus dem Jahre 1700 gezeigt.19 In dieser Karte ist der Uferverlauf
des Rheins zu erkennen; die Uferlinie von 1838 wurde zum Vergleich eingetragen. Veränderungsschritte
zwischen 1700 und 1840 konnten per Computer nachgebildet werden.20 Von den
Landschaftsveränderungen zwischen 1700 und 1840 war ein Flächenareal von 3 km Durchmesser
in der insgesamt nur 5 km breiten Rheinaue betroffen (Abb. 6). Die aus heutiger Betrachtungsweise
gigantische Veränderung der Kulturlandschaft in 140 Jahren wird noch besser
nachvollziehbar durch die bearbeitete Karte von Adelsfels um 1700 mit dem Rhein südlich von
Breisach.21

Neuer Rhein im Osten von Breisach (1711-1803)?

Frankreich hatte noch weitergehende Absichten der Rheinlaufverlegung bei Breisach, die für
das Königreich erhebliche politische und militärische Vorteile gebracht hätten. Sie sind aber
nur Versuche geblieben, allerdings mit schlimmen Folgen für die Stadt Breisach, für die
Ernährung der Bevölkerung und für die Energieversorgung der Menschen. Wie dargelegt, lief
die Staatsgrenze zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation
im Rhein. Aus französischer Sicht kam der Gedanke auf, den Rhein künstlich im Osten von
Breisach zwischen der Stadt und dem Kaiserstuhl zu führen. Hätte dieser Plan Erfolg gehabt,

17 ÖStAW, H III e 300 und 322. Die Karte diente als Generalstabskarte bei der Planung militärischer Operationen
am Oberrhein im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748).

18 Rheinlauf 1838: Karte des Rheinlaufs von Basel bis Lauterburg von 1838, erstellt durch die Großherz. Badische
Oberdirektion für das Wasser- und Straßenwesen in Karlsruhe. Farbig gedruckt 1851 in Karlsruhe (Nachdruck
Waldkirch o. J.).

14 von Adelsfels, D.: Umgebung von Alt- und Neu-Breisach nach einem Plan von Dietrich von Adelsfels ca. 1700,
ÖStAW, G I c 64-2.

20 Besonders gut sind die Uferlinien für 1743 dokumentierbar, ÖStAW, G I c 66-1, Karte Baillieu; Stadtarchiv
Breisach (StadtAB), KSG 22, Karte Le Rouge.

21 von Adelsfels 1700 (wie Anm. 19).

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