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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 157
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loff kennen. Sie war die Frau von Peter von Nagel, einem Apotheker im finnischen Garde-Regiment
, und spielte mit Schleip und anderen Musikern häufig in einem Hausmusikkreis. Ihr
Mann verstarb an Herzschlag und hinterließ sie als kinderlose Witwe. Paulines Vater war der
Handschuhmachermeister und Kaufmann Johann Jakob Osterloff, der es zu größerem Vermögen
gebracht hatte. Er besaß in St. Petersburg zwei Häuser. Seine Frau und Mutter Paulines,
Karoline Elisabetha Müller,9 wurde in Russland geboren10 und ist möglicherweise eine Nachfahrin
jenes berühmten Historikers und Geographen Gerhard Friedrich Müller (1705-1783),
der zusammen mit dem Naturwissenschaftler Johann Georg Gmelin und dem französischen
Astronomen Delisle von 1733-1745 die große Sibirien-Expedition unternahm. Den Namen De-
lisle findet man interessanterweise unter den frühen Bewohnern des Hauses Werderstr. 5/Ecke
Erbprinzenstraße (1891).11

Schleip unternahm mit seinem Freund Franz von Nagel, einem Verwandten des oben genannten
Peter von Nagel, und dessen Familie 1857 eine Europa- und 1858 eine Finnlandreise.
Auch stand er in Briefkontakt zu Pauline von Nagel, die inzwischen in das Großherzogtum
Baden zu ihrem Vater umgezogen war, der sich krankheitshalber oft in den Rench-Bädern, in
Baden-Baden und in Freiburg aufhielt. Im November 1860 erhielt Schleip einen Brief von Pauline
, in dem sie ihm mitteilte, dass sie von ihrem Vater 12.000 Rubel Silber erhalten habe, um
wieder heiraten zu können. Sie ließ durchblicken, dass, wenn ich mich wolle verheirathen, ich
weder hei ihrem Vater, noch bei ihr, wie ich wohl wisse, eine abschlägige Antwort zu erwarten
hätte.12 Nach anfänglichem Zögern gab er ihr einen positiven Bescheid und sie trafen sich,
nachdem Schleip seinen Dienst bei der kaiserlichen Kapelle quittiert und für die Zukunft bis
an sein Lebensende eine beachtliche Pension zu erwarten hatte, am 4. März 1861 im Gasthof
„zum Pfauen" in Karlsruhe, wo Pauline logierte. Dort wurde beim Abendbrot im Beisein ihres
Vaters die Verlobung gefeiert. Die Hochzeit verzögerte sich zunächst, da bei der Beschaffung
ihrer Legitimationspapiere aus St. Petersburg und Thüringen zeitliche Schwierigkeiten aufgetreten
waren.

Während dieser Zeit standen zwei Liegenschaften vor dem Breisacher Tor zum Verkauf, die
Pauline von Nagel kurz entschlossen erwarb. Bereits am 16. März 1861 kaufte sie von dem
Bürger und Bäckermeister Konrad König und seiner Ehefrau Franzesca, geb. Schwehr, das
zweistöckiges Haus Nr. 443 mit Scheuer, Stallung, Waschhaus und Garten - alles ungefähr sieben
Haufengroß - für die Summe von 9.400 Gulden.13 Dieses Gut hatte Konrad König am 1.
Juni 1860 von den Erben des Gerbermeisters Joseph Kerkenmeier übernommen.14 Zwei Monate
später erwarb Pauline am 10. Mai 1861 von dem Geh. Hofrat Dr. Anton von Wänker und
seinen Kindern als Rechtsnachfolger der Geh. Hofrätin Theresa von Wänker, geb. Stutz, das
vier Morgen etliche Ruthengroße Gut, bestehend in Reben, Wiesen und Garten für die
Kaufsumme von 16.000 Gulden süddeutscher Währung.15 Das Grundstück grenzte im Süden
an den Besitz der Gärtner Joseph Möndelin und Johann Dufner, im Norden an das Breisacher
Tor und den Rempartweg, im Osten an die alte Landstraße nach Basel und an das Haus Konrad
Königs sowie im Westen an den Alleegarten. Nach den Maßangaben von Schleip betrug die
Grundfläche bei dem Wänker'schen Gut 165.000 Quadratfuß (QF) und dem König'schen Besitz
23.331 QF (insgesamt 188.331 QF bzw. 16.951,5 m2; siehe Abb. I).16 Die beiden Grund-

9 StadtAF, H 10928 (Nachlassakte des Johann Jakob Osterloff, 1868).

'° StadtAF, H 8689 (Nachlassakte der Pauline Schleip, geb. Osterloff, 1862).

11 StadtAF, C2/124/9 (Straßen und Wege/Unterstadt/Inplanlegung und Herstellung der Erbprinzenstraße. 1880-
1891).

12 Schleip (wie Anm. 1).

'3 StadtAF, B5 lila 1 Nr. 91 (Grundbuch 1860-1862), S. 527-529, Nr. 376 (Grundbucheintrag vom 16. Dezember
1861).

'4 StadtAF, B5 lila 1 Nr. 89 (Grundbuch 1858-1860), S. 542f., Nr. 459.

'5 StadtAF, B5 lila 1 Nr. 91 (Grundbuch 1860-1862), S. 301-304, Nr. 229 (Grundbucheintrag vom 3. Juli 1861).
16 Schleip (wie Anm. 1).

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