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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 160
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auf eine straßenweise Zählung der Hausnummern umgestellt. In diesem Zusammenhang wurden
Straßen teilweise umbenannt und der Begriff „Gasse" abgeschafft.22 Aus dem Rempartweg
wurde nach dessen Verbreiterung die Rempartstraße. Schleip hatte dazu 3.453 QF (310,80 m2)
Gelände unentgeltlich an die Stadt abgetreten. Als Gegenleistung errichtete die Stadtgemeinde
eine Grenzmauer mit hölzernen Staketen und steinernen Pfosten.

Schleip begann, sich neu zu organisieren. Er trat in eine Jagdzunft ein und fand Zugang zur
Freiburger Gesellschaft. Als Mann in den besten Jahren (43 Jahre) wurde er mit seinem schönen
Gut zu einer begehrten Partie für so manch junge Freiburgerin. Eines Tages bat sein
Schwiegervater, den Schleip seinen alten Freund und guten Schwiegervater nannte, um ein
Gespräch und meinte, dass wenn er das Gut behalten wolle, er sich unbedingt wieder verheiraten
solle. Sonst rate er ihm, das Gut zu verkaufen. Schleip antwortete ihm, dass er die Dinge
an sich herankommen lassen wolle.

Am 14. Februar 1864 erhielt er dann einen Brief von Hafnermeister Hutter aus Opfingen,
der ungefähr so lautete:

Geehrter Herr Schleip! Sie werden gütigst entschuldigen, daß ich so frei hin, Sie mit einem Brief zu heiästigen
. Ich ging nämlich letzthin an Ihrem Gut vorüber, und sah den schönen Hag und die schönen Wege;
da fehlt nun auch eine Eva. - Wenn Sie, Herr Schleip, wieder heiraten wollten, dann könnte ich Ihnen ein
schönes Mädchen nennen; dasselbe ist Waise und hat auch hübsches Vermögen. Wenn Sie diesen Brief
nicht übel genommen, dann schreiben Sie mir Antwort.21,

Nach einigen Gesprächen mit Hutter kehrte Schleip, der sich auf Schnepfenjagd befand, am
18. Februar mit seinen Jagdkollegen im Gasthaus „Hirschen" in Opfingen ein, um danach der
besagten Familie Walter einen kurzen Besuch abzustatten. Er fand Gefallen an der jungen
Salome Walter und nach einigen gemeinsamen Treffen und Ausflügen heirateten die beiden am
25. August 1864 in der evangelischen Kirche.

Die Veräußerung des Gutes und die Entstehung der Erbprinzenstraße

Damit begann Schleips zweiter Lebensabschnitt. Mit seiner heißgeliebten Selma hatte er zehn
Kinder, wovon neun überlebten.24 Um seinen Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen, ent-
schloss er sich, sein Gut in höheren Wert zu bringen, indem er es in mehrere Bauplätze aufteilte.

Freiburg hatte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen wahren Entwicklungsschub erlebt
. Zwischen den Jahren 1787 bis 1823 hatte sich die Bevölkerung der Stadt von 7.691 auf
14.536 Einwohner nahezu verdoppelt. Anfangs verblieb die Stadt noch in ihren alten Grenzen.
Man nutzte zunächst vorhandene, unbebaute Flächen oder rückte enger zusammen. 1825 jedoch
war eine Stadterweiterung - vor allem aus sanitären und hygienischen Gründen - zwingend
notwendig geworden.25 Außerdem brachte die badische Regierung neue Verwaltungsstrukturen
und damit verbunden einen umfangreichen Beamtenapparat in die Stadt. 1821 war
Freiburg Bischofssitz geworden. Beamte und Geistliche benötigten dringend standesgemäßen
Wohnraum. Die Stadterweiterung lag folglich im allgemeinen öffentlichen Interesse. Nach dem
Plan des Weinbrennerschülers und südbadischen Kreisbaumeisters Christoph Arnold sollte ein
vornehmes Stadtviertel im nördlichen Glacisfeld entstehen.26 Als 1840 die vorhandenen Bau-

22 Peter Kalchthaer: Kleine Geschichte der Stadt Freiburg. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, Freiburg
2004, S. 35.

23 Schleip (wie Anm. 1). Bei dem jungen Waisenmädchen handelt es sich um Salomea Walter aus St. Nikolaus/
Opfingen. Sie war die Enkelin des Altstabhalters Johann Georg Walter. Ihr Leben sowie das ihrer Schwester Caroline
Walter (Grabmal mit den immer frischen Blumen auf dem Alten Friedhof in Freiburg) sind kurz beschrieben
in: Christa-Renate Uhlbach: Wer bist du, Schöne? In: Regio-Magazin 7. 2001, S. 56f.

24 Schleip (wie Anm. 1).

25 Heinz Kneile: Stadterweiterungen und Stadtplanung im 19. Jahrhundert. Freiburg, Lahr, Karlsruhe. Mannheim.
Freiburg 1978, S. 15.

2<> Ebd.

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