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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 170
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Diener vieler Herren - Der Berufs- und Karriereweg des Joseph Schlippe

Joseph Schlippe (Abb. 1) wurde am 23. Juni 1885 in Darmstadt als Sohn des hessischen Ministerialrats
und Generalstaatsanwalts Paul Angelus Schlippe und dessen Ehefrau Rosa geboren
.5 Nach dem Abitur studierte er ab 1903 in seiner Heimatstadt Architektur und ließ sich 1910
bis 1913 im hessischen Staatsdienst sowie beim Städtischen Hochbauamt in Frankfurt am Main
zum Regierungsbaumeister ausbilden. Seine Promotion über den Barockarchitekten Louis
Remy de la Fosse, der u.a. das Darmstädter Schloss erbaute, schloss er Ende 1916 mit Auszeichnung
ab.6 Während des Ersten Weltkrieges war Schlippe als Regierungsbaumeister beim
Neubauamt der militärischen Institute bei Plaue an der Havel beschäftigt, ab 1921 beim Reichsneubauamt
Koblenz. Parallel dazu lehrte er seit 1919 als Assistent und Dozent an der Technischen
Hochschule in Darmstadt. Nach kurzen Zwischenstationen in Darmstadt und Wiesbaden
wurde er schließlich im Mai 1925 Nachfolger von Karl Gruber als Leiter des Städtischen Hochbauamts
Freiburg. Die Schaffung von erschwinglichem Wohnraum war auch damals eines der
wichtigsten Themen kommunaler Sozialpolitik. Aus diesem Grund entwarf und realisierte
Schlippe als Geschäftsführer der Städtischen Siedlungsgesellschaft zahlreiche Wohnbauten wie
die „Laubenhäuser" an der Opfinger Straße. Daneben setzte er sich vor allem intensiv mit der
Sanierung der Freiburger Altstadt auseinander, welche die Bereinigung der Fassaden von histo-
ristischen Zitaten und Aufbauten einschloss. Schlippe verblieb, ohne Parteimitglied zu sein,
auch in der Nazizeit unangefochten auf seinem Posten, da er als exzellenter Fachmann galt.
Sein bedeutendstes Werk schuf er in der Nachkriegszeit, als ihm die Leitung des Wiederaufbaubüros
übertragen wurde und er den Wiederaufbau der weithin zerstörten Altstadt planen und
ausführen durfte - hier kamen viele Überlegungen zur Ausführung, die er bereits vor dem
Zweiten Weltkrieg entwickelt hatte.

Als der Stadtbaudirektor 1951 gegen seinen Willen pensioniert wurde, regte Oberbürgermeister
Wolfgang Hoffmann - trotz der persönlichen Differenzen, die letztlich zur Entlassung
geführt hatten - beim badischen Kultusministerium an, die Universität Freiburg möge Schlippe
die Ehrenprofessorenwürde verleihen.7 Auch jetzt zog sich Schlippe noch nicht in den Ruhestand
zurück, sondern übernahm die Leitung des badischen Landesamtes für Denkmalpflege
und Heimatschutz, die er bis 1956 ausübte.8

Die Betrauung mit dieser Aufgabe kam keineswegs von ungefähr, war der ehemalige Chef
des Hochbauamtes doch schon seit Ende der 20er-Jahre in die Denkmalpflege involviert:
Zunächst als Leiter des Sachverständigenausschusses für Heimat- und Denkmalpflege des Vereins
„Badische Heimat", seit 1934 als ehrenamtlicher Bezirkspfleger der Kunst- und Altertumsdenkmäler
im Amtsbezirk Freiburg, von 1940 bis 1944 als staatlich Bevollmächtigter für
Denkmalpflege beim Chef der Zivilverwaltung im Elsass,9 1946 bis 1948 als kommissarischer
Leiter des badischen Landesdenkmalamtes und anschließend als Konservator der weltlichen
Baudenkmale.

Nach seiner endgültigen Pensionierung im Jahr 1956 erhielt der 71-Jährige den Auftrag,
die Kunstdenkmäler-Inventarisation der Stadt Freiburg durchzuführen. Schlippe konnte dieses
Mammutwerk allerdings nicht mehr vollenden. Er starb am 28. Dezember 1970 in Freiburg
.

5 Zu Schlippes Lebenslauf vgl. Vedral (wie Anm. 4), S. 61-65: Lebenslauf Schlippe, eingegangen am 20.9.1951.
in: Staatsarchiv Freiburg (StAF). C 25/1-388.

6 Joseph Schlippe: Louis Remis de la Fosse und seine Bauten. Darmstadt 1916.

7 Oberbürgermeister Hoffmann an Ministerialdirektor Fleig, 6.6.1951, in: StAF, C 25/1-240.

8 Auch nach Gründung des Bundeslandes Baden-Württemberg 1952 behielt Schlippe die Leitung des nunmehrigen
Staatlichen Amtes für Denkmalpflege im Regierungsbezirk Südbaden.

4 Ab 1942 änderte sich die Amtsbezeichnung; Schlippe war jetzt Leiter der Direktion des Landesdenkmalamtes in
Straßburg. Vgl. Wolfgang Stoppel: Geschichte der badischen Denkmalpflege und ihrer Dienststellen Karlsruhe.
Straßburg und Freiburg. In: Denkmalpilege in Baden-Württemberg 32, 2003. S. 202-210. hier S. 209.

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