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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 180
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Werksteingliederung vorherrschen. Ihm war sehr wohl bewusst, dass Putz weniger zu den von
den Nazis präferierten Baustoffen zählte und so konzedierte er weiter: Die reichen Mittelrisalite
am Gauhaus und Kollegienhaus [der Universität], am Rundfunkhaus usw. sind in Werkstein
angenommen.56 Werkstein galt im Gegensatz zu Beton als der Baustoff des „Dritten Reiches",
wie bereits 1937 der nationalsozialistische Kunsthistoriker Hubert Schrade propagiert hatte.
Dieser sei für den Charakter der NS-Architektur bestimmend geworden, denn: Er erscheint
dauernder. Wer so baut wie der Nationalsozialismus, muß sich der Dauer versichern.51 Schrade
sollte als Dekan der Philosophischen Fakultät zur ersten Professorenriege der im Herbst 1941
eröffneten „Reichsuniversität Straßburg" gehören.58

Ein Projekt im Schwebezustand - Der Ausgang des Architektenwettbewerbs

Obgleich Schlippe seit Anfang 1941 sowohl seine Aufgaben als Chef des Freiburger Hochbauamts
als auch diejenigen als Denkmalpfleger im Elsass hintanstellte, war die Realisierung
seines Wettbewerbsentwurfs mehrfach akut gefährdet. Trotz zweimaliger Verlängerung der Abgabefrist
sah er sich nicht in der Lage, seinen Entwurf bis Dezember 1941 fertig zu stellen.59
Dies dürfte nicht zuletzt an der mangelnden Erfahrung gelegen haben, die der Freiburger Stadtbaudirektor
im Zusammenhang mit solchen Großprojekten aufzuweisen hatte. Gauleiter
Wagner bewilligte eine erneute Terminverschiebung und verlängerte die Abgabefrist um drei
Monate bis zum 1. März 1942.60 Wie sich herausstellen sollte, hatten selbst zu diesem Zeitpunkt
noch nicht alle Wettbewerbsteilnehmer ihre Entwürfe eingereicht.61

Aus der Großzügigkeit beim Umgang mit den Abgabefristen lässt sich schließen, dass, so
lange der Krieg andauerte, selbst die höchsten Nazi-Funktionäre wie Wagner nicht mit einem
Baubeginn rechneten. Schon im Sommer 1940, also lange vor der Ausschreibung des Straßburg
-Wettbewerbs, hatte Speer in Bezug auf Hitlers Lieblingsprojekt, die Umgestaltung Berlins
zur Welthauptstadt, klar gestellt, dass die Durchführung [sjeiner großen Aufgabe erst nach
Kriegsende vonstatten gehen könne. Niemals hätte der eitle Generalbaumeister es zugelassen,
dass eine andere Stadt gegenüber seiner Germania bevorzugt worden wäre.62 Hier befand er
sich in voller Übereinstimmung mit seinem „Führer", denn Hitler hatte kurz zuvor verfügt, dass
Berlin in kürzester Zeit durch seine bauliche Neugestaltung den ihm durch die Größe unseres
Sieges zukommenden Ausdruck als Hauptstadt eines starken neuen Reiches erhalten müsse, es
sich bei der Umgestaltung der Reichshauptstadt somit um die wichtigste Bauaufgabe des Reiches
handele.63 Schon im Januar 1941, also lange bevor der erste Abgabetermin für die Straßburg
-Entwürfe anstand, hatte Speer darum gebeten, dass Hitler ihn von der Mitarbeit bei der
Neugestaltung der Gauhauptstädte entbinden möge.64 Er wollte sich ganz auf Berlin und Nürnberg
konzentrieren, denn er fürchtete, dass ihm sonst sein Konkurrent Hermann Giesler, der für
den Ausbau der beiden „Führerstädte" Linz und München zuständig war, den Rang ablaufen

56 Schlippe (wie Anm. 43).

57 Hubert Schrade: Bauten des Dritten Reiches. Leipzig 1937, S. 20f., hier zitiert nach Joachim Petsch: Baukunst
und Stadtplanung im Dritten Reich. Herleitung / Bestandsaufnahme / Entwicklung / Nachfolge. München/Wien
1976, S. 203.

58 Vgl. Hochschulführer der Reichsuniversität Straßburg. Straßburg 1942, S. 73.

59 Die erste Terminverschiebung war im Juni, die zweite im August 1941 bekannt gegeben worden. Vgl. Walter
Gädeke (CdZ) an Schlippe, 10.6.1941, und Richard Beblo an Schlippe, 19.8.1941, StadtAF, Kl/44 Nr. 516.

«' Vgl. Walter Gädeke (CdZ) an Schlippe, 1.12.1941, ebd.

Vgl. Schlippe an Hans Freese, 11.3.1945 (Abschrift), StadtAF, Kl/44 Nr. 78; Schlippe an Karl Gruber, 26.1.1943
(auszugsweise Abschrift), StadtAF, Kl/44 Nr. 516.

62 Albert Speer an Hans Heinrich Lammers, 4.7.1940, ediert in: Dülffer/Thies/Henke (wie Anm. 1), S. 35. Hitler
hingegen bekundete noch Ende November 1941, er werde noch während dieses Krieges mit dem Bauen beginnen
. Zitiert nach Reichhardt/Schäche (wie Anm. 1), S. 65.

63 Adolf Hitler an Albert Speer, 25.6.40, ediert in: Dülffer/Thies/Henke (wie Anm. 1), S. 36.

64 Vgl. Schwendemann/Dietsche (wie Anm. 2), S. 96.

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