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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 186
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diese Jahre als wichtige Etappe der Frauenemanzipation.5 Im Folgenden soll am Beispiel Frei-
burgs geprüft werden, welche Sichtweise der historischen Realität eher entspricht. Wie erlebten
die Freiburgerinnen das Ende des Krieges? Bedeutete die „Stunde Null" Zusammenbruch
oder Befreiung für die Frauen? Ein besonderes Augenmerk der Untersuchung wird dabei auf
den Muttertag gelegt, der einen guten Indikator für das geltende Frauenbild darstellt.

Kriegsende - Die „Retterin Freiburgs"

Es ist nicht zuletzt einer Frau zu verdanken, dass Freiburg ohne weiteres unnötiges Blutvergießen
am 21. April 1945 an die Franzosen übergeben wurde. Bekanntlich hatte die Herdeme-
rin Philomene Steiger den Freiburger Kampfkommandanten Generalmajor Bader bedrängt,
keinen aussichtslosen Endkampf zu führen, um Bewohner und Stadt vor weiterem Schaden zu
bewahren. In ihren späteren Aufzeichnungen schildert sie sehr anschaulich, wie sie, nachdem
sie von dem Nerobefehl der „Verbrannten Erde" gehört hatte, tagelang das Gespräch mit einem
der Verantwortlichen suchte und immer wieder abgewiesen wurde: Das ist Weibergeschwätz,
musste sich Philomene Steiger sagen lassen. Aber sie blieb beharrlich und sprach mit Bader im
Gefechtsstand im Jägerhäusle. Sie bat ihn dringend im Namen der Freiburger Frauen, glimpflich
zu verfahren, wenn der Feind kommt.6 Für ihren heldenhaften Einsatz zur Rettung der Stadt
vor der völligen Zerstörung bekam Philomene Steiger 1985 die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Mittlerweile wird ihre Leistung relativiert, es wird darauf hingewiesen, dass sie bei Bader
offene Türen einlief. Dem kann nur entgegengehalten werden, dass Philomene Steiger die
aktuellen militärischen Befehle nicht kannte und daher guten Glaubens und mutig handelte.
Außerdem bestärkte sie General Bader in seiner Haltung. Dem Soldaten fiel der Verzicht auf
Gegenwehr nicht leicht, denn er wollte nicht für „feige" gehalten werden. Für eine Frau war
der Appell, sich kampflos zu ergeben, leichter als für einen dem zeitgenössischen Ehrenkodex
verhafteten Mann und Offizier.

In den ersten Tagen und Wochen nach der Kapitulation bis zum Eintreffen der zivilen Kräfte
der französischen Besatzungsmacht herrschte durchaus eine gewisse Willkür. Es kam zu gewaltsamen
Übergriffen der Besatzungstruppen in Form von Plünderungen und Vergewaltigungen
. Für Südbaden geht man von einer Zahl von 8.000 Vergewaltigungen aus. Neben diesen
Gräueln gab es aber auch Positives: Französische Kolonialsoldaten, die Haupttätergruppe,
steckten hungernden Frauen und Kindern Brot zu.

Frauen, die freiwillig näheren Umgang mit den Besatzern hatten, wurde vorgeworfen, ihre
„Ehre" als „deutsche Frau" zu verletzen. In der amerikanischen Zone, in der das Phänomen der
Fraternisierung verbreiteter war, wurde der Begriff des „Ami-Liebchens" geprägt.

Muttertag

Die Einführung des Muttertages geht auf die Amerikanerin Anne Jarvis zurück, die den Todestag
ihrer Mutter am zweiten Mai-Sonntag zum Gedenktag wählte. In Deutschland wurde der
Muttertag 1923 erstmals gefeiert. 1924 beteiligte sich auch die Stadt Freiburg an den Feierlichkeiten
zum Zweiten deutschen Muttertag. Die Veranstaltung dieses schönen Ehrentages
wurde zu einem großen, auch finanziellen Erfolg. Der Erlös aus dem Blumenverkauf des Gartenbauvereins
, über 1.600 RM, kam bedürftigen Müttern zugute.7

Die Nationalsozialisten erhoben den Muttertag dann zum nationalen Feiertag. Nach dem
nationalsozialistischen Frauenbild galt Mutterschaft als die Aufgabe der Frau. Hitlers Dik-

5 Und wir leben immer noch! Eine Chronik der Freiburger Nachkriegsnot. Hg. von der Stadt Freiburg. Bearb. von
Robert Neisen. Freiburg 2004, S. 84.

6 Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), B1/328 Schachtel 2 Nr. 5.
1 StadtAF, C4/VIII/35/10 Muttertag.

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