Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 189
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Abb. 2 Trümmerfrauen bei Aufräumungsarbeiten im Institutsviertel (StadtAF. M 75/1 Positivkasten 14)

der Region und witterungsbedingte Missernten verschärften die ohnehin angespannte Lage.
Mit Tagesrationen, die zeitweilig sogar die Zahl von 1.000 Kalorien unterschritten, hungerte
die Bevölkerung. Zum Vergleich: 2.500 Kalorien gelten als normaler Kaloriensatz. Da es Aufgabe
der Frauen war, „das Essen auf den Tisch zu bringen", waren sie es, die stundenlang vor
Lebensmittelgeschäften oder Behörden anstanden. Philomene Steiger schlug ganz pragmatisch
vor, die Warterei durch Ausgabe von Nummern oder Bedienung in alphabetischer Reihenfolge
zu verkürzen. Ohne Erfolg.

Und es waren die Frauen, die gerettete Sachwerte auf dem Schwarzmarkt oder bei Hamsterfahrten
ins Umland gegen Nahrungsmittel eintauschten. Auch innerhalb der Stadt blühte der
Tauschhandel. In der Zeitung erschienen viele Inserate, in denen z.B. Schmuck im Tausch
gegen einen Mantel angeboten wurde oder Schuhe gegen Holz. Letzteres war angesichts der
Lederknappheit ein sehr lukratives Angebot, aber es handelte sich auch um Männerschuhe
Größe 44, vermutlich die eines Gefallenen, die seiner Witwe nicht passten.

Es erforderte viel Arbeit, Zeit und Erfindungsreichtum, um mit den schmalen Vorräten einigermaßen
auszukommen. „Notrezepte" und Haushaltstipps kursierten. In der „Badischen Zeitung
" wurde beispielsweise im Herbst 1945 beschrieben, wie ein altes Kleid in einen Trägerrock
umgearbeitet werden kann. Als die Not noch größer wurde, wies man darauf hin, dass zum
Stopfen von Rissen auch Haare statt Nähgarn verwendet werden könnte. Außerdem gab es die
Empfehlung, Wäsche ohne Seife mittels Efeublättern, Kastanien, Kartoffelschalen und Ochsengalle
zu waschen. Eine Fürsorgerin berichtete über die Bekleidungsnot einer elfköpfigen
Familie: Auf einem provisorischen Tisch sind 9 Karton-Schachteln aufgebaut. Jedes Kind hat
seine Wäsche in einer solchen verpackt, und es hat alles gut Platz. Ich staune, wie sauber und
geflickt die Wäsche ist, aber jedes Kind hat kaum genügend, um ein Mal wechseln zu können.

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