http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0196
arbeit als „natürlicher" Beruf der Frau, hatte nur eine kleine Zahl von Frauen politische Funktionen
inne, arbeiteten Politikerinnen und Frauenvereine in der klassisch weiblichen Domäne
der Sozialarbeit. Andererseits wurden aber mit der Verankerung der Gleichberechtigung im
Grundgesetz wichtige Fundamente gelegt. Zukunftsweisend waren auch die Veränderungen im
Privatbereich. Zunehmend wandelte sich das in der Regel doch hierarchische Verhältnis der
Ehepartner zu einem kameradschaftlichen. In Anspielung auf die These der „Stunde Null" formulierte
Ute Frevert: „Die ,Stunde der Frauen' schlug folglich, wenn überhaupt, in den privaten
' Beziehungen der Geschlechter, in der Familie, nicht aber in politischen Verbänden oder
gesellschaftlichen Institutionen."22 Da die Familie in den 50er-Jahren eine zentrale Rolle
spielte und die „Kameradschaftsehe" an den „Grundfesten männlicher Herrschaftsansprüche"
rührte, plädiert sie dafür, den „begrenzten Aufbruch" nicht gering zu schätzen. Es gab also
hoffnungsvolle Neuansätze, aber eine Neuordnung des Geschlechterverhältnisses kam (noch)
nicht zustande.
22 Ute Frevert: Frauen auf dem Weg zur Gleichberechtigung - Hindernisse, Umleitungen, Einbahnstraßen. In:
Zäsuren nach 1945. Essays zur Periodisierung der deutschen Nachkriegsgeschichte. Hg. von Martin Broszat.
München 1990, S. 118.
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