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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 198
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Gegensatz zu den Bischöfen des 13. Jahrhunderts nahmen die Ordinarien des 14. Jahrhunderts nicht einmal
mehr Konsekrationen von Kirchen und Altären persönlich vor. sondern überließen dies ausnahmslos
den Weihbischöfen." Bischof Gerhard von Bevar, der Walch oder Galliern, förderte zwar Beginen und andere
Frömmigkeitsbewegungen seiner Zeit; seine wie die Reformtätigkeit seiner Nachfolger diente jedoch
dem Machtgewinn und herrschaftlichen Zielen.

Ein wesentliches Ergebnis der Arbeit Andreas Bihrers modifiziert die bisher von der Forschung beschriebene
Zäsur mit dem Tod Heinrichs von Klingenberg 1306 als Beginn eines wirtschaftlichen und kulturellen
Niedergangs. Er setzt diese Wende später an, nach 1320, als das päpstliche Provisionswesen das
Bistum finanziell bedrängte. Die Mythisierung Heinrichs von Klingenberg als Kulturmäzen schreibt er
dessen Familienangehörigen und Parteigängern zu und stellt fest, dass auch nach 1306 in der Stadt Konstanz
und im Umfeld des Bischofshofs viele künstlerische, literarische und chronikalische Zeugnisse entstanden
. Als kontinuierliche Träger von Bildung. Wissenschaft und Literatur spielten aber weniger die
Bischöfe, sondern die Höflinge eine Rolle.

Es ist nicht möglich, den Gehalt der umfangreichen Untersuchung in wenigen Zeilen zusammenzufassen
. In erster Linie wendet sie sich an Fachkollegen und darf für sich in Anspruch nehmen, in der südwestdeutschen
und Schweizer Mittelalterforschung einen festen Platz zu erhalten, allein schon wegen der
vielen Quellenangaben zu Orten und Personen. Bihrer dankt im Vorwort seinem Doktorvater Professor Dr.
Thomas Zotz und Dr. Eugen Hillenbrand und nennt damit zwei verdiente Mitglieder des Breisgau-
Geschichtsvereins. Die Anregung, den Konstanzer Bischofshof zum Thema zu wählen, stammt von dem
Spezialisten für Literatur des Mittelalters Professor Dr. Dr. h.c. Volker Schupp.

Renate Liessem-Breinlinger

Frank Engehausen: Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918 (Regionalgeschichte -
fundiert und kompakt). G. Braun Buchverlag/DRW-Verlag, Karlsruhe/Leinfelden-Echterdingen 2005.
208 S.

Geschichte kompakt: So wollen es moderne Kunden, heißt es. Und daher erscheinen jetzt häufig „Kleine
Geschichten...", diese hier pünktlich vor dem Gedenkjahr 2006. Vor 200 Jahren trat das Großherzogtum
Baden auf die politische Bühne, von Frankreich als Pufferstaat am Oberrhein etabliert, in der Folge zum
vielbeachteten liberalen Verfassungsstaat heranwachsend und schließlich in der Zeit des Großherzogs
Friedrich L ein Musterstaat im Deutschen Kaiserreich.

Seine Entstehung hat Engehausen klar in den internationalen Kontext eingefügt. Sodann erklärt er in
seiner Darstellung die enorme Integrationsleistung der reformfreudigen großherzoglichen Regierung in
den Jahren bis zur Konsolidierung durch den Wiener Kongress und das Badische Haus- und Familienstatut
von 1817. Ein weiteres Kapitel würdigt in systematischer Weise die Verfassung von 1818, anschließend
daran die „Verfassungskämpfe" der 1820er-Jahre. Spätestens hier erweist sich die weitgehende Beschränkung
auf die politischen „Haupt- und Staatsaktionen", die sich der Verfasser auferlegt hat, als problematisch
. Von den sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Faktoren, die das Leben der Bevölkerung,
aber auch die politische Aktivität in Baden damals wie in der Folgezeit bewegt haben, wird nichts berichtet
. Nichts von der Union der Evangelischen Landeskirche und der Gründung des Erzbistums Freiburg
(als eine Art katholisches Landesbistum Badens), nichts vom Sozialen Wandel jener Zeit, nichts von der
Frühindustrialisierung. So werden auch in den Kapiteln „Die Auswirkungen der französischen Julirevolution
" und „Die Fortsetzung der Restaurationspolitik", wie schon die Überschriften erkennen lassen, nur
die im engeren Sinn politischen Fakten ohne ihren Zusammenhang mit dem historischen Prozess der partiellen
Modernisierung des Landes im Vormärz behandelt. Eingehend und einleuchtend werden Vorgeschichte
und Anfänge der Revolution von 1848 sowie die Badische Revolution von 1849 geschildert.

Auch in der Darstellung der badischen Geschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgt Engehausen
der Chronologie der politischen Fakten. Sie führt von der Reaktionsepoche über die Neue Ära
zu der Zeit der Reichsgründung, sodann in die Zeit des Kulturkampfs (wobei dieses Kapitel im wesentlichen
die Entwicklung der Parteien behandelt, ohne auf die kirchenpolitischen Konflikte einzugehen),
schließlich über die Verfassungsreform zur Großblockpolitik nach der Jahrhundertwende. Das letzte Kapitel
behandelt die innen- bzw. parteipolitischen Vorgänge in Baden während des Ersten Weltkriegs, das
mit einem Abriss über das Ende der Monarchie bzw. der großherzoglichen Epoche Badens schließt.

Das Buch enthält eine etwas undifferenzierte Karte „Entstehung des Großherzogtums Baden" sowie
etliche S/W-Bilder (überwiegend „Köpfe" des politischen Lebens) sowie eine Seite „Ausgewählte Litera-

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