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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 202
(PDF, 44 MB)
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pen wie Glas und Keramik fehlen ebenso wenig (S. 155-176) wie Abhandlungen zu frühen christliehen
und jüdischen Zeugnissen (S. 251-291).

Ein Orts- und Personenregister sowie ein Literaturverzeichnis schließen den sehr zu empfehlenden
Band ab. Hans-Peter Widmann

Ehrenfried Kluckert: Chorgebet und Handelsmesse. Vom Alltag in den gotischen Kathedralen (Herder
Spektrum 5613). Verlag Herder, Freiburg 2006. 190 S., SW-Abb.

Es ist sicher eine gute Sache, wenn Bücher die Vorstellungswelt des Mittelalters einem breiten Publikum
vermitteln. Auch dieses Büchlein wäre gerade für Schüler zur Lektüre geeignet, die ihr Interesse für
Geschichte entdeckt haben. Der Autor setzt sich zum Ziel, die „andere Kathedrale" zu beschreiben und
deren faszinierende Alltagswelt. Denn eine mittelalterliche Kathedrale befand sich als städtische Kirche
immer im Schnittpunkt von bürgerlicher Öffentlichkeit und städtischer Frömmigkeit. Dabei kam es im
Kirchenraum häufig zu recht weltlichen Szenen wie Essen, Trinken und Weinproben, die uns heute doch
seltsam vorkommen.

Kluckert beschreibt ansprechend und flott diese derbe Welt. Sie wird dem Leser durch die Rahmenfiguren
wie Meister Alan mit seinen Schülern oder den Händler Diemut erzählerisch geschickt nahe gebracht
. Doch Kluckerts Buch weist verschiedene Schreib- und Stilebenen auf. Neben recht volkstümlichen
Darstellungen in epischer Breite finden sich zahlreiche durchaus wissenswerte Details besonders
zur Bautechnik, ferner abstrakte Ausführungen zur Symbolik bis hin zum gregorianischen Choral. Es ist
daher nicht verwunderlich, dass durch die Häufung solcher Details der Bezug zum Grundthema oft verloren
geht. Erstaunt hat auch, dass nach Ausführungen zum Begriff „Kathedrale als Gesamtkunstwerk",
der aus der romantischen Vorstellungswelt stammt, im Schlusskapitel diese Aussagen wieder zurückgenommen
werden.

Auch das Freiburger Münster findet Erwähnung (S. 101 ff.)- Hier beschränkt sich der Autor auf die recht
oberflächliche Beschreibung der bekannten Sehenswürdigkeiten des Münsters (betender Teufel. Giasfens-
ter usw.). Dabei unterlaufen ihm auch einige störende sachliche Fehler: 1368 unterstellt sich die Stadt keineswegs
dem habsburgischen Kaiser (S. 101), sondern den Habsburgern als Herzögen von Österreich, sodass
Freiburg keine Reichsstadt war. Ebenso war das Münster nicht - wie heute - vom städtischen Markt
umgeben, sondern vom Friedhof (S. 102). Die Marktstände befänden sich entlang der „Großen Gass", der
heutigen Kaiser-Joseph-Straße.

So bleibt der Eindruck, den man beim Lesen dieses Büchleins bekommt, doch eher zwiespältig. Dem
Anspruch des Titels wird der stark kompilatorische Charakter des Buches kaum gerecht. Willy Schulze

Orts- und personengeschichtliche Literatur

Acht Jahrhunderte Juden in Basel: 200 Jahre Israelitische Gemeinde Basel. Hg. von Heiko Haumann.
Schwabe Verlag, Basel 2005. 313 S„ zahlreiche S/W-Abb.

Der Sammelband ist anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Jüdischen Gemeinde in Basel (1805-2005)
herausgegeben worden. Aber bereits im 13. Jahrhundert, so geht aus einigen in der Arbeit abgedruckten
Urkunden hervor, müssen Juden in der Stadt gelebt haben. Die ersten sind sicherlich nach der Zerstörung
Jerusalems schon im 1. und 2. Jahrhundert mit den Römern an den Rhein gekommen.

Das Schicksal der Juden in Basel, und nicht nur dort, fasst Werner Meyer in seinem Beitrag mit
„benötigt, geduldet, verachtet und verfolgt" zusammen. Benötigt, weil sie vor allem im Mittelalter häufig
mit Geldgeschäften, wie Wechsel- und Kreditangelegenheiten, zu tun hatten. Dies nicht etwa, weil sie
dazu besonders befähigt schienen, sondern einfach deshalb, weil es Christen damals verboten war, diese
Tätigkeiten auszuüben. Demgegenüber durften Juden keine Handwerksberufe ergreifen, da sie dem Zunftwesen
unterlagen. Aus diesen Zwängen bildete sich daher eine Art ökonomischer Überlebensstrategie heraus
. Unter den Gläubigern jüdischer Geldverleiher fanden sich schon bald hohe Würdenträger, darunter
auch Adlige und sogar Bischöfe. Vor allem, wenn, wie nach den Zerstörungen durch das Erdbeben von
1356, ein großer Bauboom einsetzte, waren Kredite zum Wiederaufbau sehr gefragt. Werner Meyer macht
deutlich, dass die Geldgeschäfte der Juden eine ambivalente Wirkung hatten. Einerseits brauchte man die
Geldmittel und stellte deshalb mancherorts die Juden unter allerhöchsten Schutz. Andererseits entwickelte
sich jedoch beträchtlicher Neid, ja sogar Hass bei den Schuldnern oder den christlichen Konkurrenten.

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