Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 206
(PDF, 44 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0206
des Zweiten Weltkrieges und der Entwicklung nach 1945 widmen sich zwei weitere Kapitel der Spitalschronologie
. Der Aufbau aller Kapitel ist ähnlich, jedoch nicht ganz analog, was durch die unterschiedliche
Überlieferung und die Verteilung des Inhalts bedingt ist. Die Struktur und Verwaltung, die Wirtschaftsverwaltung
, die Spitalinsassen und Nutznießer der Einrichtung und die Gebäude werden in allen
Abschnitten thematisiert. Auffallend ist jedoch die unterschiedliche Gewichtung und die heterogene
inhaltliche Aufarbeitung der fünf Abschnitte, die je jünger desto gesichts- und farbloser werden. Weiterführende
Vergleiche zu anderen Spitälern in anderen Städten wären nicht nur sinnvoll, sondern auch
notwendig gewesen. Während der mittelalterlichen Phase fast 70 Seiten, dem Abschnitt bis 1648 noch
einmal 85 Seiten eingeräumt werden, kommen die Jahre 1648-1803 mit 30 Seiten, der Zeitraum 1803-
1945 mit gerade einmal 20 Seiten doch sehr kurz davon. Die letzten fünf Jahrzehnte nach dem zweiten
Weltkrieg müssen sich sogar mit ganzen 5 Seiten begnügen und ähneln eher einem kurzen Jahresüberblick
als einer ernsthaften wissenschaftlichen Aufbereitung dieser Epoche. Weniger deskriptive Abschnitte
und mehr analytische und rekonstruierende Sichtweisen des Freiburger Spitalwesens hätten den
Band aufgewertet.

Der 383 Seiten starke Band ist optisch sehr ansprechend aufbereitet und gut zu lesen. Er besitzt einen
umfangreichen, etwa 120 Seiten starken Anhang mit Quellen. Fotos, Tabellen, einem Glossar, einem Literaturverzeichnis
und einem sehr hilfreichen Register. Bei den umfangreichen Quellenabdrucken ist an
erster Stelle die Spitalordnung von 1318 zu nennen, der eine Zinsbuchumschrift von 1456/57, eine Jahresrechnung
von 1581/82, ein Inventar aus dem Jahr 1584 usw. folgen. Die Auswahl der Quellen ist leider
nicht kommentiert, die Editionsmaßstäbe sind nicht genannt und auch die Auswahlkriterien der Quellen
erschließen sich nicht von selbst. Wissenschaftlich ist dieser Teil leider nur eingeschränkt nutzbar, was
trotz der arbeitsintensiven Seiten leider als eine verpasste Chance verbucht werden muss. Darüber hinaus
sind dem Band aufwändige Falttafeln beigegeben. Der Zusammenhang zwischen den Quellenabdrucken
und den Zahlentabellen wird sich jedoch nicht jedem wirtschaftshistorischen Laien erschließen. Die Listen
und Tabellen entlasten den Text und erhöhen seine Lesbarkeit, doch hätte dies sicher auch in noch weiteren
Fällen (z.B. den Aufzählungen von Amtsträgern S. 89ff) gegolten.

Stadthistorisch besonders lohnenswert ist die Baugeschichte des Spitals, die verschiedentlich angesprochen
wird, da das historische Gebäude des Spitals im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und seine
Reste einem Kaufhaus weichen mussten. So ist die fotografische Dokumentation der Spitalgebäude ein
wichtiger und ansprechender Beitrag zur Freiburger Stadtgeschichte. Auch die zahlreichen Abbildungen
zu wieder- und weiterverwendeten Teilen, beispielsweise in St. Agatha, Horben, sowie die Fotos einiger
der wenigen musealen Objekte des Spitals sind sehr ansprechend. Die Anzahl der Reproduktionen von
Archivalien hingegen hätte auch nach dem Geschmack eines Archivars mangels geringer Aussagekraft
ruhig kleiner ausfallen dürfen. Mit der Darstellung der Zinseinkünfte des Spitals aus der Umgebung Frei-
burgs in Abbildung 7 wird man als regional beheimateter Leser aufgrund mehrerer falsch wiedergegebener
Ortsnamen (z.B. Krotzingen statt Krozingen, Thiengen statt Tiengen, Rinsingen statt Rimsingen)
kaum zufrieden sein. Die Häufung dieser Fehler allein auf einer einzigen Seite ist auch mit dem im Vorwort
so herausgehobenem Zeitdruck kaum zu entschuldigen. Dieser kritische Eindruck wird von weiteren
unzutreffend gebrauchten Begrifflichkeiten u.a. genährt.

Dass erstmals eine durchgängige Freiburger Spitalgeschichte vorliegt, ist sicherlich nicht nur für die lokalhistorisch
interessierten Freiburger eine schöne Sache. Das für die Stadtgeschichte so wichtige Spital
Freiburgs war bisher doch nur sehr stiefmütterlich behandelt worden. Mit der Arbeit von Widmann über
das spätmittelalterliche Spital wird nun eine aktuelle wissenschaftliche Abhandlung zur Verfügung stehen,
wie der Abschnitt in diesem Band gleichsam als Vorschau zeigt. Eine überblicksartige Spitalsgeschichte
bis zur heutigen Stiftungsverwaltung ist ein arbeitsaufwändiges Unterfangen, lokalhistorisch von Bedeutung
und kann in solider Form nicht nebenbei und in kürzester Zeit erstellt werden, was dem Vorwort und
dem Eindruck nach sowohl von den Auftraggebern als auch den Bearbeitern unterschätzt wurde. Und so
wurde der Band leider wegen des zu hohen Zeitdruckes zu einer mit zu heißer Nadel gestrickten Jubiläumsschrift
, was dem Thema nicht gut tat. Es wäre jedoch sicher falsch, dies alles den Autoren anzulasten
, dennoch ist und bleibt es eine verpasste Chance für die Erstellung „einer standardmäßigen Geschichte
des Freiburger Spitals" die lange Bestand haben wird. Es ist eine zwar optisch ansprechende, aber
nicht völlig befriedigende Jubelschrift, die dennoch einen - wenn auch nicht ganz ausgeglichenen - Beitrag
zur Freiburger Stadtgeschichte leistet. Dieter Speck

206


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0206