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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 210
(PDF, 44 MB)
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burger Juden ein (Bernd Michaelis). Für diesen Aufsatz gilt in verstärkterem Maße noch als für den konfessionellen
Beitrag des zweiten Bandes die Einschränkung der Ungleichgewichtigkeit im Rahmen einer
Stadtgeschichte. Mit über 1000 Fußnoten (!) sprengt diese Arbeit überdies jegliche Dimension, akademi-
siert ohne Not eine eigentlich der gesamten Bürgerschaft gewidmete Stadtgeschichte und verzerrt in nicht
unbeträchtlicher Weise die Realität politisch-gesellschaftlicher Abläufe in der Gemeinde über die Jahrhunderte
hinweg. Zwar bildete die Sulzburger Judenschaft seit ihrer Schutzgewährung durch den in Sulzburg
residierenden Markgrafen und die Anlage eines Verbandsfriedhofes für die Markgräfler Gemeinden
mit jüdischem Anteile einen erheblichen Faktor im Gemeindeleben, doch sollte in einer Gesamtdarstellung
einer Stadtentwicklung das rechte Maß stets gewahrt werden. So ist eine Analyse gesellschaftlichen
und kulturellen Stadtlebens weitgehend unterblieben. Auch wenn eine indirekte Beeinflussung der Herausgeber
durch deren Geldgeber, die Anna-Hugo-Bloch-Stiftung. nicht unterstellt werden soll, haben jene
durch einen verkürzten historischen Ansatz sich selbst um den Ertrag einer ausgewogenen Stadtgeschichtsschreibung
gebracht, so dass das Ergebnis letztlich doch insgesamt als unbefriedigend und enttäuschend
gewertet werden muss. Das Fehlen eines Registers und eine nicht koordinierte, uneinheitliche
Rechtschreibung unterstreichen noch diesen Eindruck. Karlheinz Deisenroth

Thomas Hammerich/Andreas Langbein/Peter Oser: Zivilbevölkerung im Bombenkrieg. Die Zerstörung
Betzenhausens am 27. November 1944. Eine Gemeinschaftsproduktion der Klassen 9a und 8c der
Wentzinger-Realschule und des Kultur- und Geschichtskreises Betzenhausen-Bischofslinde e.V. im
Schuljahr 2003/2004.

Im Sommer 2003, rechtzeitig vor dem 60. Jahrestag des verheerenden Luftangriffs auf Freiburg im November
1944, ergriffen die Leiter des Kultur- und Geschichtskreises Betzenhausen-Bischofslinde eine
bemerkenswerte Initiative: In Zusammenarbeit mit Lehrern und Schülern der Wentzinger-Realschule erforschten
sie, wie der Stadtteil Betzenhausen bei jenem Ereignis betroffen wurde. Ziel war es, zum Gedenktag
mit einer Ausstellung an die Öffentlichkeit zu gehen. Eine gedruckte Publikation sollte die Ergebnisse
langfristig sichern. Beides wurde dank des Engagements der Beteiligten und ihrer Informanten
erreicht. Hilfreich war auch die Tatsache, dass die Stadt Freiburg das Projekt als förderungswürdig einstufte
und finanziell unterstützte.

Das Untersuchungsgebiet geht über die Grenzen des 1908 nach Freiburg eingemeindeten Dorfes hinaus
und hat etwa die Form eines Rechtecks, das sich in der Länge rechts und links der alten Lehener Straße
von der Güterbahnlinie bis zum Ortseingang von Lehen erstreckt, in der Breite vom Dreisamdamm bis
zum Rand der Mooswaldsiedlung. Dietenbach- und Hofackerstraße zwischen der Gaskugel und der Pfarrkirche
Heilige Familie bilden die Hauptachse. An dieser Linie liegt der alte Ortskern um die St. Thomaskirche
und den Friedhof, ein Ensemble, das glücklicherweise erhalten geblieben ist, wohingegen das örtliche
Zentrum an der Kreuzung mit der Lehener Straße zerbombt war und beim Wiederaufbau völlig neu
konzipiert wurde. Was an Bausubstanz erhalten war, wurde abgeräumt, um die ehemals enge Lehener
Straße durch die breite Sundgauallee zu ersetzen. Mit vier Fahrbahnen und einem Straßenbahn-Gleiskörper
dazwischen ist sie „verkehrsgerecht" im Sinn der Stadtplaner der frühen Nachkriegszeit. Aus Betzen-
hauser Sicht wird neuerdings die trennende Wirkung beklagt. „Die Zementierung der Zerstörung" betitelt
Thomas Hammerich das betreffende Kapitel.

Hammerich schreibt auch über Luftschutz, Flakstellungen und die ersten Luftangriffe, die den Stadtteil
1943 betrafen. Der Absturz eines amerikanischen Flugzeugs auf der Hartmannsmatte war ein Ereignis,
das sich den Einwohnern von Betzenhausen eingeprägt hat. Ausführlich schildert er den Angriff in der
kalten Nacht des 27. November 1944, als sich britische Flieger auf Süd-Ost-Kurs Freiburg näherten und
das Gebiet von Betzenhausen bis zur Innenstadt mit einem Bombenteppich belegten. Eine Luftaufnahme
vom März 1945 (aus den Beständen des Vermessungsamts Freiburg) lässt die Bombentrichter erkennen
und zeigt, wie stark Betzenhausen betroffen war.

Autoren des Kapitels „Entwicklung des Bombenkriegs" sind die Schüler. Sie fassen die Ereignisse zwischen
dem Bombardement der Stadt Guernica durch die deutsche Legion Kondor 1937 im Spanischen
Bürgerkrieg und 1945 zusammen. Sie gehen auch auf die irrtümliche Bombardierung Freiburgs im Mai
1940 durch die deutsche Luftwaffe und deren zynische Interpretation durch die NS-Propaganda ein. Was
das Lokale anbelangt, beteiligten sich die Schüler an der Auswertung des statistischen Materials über Verluste
an Gebäuden und Wohnungen und der Kartei der Fliegergeschädigten aus den Beständen des Stadtarchivs
Freiburg. Den meisten Ausgebombten wurde eine vorläufige Unterkunft in anderen Freiburger

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