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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 213
(PDF, 44 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0213
Bertram Jenisch: Neuenburg am Rhein. Unter Mitarbeit von Valerie Schoenenberg, Julien Bieth und
Wibke Züchner. Hg. vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg und der Stadt Neuenburg am Rhein
(Archäologischer Stadtkataster 27). Esslingen/Neuenburg 2004. 98 S.. 35 S/W-Fotos, 5 Karten.

Die Reihe der Stadtkataster begann im Jahr 2000 mit Konstanz und umfasst mittlerweile 30 Publikationen
. Aus der Regio liegen die Bände von Endingen. Herbolzheim und Kenzingen vor. Der Band Waldkirch
wurde nicht gedruckt. Unter der Federführung des ehemaligen Landesdenkmalamtes (seit der Verwaltungsreform
beim Regierungspräsidium als Referat 25 Denkmalpflege angesiedelt) wird eine Bestandsaufnahme
vorgenommen. Diese enthält die Kartierung bekannter archäologischer Fundstellen und
verzeichnet die bisherigen Bodeneingriffe. Der archäologische Stadtkataster stellt somit eine wertvolle
Grundlagenarbeit dar, die Bauinteressenten, Architekten und Denkmalpflegern einen schnellen Überblick
ermöglicht, was an kulturhistorisch bedeutenden Funden zu erwarten ist. Ein solcher Stadtkataster liegt
nun auch von der Stadt Neuenburg vor, die das Projekt finanziell unterstützte.

Neuenburg hat etwa 11.000 Einwohner und liegt direkt am Rhein. Diese Lage an einer Fährverbindung
über den Rhein bot ideale Voraussetzungen für die Entwicklung der mittelalterlichen Siedlung. Die
Gründung durch den Zähringerherzog Bertold V. am Ende des 12. Jahrhunderts ist denkbar, aber nicht
gesichert. 1292 erhielt Neuenburg das Stadtrecht. Seit der Verpfändung durch Kaiser Ludwig den Bayern
1331 an die Herzöge Otto und Albrecht von Österreich gehörte Neuenburg zum breisgauischen Territorium
Vorderösterreichs. Dies sollte bis zum Ende des Alten Reiches und bis zur Bildung des Großherzogtums
Baden 1806 so bleiben. Die exponierte Lage führte zur teilweisen vollständigen Zerstörung
durch Hochwasser (z.B. 1407, 1466, 1477, 1496 und 1525) oder Kriege (z.B. 1648 am Ende des
Dreißigjährigen Krieges und 1675 im Holländischen Krieg). Dennoch darf der Besucher kein barockes
Stadtbild erwarten, denn 1940 legte Artilleriebeschuss Neuenburg in Schutt und Asche. Der bereits begonnene
Wiederaufbau wurde kurz vor Kriegsende wiederum vernichtet. Am Ende des Zweiten Weltkriegs
galten 61 % der Gebäude als total zerstört und 35 9c als schwer beschädigt. Symptomatisch ist
das Schicksal der Pfarrkirche: Die erste Kirche war das Münster Unserer Lieben Frau über dem Hochgestade
des Rheins (Nr. I, S. 62). Nach dem Hochwasser 1525 wurde die Kirche der Franziskaner zur
Pfarrkirche (Nr. II. S. 69). Nach der Zerstörung am 9. April 1675 und der Abtragung bis auf den Keller
1704 wurde an gleicher Stelle 1725 bis 1727 die Mariä-Himmelfahrtskirche erbaut (Nr. III, S. 69). Der
zwischen 1886-1890 vergrößerte Neubau der Mariä-Himmelfahrtskirche wurde ein Opfer des Artilleriebeschusses
vom 12. Juni 1940 (Nr. IV, S. 71). Mit dem Bau der heutigen Liebfrauenkirche wurde
1953 begonnen (Nr. V, S. 71).

Dank der intensiven Erforschung der Stadtgeschichte, die bereits im 19. Jahrhundert begann, lässt sich
das Stadtbild gut erschließen. Hinzu kommen wertvolle historische Darstellungen. So enthält die „Topo-
graphia Alsatia" von Matthäus Merian eine schöne Stadtansicht von 1663.

Der archäologische Stadtkataster beschränkt sich auf die heutige Innenstadt und das Gebiet des ehemaligen
Klosters Gutenau. In diesen Arealen sind die archäologisch relevanten Bereiche zu finden (Karte
1). Erstmals liegt ein Überblick zu allen 31 archäologischen Fundstellen vor. Die vor- und frühgeschichtlichen
Gegenstände sind Mangelware. Die Römerzeit kann nicht belegt werden. Die Rheinfluten
haben wahrscheinlich alles weggespült. Vereinzelt kamen mittelalterliche Befunde zu Tage. So ist der
Verlauf der Stadtmauer und des Stadtgrabens bekannt (Karte 3). Eine Schuttschicht von 2 bis 2¥t m Dicke
bedeckt die mittelalterlichen Funde. Die Kartierung der Bauakten (Karte 5) mit der detaillierten Liste belegt
, dass es kaum Unterkellerungen mit mehr als 3 m Tiefe gibt. Die mittelalterliche Kulturschicht ist
also gut geschützt. Die historische Topographie zeigt, wie sich die herrschaftlichen, städtischen und
öffentlichen Gebäude verteilen. Soweit bekannt sind Einrichtungen der Sozialfürsorge und des Gesundheitswesens
eingetragen. 22 Punkte bezeichnen kirchliche Einrichtungen. Die städtische Infrastruktur ist
ebenso kartiert wie die Gebäude von Handwerk, Gewerbe und Handel. Die Gasthäuser und einige private
Wohnhäuser sind zwar namentlich in den schriftlichen Quellen überliefert, aber leider nicht lokalisierbar
.

Einige Flüchtigkeitsfehler irritieren: Von der St. Erhardskapelle, die in der Nähe des Münsters stand,
wird behauptet, dass „sie wohl wie dieses 1527 vom Hochwasser unterspült worden4" sei (S. 68), das
Münster aber bei der „Hochwasserkatastrophe von 1525 abgegangen war" (S. 69). König Maximilian
stellte seine Urkunde zum Stadtrecht 1495 aus, wie die entsprechende Quellenangabe (S. 25, Anmerkung
53 und ebenfalls S. 73, Anmerkung 227) richtig belegt, während im zugehörigen Text das Jahr 1415 steht.

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