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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 216
(PDF, 44 MB)
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als die Bürger, Patrizier und Adligen, die sich durch ihre augenscheinlich ungebrochene finanzielle Kraft
gewiss alles Notwendige kaufen konnten.

Meyer versucht sich an einer Aufarbeitung der Schäden und zeigt zunächst die quellenmäßigen Schwierigkeiten
auf. Obwohl recht vieles zerstört worden sein muss, beinhalten die Quellen bis auf wenige Ausnahmen
keine genauen Informationen darüber. Umbauten, die sich an verschiedenen Baukörpern noch
heute nachweisen lassen und die sicher in die Mitte des 14. Jahrhunderts gehören, lassen sich fast nie
zwingend mit dem Erdbeben in Verbindung bringen. Basel war in jener Zeit eine pulsierende Stadt, in der
ständig gebaut wurde. Ob nun ein Umbau tatsächlich erst nach dem Beben in Angriff genommen wurde
und ob eine Ursache hierfür eine vorangegangene Beschädigung des Hauses war, ist kaum zweifelsfrei zu
beweisen. Zudem kommt hinzu, dass sich im rechtsrheinischen Kleinbasel zwei Jahre zuvor ein Stadtbrand
ereignet hatte, dem die dortige Bausubstanz weit gehend zum Opfer gefallen war. Hier können fast
keine Schäden eindeutig dem Beben von 1356 zugewiesen werden.

Meyers Blick wendet sich daher einer Gruppe von Gebäuden zu, die offenbar sehr unter den Erdstößen
gelitten hatten, den Burgen. Die Quellen berichten von ca. 60 Burgen, die in der näheren und weiteren
Umgebung Basels durch das Beben in Mitleidenschaft gezogen wurden. Doch auch bei den Burgen sind
die Sachverhalte alles andere als einfach. Meyer führt auch an dieser Stelle mit großer Ausgewogenheit
und Sachkenntnis verständlich in die Problematik ein. Wenn etwa eine Schriftquelle von der Zerstörung
einer Burg berichtet, so wird praktisch niemals gesagt, wie umfangreich diese war. Ob lediglich die Obergeschosse
der Türme und die Mauerkronen abbrachen, die Burg aber ansonsten intakt und bewohnbar
blieb, ist meist ungewiss. Fest steht, dass einige der Burgen nicht wieder aufgebaut wurden, wobei hier
die Frage offen bleibt, ob sie denn zuvor noch genutzt wurden. Ein Blick auf die bis heute erhaltenen Bausubstanz
gibt weitere Hinweise, bringt aber nicht die gewünschte Klarheit. Zwar ist bei einzelnen genannten
Burgen erkennbar, dass, obwohl sie als zerstört gemeldet werden, auch heute noch substanzielle
Teile des Mauerwerks aus älteren Zeiten als 1356 erhalten sind. Doch da nur bei einer Handvoll der Burgen
überhaupt noch genügend Mauerwerk aufrecht steht, sind weiter reichende Schlüsse nicht möglich.
Überhaupt ist baukundlich lediglich die Burg Hertenberg anzuführen, deren Schäden mit der gewünschten
Eindeutigkeit dem Beben zugewiesen werden können. Ein Blick auf die Archäologie bietet ein ähnlich
ernüchterndes Bild. Keine der Burgen wurde mit heutigen archäologischen Methoden umfassend untersucht
. Befunde, die auf eine Zerstörung während des Bebens hindeuten, sind unter diesen Gesichtspunkten
sogar nur für zwei davon nachweisbar.

Obwohl Meyer hier zunächst sehr ausgewogen die quellenmäßigen Problematiken vorstellt, zieht er im
nächsten Schritt die Burgen herbei, um mit ihnen die Bereiche zu ermitteln, wo die Stärke des Bebens am
größten und zerstörerischsten war. Ein Ansatz der angesichts der zuvor gemachten Einschränkungen bezüglich
der Aussagekraft der jeweiligen Untersuchungsmethoden dann doch ein wenig überraschend
kommt und der methodisch fragwürdig ist. Meyer lässt hierbei einige wesentliche Voraussetzungen nicht
in die Überlegungen mit einfließen. So sagt eine ganz oder teilweise zerstörte Burg nur bedingt etwas über
die Stärke des Bebens in ihrem Bereich aus, wenn, wie das durchgängig der Fall ist, keine Informationen
über ihren baulichen Zustand vorliegen. Eine schlecht erhaltene Burg ist freilich in einem Beben viel stärker
einsturzgefährdet, als eine gut instand gehaltene oder neu gebaute. Und gerade im 14. Jahrhundert sind
Nachrichten über zunehmend verarmte Burgbesitzer so häufig, dass die nötigen Mittel für eine ausreichende
Instandhaltung der Burgen wohl vielfach nicht vorhanden waren.

Zuletzt gibt Meyer einen Überblick über die Basler Geschichte und die Lebensumstände im ausgehenden
14. Jahrhundert, der mit dem einleitenden Teil korrespondiert. Insgesamt ist das Werk also als
eine Basler Stadtgeschichte im 14. Jahrhundert angelegt, in deren Zentrum das Beben von 1356 behandelt
wird. Dabei wird bei der Erzählung der weiteren Geschichte im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert
der Bezug zum Basler Erdbeben nicht immer klar, vielmehr scheint Meyer an einigen Stellen
schlicht ins Erzählen geraten zu sein. Von großer Bedeutung ist für Meyer in diesem letzten Abschnitt
der Wiederaufbau der Stadt und die Rückkehr zur Normalität in Basel. Der Wiederaufbau dürfte im Wesentlichen
bis ca. 1370 abgeschlossen gewesen sein. Generell scheint dieser schnell vonstatten gegangen
zu sein, da bereits im Sommer 1357, also weniger als ein Jahr nach der Katastrophe, der Basler Rat
Märkte außerhalb der Stadt verbot und den Bürgern gebot, ihren Wohnsitz wieder in der Stadt zu nehmen
. Diese rasante Erholung war möglich, da die Opferzahlen scheinbar nicht allzu groß waren, die
Geldvermögen der Stadt und ihrer Bürger geborgen werden konnten und sich der Basler Rat durch eine
kluge und umsichtige Politik auszeichnete, z.B. fremde Bauhandwerker zuließ.

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