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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 218
(PDF, 44 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0218
Als Franzose verfügte Cabanis über relativ viel Freizeit und Freiheit. In dem Maße, wie er sich im Betrieb
, in der Stadt und deren Umland einlebte, lernte er unter Deutschen sowie unter Russen, Ukrainern
und anderen „Fremdarbeitern" liebenswerte Menschen kennen. Angesichts von Not, Evakuierung, Bombenangriffen
, Jagdbomber- und Artilleriebeschuss, Flucht in Keller und Unterstände bildete sich eine Vertrauensgemeinschaft
, die sich bei Kriegsende bewährte, als Cabanis von Deutschen vor SS und Polizei
geschützt wurde. Nach dem Krieg hat Cabanis wiederholt Kenzinger besucht, die er während des Krieges
schätzengelernt hatte, und diese wußten nach Besuchen in Südfrankreich die Gastfreundschaft des ehemaligen
Fremdarbeiters zu rühmen. Seine Enkelin Susanne hat 1986 als Austauschschülerin das Kenzinger
Gymnasium besucht.

Wolfgang Steinhart gebührt Anerkennung dafür, dass er den Wert der Aufzeichnungen erkannt hat. Als
vielschichtige Quellen für Jahre, in denen die deutsch-französische Schicksalsgemeinschaft auf harte Proben
gestellt wurde, hat er sie durch ein Glossar, eine Zeitleiste sowie durch Literaturhinweise erschlossen.
Die Redaktion der Zeitschrift hat auch dieses Heft reichlich mit Fotos und faksimilierten Dokumenten
illustriert. Für die Arbeit in Schule und Erwachsenenbildung bildet es eine wertvolle Hilfe.

Norbert Ohler

Christine Schmitt: Der selige Bernhard von Baden in Text und Kontext 1858-1958 (Schriften zur südwestdeutschen
Landeskunde 46). DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2002. 238 S., 4 Abb.. gebunden.

Pilgerzüge nach Moncalieri bei Turin zum Grab des seligen Bernhard von Baden waren in den 1950er-
Jahren bei den Gläubigen der Erzdiözese Freiburg sehr beliebt. Christine Schmitt, die Verfasserin einer
wissenschaftlichen Arbeit über die Verehrungsgeschichte des seligen Markgrafen Bernhard im 19. und 20.
Jahrhundert, schreibt diesen lebhaften Zuspruch jedoch teilweise dem seinerzeitigen Italienreiseboom zu.
denn insgesamt konstatiert sie eine schleppende bis erlöschende Bernhardsverehrung. Nur Baden-Baden
macht eine Ausnahme: Im Kloster Lichtental, dem Hauskloster der markgräflichen Dynastie, lebt das
Andenken an den 1458 im Alter von 32 Jahren verstorbenen Bernhard seit seinem Todesjahr 1458 fort.

Eine breitere Basis erhielt die Verehrung des 1769 Seliggesprochenen im 19. Jahrhundert, als dieser bei
der Gründung des Erzbistums Freiburg neben Maria, Konrad und Lambertus zum Patron des Bistums eingesetzt
wurde: eine freundliche Geste der Kirchenleitung gegenüber dem protestantischen großherzoglichen
Haus.

Während seiner langen Regierungszeit von der Jahrhundertmitte bis 1907 förderte Großherzog Friedrich
I. Bernhards Andenken und seine Verehrung nachhaltig und aktiv. Ob er es trotz oder wegen seines
protestantischen Bekenntnisses tat, lässt die Verfasserin offen. Eine wissenschaftliche Untersuchung
Friedrichs I. Verhältnis zum Katholizismus steht noch aus. Fest steht, dass Friedrich Statuen, Kirchenfenster
und Altarbilder stiftete, die Bernhard als Ritter zeigen entsprechend der Mittelalterverehrung, die damals
Mode war. Das Wappen des regierenden Hauses erhielt auf diesem Wege einen Platz in den katholischen
Kirchen.

Auch passiv spielt Großherzog Friedrich eine beachtliche Rolle, denn in der deutschsprachigen zeitgenössischen
Literatur zum Thema Bernhard von Baden wird er regelmäßig als menschenfreundlicher
Landesvater erwähnt, obwohl das Verhältnis zwischen den Konfessionen zeitweise durch den Kulturkampf
sehr angespannt war.

Christine Schmitt teilt ihren Untersuchungszeitraum in zwei Abschnitte. Den ersten lässt sie 1858 mit
Bernhards 400. Todestag beginnen. Dieser wurde in der Erzdiözese als Jubiläum feierlich begangen, wobei
die kirchlichen Feiern vielerorts durch weltliche ergänzt wurden. Als Abschluss wählt sie 1907, das
Ende der Regierungszeit Friedrichs I. Es folgt das halbe Jahrhundert zwischen 1908 und 1958, dem 500.
Todestag Bernhards.

Die Autorin hatte eine Flut religiöser Schriften unterschiedlichster Länge und Qualität von wissenschaftlich
über unwissenschaftlich bis trivial zu bearbeiten, darunter eine kunstgeschichtliche Arbeit von
Anna Maria Renner aus dem Jahr 1953. Das erste wissenschaftliche Standardwerk über Bernhard von
Baden wurde 1892 von Odilo Ringholz publiziert.

Auch für den zweiten Untersuchungszeitraum stellt Schmitt fest, dass die Literatur mehr aussagt über
den Geist der Entstehungszeit als über den Gegenstand; denn die historischen Daten zu Bernhard, die sie
einleitend benennt, sind nicht sehr zahlreich. Die pastorale Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts bedient
sich der Gestalt Bernhards hinsichtlich der Themen Erziehung, Bildung, Reisen, Sport. Körperlichkeit und
Jugend, oft ohne konkreten Bezug zu seiner Vita. Dass die Verehrung Bernhards nur peripher blieb, hat

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