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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007-Reg/0017
Vater Schauinsland, der nicht nur in der Stube prangt, sondern auch im Kneipbuch mehrfach
vorkommt. Etwas verwunderlich ist, dass Hofmaler Dürr, der bis 1880 Gaugraf war - zur Zeit
der Ausgestaltung der Stube also amtierender Vorsitzender -, an diesem Werk offenbar keinen
Anteil hatte. Er wird jedenfalls in diesem Zusammenhang an keiner Stelle erwähnt.

Die Stubenabende

Oben war von der Zeremonie die Rede, mit der neue ordentliche Mitglieder aufgenommen
wurden.14 Noch für 1912 ist belegt, dass Hermann Schweitzer als Vater Schauinsland kostümiert
,15 begleitet von zwei Kindern im Gnomengewand, eine Wappenverleihung vornahm. Für
1891 ist bezeugt, dass bei der Aufnahme, die noch in der alten Form ablaufe, neben dem
Schauinsland ein Herold, ein Rabe und zwei Gnomen erschienen. Der Rabe, der den Vater
Schauinsland in Analogie zu Wodan begleitet, spielt in der Dekoration der Stube übrigens eine
große Rolle. Er kommt gemalt und plastisch vor, ist aber nicht zu verwechseln mit dem
Wappenadler auf den geschnitzten Stühlen, auf den Bodenkacheln im Gewölblin oder auf dem
Titelblatt der Vereinszeitschrift. Das Liederbuch16 des Vereins führt ein Rabenlied auf, dessen
Text Gaubruder Geres verfasst hat. Der Refrain: Rab - Rab - Rab - die Mannen und die
Weiben, sie müssen all' ins Grab.

Wie hat man sich nun einen Stubenabend vorzustellen? Wichtig zu wissen ist in dem
Zusammenhang, dass der Verein kurz nach der Fertigstellung des Raums die ständige
Verlängerung der Polizeistunde beantragte und bewilligt bekam. Man traf sich also ausgiebig
und lang. Requisiten spielten eine Rolle. Das Liederbuch wurde erwähnt, das Klavier gehörte
dazu, die Gaubrüder trugen altdeutsche Barette und Bänder wie Corpsstudenten.17 Es gab
einen Kneipvogt, der mit der Schelle zur Ordnung rief. Trinksprüche sorgten für Unterhaltung
nach der Devise: Wir lieben deutsches Fröhlichsein und alte deutsche Sitte.1* Kurz, die Stube
war ein Ort geistiger Anregung, Gemütlichkeit und Geselligkeit.19 Über den Personenkreis, der
sich hier traf, ist - wieder in Urkundenform - etwas an die Wand geschrieben, links vom
Wappenfenster: Alle, die bei den heillosen Zeiten dem Comptorstaub oder dem Politisieren
entgehen wollten; die ein Herz für das engere und weitere Vaterland hätten, waren angesprochen
. Sie brauchten nicht hochgelahrt und führnemb wise lüt zu sein.

Rechts vom Wappenfenster wurde die Stubenordnung aufgemalt, da nichts gedeihen
könne, wo keine Ordnung herrsche, und keine Ordnung ist, wo kein Herre ist. Artikel 1 besagt,
dass sich jeder dem Gebot des Kneipvogts zu fügen habe, Artikel 2, dass Ruhe zu herrschen
habe, so ein brueder wolt singen ein erbar lied oder einen spruch thuon. Der Wichtigste ist
Artikel 3: Disputationen über politische oder religiöse Themen waren bei einer Buße um V2
Mark Silbers untersagt. So wollte man den gehässigen Diskussionen der Kulturkampfzeit aus
dem Wege gehen.

Was die Archivalien zum Thema Stubenabend noch nennen: Der Verein hatte einen festen
Vertrag mit einem Gastwirt, der für das leibliche Wohl der Gaubrüder sorgte. Fest im (kargen)
Sold stand auch ein Diener. Die Getränke hat offenbar ein weibliches Wesen kredenzt, denn
die gedruckte Rechnung über die Herstellung der Stube nennt einen altdeutschen Anzug für
die Wirtschafterin. Neben diesen stark gesellig geprägten Stubenabenden, bei denen man am

14 StadtAF, K2/1, Kneipbuch.

15 1921 wurde derselbe noch einmal als Vater Schauinsland fotografiert (Kneipbuch).

16 Liederbücher finden sich noch in beträchtlicher Anzahl auf dem Speicher über der Stube.

17 Die Farben des Bandes: violett-weiß-rot wurden von der „Lestonia" übernommen. Diese Auskunft gab 1898
Fritz Geiges dem Gaugrafen, StadtAF, K2/1, Akten 1897-1898.

18 Oberrheinischer Courir mit Freiburger Anzeiger vom 23.9.1874.

19 Wie Anm.2.

17


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