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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 56
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0056
Lamprehtes kapeile ufdie bürg ze Friburg bezeichnete. Nach Zerstörung der Burg im Jahr 1366
wurde die Reliquie des hl. Lambert in das Freiburger Münster übertragen. Dort erhielt sie an
dem südöstlichen Vierungspfeiler einen eigenen Altar, der nicht erhalten geblieben ist. Für das
Jahr 1379 wird auch eine Priesterpfründe auf den Namen des hl. Lambert erwähnt, die ursprünglich
mit dem Altar in der Lambertskapelle auf der Burg verbunden, aber nach deren Zerstörung
vom Münster übernommen worden war. Auf Bitten der Münsterpfleger und der Patrone
des Fronleichnamsaltars, Lambertusaltar genannt, vereinigte der Konstanzer Bischof Burkhard
von Randegg durch Urkunde vom 29. November 1465 die Einkünfte aus dieser Pfründe mit der
Organistenpfründe. Aus diesem Vorgang ist geschlossen worden, dass der Fronleichnamsaltar
bereits seit längerer Zeit Lambertusaltar genannt worden war. Außerdem befand sich der Lambertsaltar
vor der Vollendung des Hochchores noch an dem besonders bevorzugten Platz neben
dem Sakramentshäuschen des alten Münsters.56

Die besonderen Ehrungen, die der Heilige seit 1366 im Münster und innerhalb der Freiburger
Bürgerschaft erfuhr, lassen vermuten, dass der hl. Lambert bereits in der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts als Stadtpatron verehrt und neben dem hl. Georg zum weiteren Schutzpatron
Freiburgs erhoben worden ist.57 Diese Vermutung wird dadurch bestärkt, dass in der Folgezeit
erhebliche Aufwendungen für eine wertvolle künstlerische Gestaltung der Reliquienbehälter
gemacht wurden, wie sich aus den Verzeichnissen des Münsterschatzes und den übrigen Quellen
ergibt. Die Tatsache, dass die Lambert-Reliquie ursprünglich in zwei verschiedenen Reli-
quiaren aufbewahrt wurde, ist ein so wertvoller Hinweis zur Geschichte seiner Verehrung als
Stadtpatron, dass die Entstehung der beiden Reliquienbehälter kurz geschildert werden soll.

Das zum Münsterschatz gehörende, heute im Augustinermuseum verwahrte Büstenreliquiar
des hl. Lambert wirkt auf den ersten Blick als einheitliches Werk der Goldschmiedekunst des
frühen 16. Jahrhunderts. Es besteht aber aus drei Teilen, die zu verschiedenen Zeiten angefertigt
worden sind und jeweils ihre eigene Geschichte haben:58

- Der untere Sockel mit zwölf Heiligenfiguren gehörte zu einem silbernen Reliquiar des hl.
Lambert eines unbekannten Meisters aus dem Jahr 1468, Lambertus Sarch genannt oder nach
den vier Eckfiguren auch als Vierlehrerschrein bezeichnet; denn die vier größeren Eckfiguren
stellen die lateinischen Kirchenlehrer Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor mit
ihren typischen Attributen dar. Die außerdem heute noch vorhandenen acht kleineren Bischofsfiguren
und ein Agnus Dei (später durch eine Muttergottes ersetzt) waren ursprünglich
an den Seitenwänden eines hausförmigen Reliquienschreins angebracht, von dem nach der
Umgestaltung des Jahres 1779 nur der Sockel mit den Statuetten erhalten blieb.

- Das silberne Büstenreliquiar des hl. Lambert wurde 1514 von dem Freiburger Goldschmied
Peter Sachs angefertigt. Als Prozessionsfigur ist es rundum in Silber getrieben, zum Teil vergoldet
, gepunzt und graviert. Auf der Mitra des Heiligen hat der Goldschmied die Szene von
Maria Verkündigung als Relief abgebildet. Eine Inschrift auf der Bodenplatte besagt:

Anno domini 1514 ist dis bild under Bastian von Blumeneck, Gilg Has und Ulrichen Wirtner pflegern gemacht
worden.

- 1779 wurde der Sockel des Vierlehrerschreins vergrößert und dem Büstenreliquiar angepasst,
außerdem ein silbergefasster Holzsockel als Zwischenglied eingefügt und das Büstenreliquiar
von 1514 darauf montiert. Dabei erhielten die Statuetten auf dem unteren Sockel ihre heutigen
Standorte.

5« Gombert (wie Anm. 55), S. 61 mit Quellenangaben; Schreiber (wie Anm. 9), S. 321; Clauss (wie Anm. 7). S.
52.

57 Gombert (wie Anm. 55), S. 61; Müller (wie Anm. 1), S. 10.

58 Weitere Einzelheiten und Nachweise in: Kunstepochen (wie Anm. 1),S. 18 lff.; Gombert (wie Anm. 55),S.60ff.;
Kempf. Freiburger Münster (wie Anm. 1), S. 25lff.

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