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Dem hechel man aber solle vom Ib zue hechlen mehers
nicht dan ein Creützer gegeben werden.
Hanfanbau, -Verarbeitung und -handel am Oberrhein in der
frühen Neuzeit und ein Lohnkampf der Hanfhechler in Kenzingen
nach dem Dreißigjährigen Krieg (Teil II)
Von
Edgar Hellwig
Im ersten Teil dieses Beitrags wurde nach einer Tour d'Horizon zur Fachliteratur über Hanf
vom 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, zunächst Kenzingen als frühneuzeitliche Ackerbürgerstadt
mit reichlichem Hanfanbau vorgestellt. Dem folgten ein Blick auf die verschiedenen
, aus Hanf gewonnenen Produkte und deren vielfälltigen Verwendungsbereiche sowie, nach
Behandlung des Hanfbaus, eine Darstellung des ersten Arbeitsschrittes zur Gewinnung der
Hanffaser: die Wässerung oder Röste (Rötze) des Hanfs, die für die Ablösung des die Fasern
enthaltenden Rindenbasts vom holzigen Stängelkern der Pflanze unerlässlich ist. Dabei wurde
die 1492 erstmals verabschiedete Wasser Ordnung im Breyßgaw vorgestellt, die bezeichnenderweise
erst in ihrer 1547 erneuerten und 1576 gedruckten Fassung einen Passus über das
Hanfrötzen und die damit verbundenen Gewässerbelastungen enthält.1 Daraus und aus den Veränderungen
in den die Hanfrötzen betreffenden Passagen der Dorfordnungen von Ober- und
Unterachern ergab sich der Schluss, dass es in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine markante
Zunahme des Hanfbaus im Breisgau und in anderen Gegenden am Oberrhein gegeben
haben muss.2 Am Beginn des zweiten Teils soll zunächst die Frage nach möglichen Ursachen
und Gründen für diese Zunahme beantwortet werden, bevor Aspekte des Handels mit Hanf am
Oberrhein in der frühen Neuzeit, dann die weiteren vielfältigen Arbeitsgänge zur Gewinnung
der Hanffaser und schließlich der Arbeitskampf der Kenzinger Hanfhechler zur Darstellung gelangen
.
Europäische Expansion nach Übersee und Aufschwung der Segelschifffahrt
als möglicher Hintergrund für die Zunahme des Hanfbaus im Breisgau
Für Kenzingen selbst ließen sich bisher zwar keine eindeutigen Quellenbelege dafür finden,
dass spätestens seit der Wende zum 16. Jahrhundert Hanf nicht nur für den Eigenbedarf und
den regionalen Markt, sondern, wie es in der Wasser Ordnung heißt, über die notturfft hinaus
und damit für einen Export angebaut wurde. Allerdings liefert ein Blick auf die Verhältnisse in
anderen Orten im Breisgau und in der Ortenau verschiedene klare Indizien, teils im Rück-
schluss aus dem 18. Jahrhundert, die diese Annahme erhärten.
Eine zentrale Rolle spielte dabei sicherlich, dass in dem halben Jahrhundert von der Verabschiedung
der ersten breisgauischen Wasser Ordnung im Jahr 1492 bis zum Erlass der ergänzten
und verbesserten zweiten Fassung von 1547, welche erstmals die Regelung über die Hanf-
> Vgl. Teil I dieses Beitrags in: Schau-ins-Land 125 (2006), S. 73-102, hier S. 96-102.
? Ebd., S. 100-102.
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