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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 159
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Weißtannen und Kiefern (Föhren), aber auch große Mengen Eichenholz aus dem Schwarzwald
über Zwischenhändler auf dem Rhein bis zu den niederländischen Schiffswerften geflößt wurden
.47

Unabhängig von der mangels konkreter Quellenbelege eher spekulativ angeschnittenen
Frage nach exportorientiertem Anbau von Hanf in Kenzingen bestand aber auf jeden Fall auch
ein heimischer Bedarf an dieser Naturfaser. Aus ihr wurde das Garn zum Knüpfen der Netze
und Fanggarne der Kenzinger Fischer gesponnen, aber auch Webgarn, das von den zahlreichen,
in Kenzingen ansässigen Webern zu hanfleinenen Stoffen verarbeitet wurde. Dass die Kenzinger
Weber Hanf und nicht Flachs auf ihren Stühlen verarbeiteten, lässt sich nicht nur daraus ersehen
, dass die weiter unten behandelten, vom Rat der Stadt erlassenen Sicherheitsbestimmungen
für verschiedene Arbeitsschritte zur Fasergewinnung stets nur von Hanf, nie von Lein
bzw. Flachs sprechen, sondern wird auch durch die Ausführungen der bereits zitierten „Statistik
der Kaiserl. Königl. Vorlande" bestätigt, laut der in dem Breysgaue und in der Ortenau ...
wenig oder beynahe gar kein Flachs, aber desto mehr Hanf gebauet werde.48 Dementsprechend
ist auch davon auszugehen, dass die im mittelalterlichen Kenzingen in relativ großer Anzahl
nachweisbaren Öler Hanf- und nicht etwa Leinsamen zu Öl pressten. Dies zusammen mit der
Nennung eines olearius, eines Ölhändlers in Kenzingen im Tennenbacher Güterbuch zeigt,
dass der Hanfanbau in Kenzingen auch schon im Mittelalter eine nicht unbedeutende Rolle im
Wirtschaftsleben der Stadt spielte.49 Zwar ließen sich bisher für das 17. Jahrhundert keine Zahlen
finden, aber ein Verzeichnis aus dem Jahr 1726 listet 16 Weber in Kenzingen auf, die damit
vor den 14 Bäckern, 13 Metzgern und je 12 Fischern und Schuhmachern damals das mitgliederstärkste
Handwerk in der Stadt darstellten und, seit dem üsenbergschen Privileg von
1350 als eigene Zunft organisiert, Vertreter in den Rat der Stadt entsandten.50 Für eine schon
im späten Mittelalter starke Präsenz dieses Handwerks in der Stadt spricht, dass für 1338 und
1479 in Kenzingen eine Webergasse belegt ist.51 Angesichts der großen Zahl von ortsansässigen
Webern darf trotz Fehlens entsprechender Quellenbelege doch mit einiger Wahrscheinlichkeit
davon ausgegangen werden, dass Kenzinger Hanflein wand nicht nur im lokalen und
regionalen Marktverkehr abgesetzt, sondern auch überregional verhandelt wurde. Übrigens

47 Zum Holländer-Holzhandel allgemein: Boelcke (wie Anm. 19), S. 149ff. Leendert van Prooije: Zur Geschichte
der Holzverarbeitung und Flößerei in den Niederlanden im 17. und 18. Jahrhundert. In: Auf den Spuren der
Flößer. Wirtschafts- und Sozialgeschichte eines Gewerbes. Hg. von Hans-Walter Keweloh. Stuttgart 1988, S.
100-110, hierv.a. S. 104ff.

48 Metz (wie Anm. 38), S. 485.

49 Jürgen Treffeisen: Die Breisgaukleinstädte Neuenburg, Kenzingen und Endingen in ihren Beziehungen zu
Klöstern, Orden und kirchlichen Institutionen während des Mittelalters (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte
36). Freiburg-München 1991, S. 42; dort spricht der Autor in unzutreffender Terminologie (das Öl
wird aus den Samen des Leins gewonnen, nur die aus den Leinstängeln gewonnenen Fasern werden als Flachs
bezeichnet) davon, dass vor allem Leinöl als Brennmittel verwendet worden sei. Für diesen Zweck nahm man
aber auch Hanföl, wie Treffeisen in einem anderen Beitrag richtig stellt: Jürgen Treffeisen: Städtische Wirtschaft
im Mittelalter. In: Kenzingen (wie Anm. 40), S. 331-338, hier S. 335.

50 Verzeichnis von 1726: Andreas Weber: Kenzingen als frühneuzeitliche Stadt (1530-1806). In: Die Geschichte
der Stadt Kenzingen. Bd. 1: Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. von Jürgen Treffeisen, Reinhold Häm-
merle und Gerhard A. Auer. Kenzingen 1998, S. 95-134, hier S. 103 und 106. Auch noch im frühen 19. Jahrhundert
waren die (Hanf-)Leinenweber mit 17 Berufsvertretern das am stärksten besetzte Handwerk in Kenzingen
; vgl. Kolb (wie Anm. 43), Bd. 2, S. 138. Zum Zunftprivileg vgl. Teil I dieses Beitrags in: Schau-ins-Land
125 (2006), S. 73-102, hier S. 82f. mit Anm. 43. Zur Größe und zur Zusammensetzung des Rates der Stadt Kenzingen
in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vgl. die Richtigstellung der von Weber, s.o. S. 117ff., irrtümlich
gemachten Angaben bei Edgar Hellwig: Vorgenomben vnndt Vollenzogen widerumb das Erste Mahl auff
dem New Erbawten raths haus. Zum Wiederaufbau der Stadt und ihres Rathauses nach der Zerstörung Kenzin-
gens im Dreißigjährigen Krieg, in: Die Pforte (Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde in Kenzingen
e.V.), 21.-23. Jg., Nr. 40-45, 2001-2003, S. 92-125, hier S. 107 mit Anm. 89.

51 Treffeisen, Städtische Wirtschaft (wie Anm. 49), S. 334; Ders.: Die kirchlichen Verhältnisse im Mittelalter. In:
Kenzingen (wie Anm. 40), S. 173-180, hier S. 174.

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