http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0263
Buchbesprechungen
Landes- und regionalgeschichtliche Literatur
1806. Baden wird Großherzogtum. Begleitpublikation zur Ausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg
/Generallandesarchivs Karlsruhe und des Badischen Landesmuseums im Karlsruher Schloss. Hg.
von Volker Rödel. Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Karlsruhe 2006. 112 S.
Am 9. Februar 1806 forderte eine königlich-württembergische Kommission die Städte, Ortschaften und
Weiler des Breisgaus auf, ein Verzeichnis über ihre Kapitalien, Erträge, jährliche Beiträge etc. aufzustellen
. Württemberg versuchte nach dem Preßburger Frieden, im Breisgau zu schalten und zu walten. Erst
durch den Rheinbundvertrag wurden die betroffenen Gebiete badisch. Wie real solche Entwicklungen waren
, vermittelt (neben vielen anderen Aspekten) des für Baden so folgenreichen Jahres 1806 die anzuzeigende
schmale Begleitpublikation zur Ausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg/Generallandesarchivs
Karlsruhe und des Badischen Landesmuseum. Das amtliche Rundschreiben (mit Abbildung,
Katalog II.9) gehört zu den Dokumenten und Realien, mittels derer im zweiten Teil des Katalogs „die Ereignisse
" illustriert werden. Weitere Kapitel sind „I. Die Personen" (von Großherzog Karl Friedrich über
Luise Karoline Reichsgräfin von Hochberg bis Freiherr Sigismund Karl Johann von Reitzenstein) und „III.
Ergebnisse"; hier zeigen handschriftliche Archivalien, gedruckte Huldigungsschriften wie ein Gesang der
Großherzoglichen Armee von Baden an den Großherzog und Landkarten verschiedene Folgen der militärischen
und politischen Entscheidungen der Zeit um 1806 auf. Durchgehend vierfarbig gedruckte Abbildungen
zieren auch die beiden beigegebenen Aufsätze von Volker Riedel („Badens Aufstieg zum
Großherzogtum") und Herwig John („Wahrlich ein schlechter Tausch. Die Entstehung des Wappens des
Großherzogtums"). Riedel legt auf knapp vierzig Seiten dar. wie das Zustandekommen des neuen Staates
innerhalb weniger Monate in einem „nachhaltigen Qualitätssprung" von verschiedenen Faktoren bestimmt
war, vor allem aber durch Napoleons Europa umspannende Politik zu erklären ist. Demgegenüber sind
Umstände wie etwa die Konstellationen am Karlsruher Hof offenbar weniger stark zu gewichten. Das einleitende
Zitat in Herwig Johns pointiert überschriebenem Artikel stammt von dem Paläographen Ulrich
Friedrich Kopp, der schon 1817 in einer Abhandlung über das Wappen seine Kritik formuliert hatte. John,
der die Fragestellung distanzierter betrachtet, bezieht auch weitere zeitgenössische Stimmen sowie ungedruckte
Quellen ein und verfolgt in Ansätzen sogar die Rezeption des Wappens bis zur heute verwendeten
Wappenkrone des großen Wappens von Baden-Württemberg.
Der Begleitband vermag zwar den Besuch der Ausstellung nicht zu ersetzen, doch wird er in keinem
landesgeschichtlichen Institut fehlen und auch für viele andere an der Geschichte des deutschen Südwestens
Interessierte eine willkommene Bereicherung darstellen. Dieser Zielgruppe wird nicht entgangen
sein, dass sich im Jubiläumsjahr 2006 auch weitere Ausstellungen und Veröffentlichungen mit dem Thema
befasst haben: Zwei Beispiele seien zur Komplettierung hier genannt: Der Ausstellungskatalog zum Königreich
Württemberg (Dieter Langewiesche u.a.: Das Königreich Württemberg 1806-1918. Monarchie
und Moderne. Große Landesausstellung Baden-Württemberg vom 22. September 2006 bis 4. Februar
2007 im Landesmuseum Württemberg, Ostfddern 2006, 479 S.) und der Begleitband zur Rastatter Ausstellung
, die sowohl Baden als auch Württemberg in den Blick genommen hat (Der Preis der neuen Kronen
: Württemberg und Baden als Vasallen Napoleons. Der Rheinbund von 1806. Begleitband zur Sonderausstellung
im Wehrgeschichtlichen Museum vom 20. Mai bis 29. Oktober 2006. Bearb. von Daniel
Höhrath u.a. Rastatt 2006, 140 S.). Johannes Mangei
Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe. Teil 6: Bestände des Alten Reiches, insbesondere Generalakten
(71-228). Bearb. von Rainer Brüning und Gabriele Wüst (Veröffentlichungen der Staatlichen
Archivverwaltung Baden-Württemberg 39/6). Verlag Kohlhammer, Stuttgart 2006. 504 S.
Mit der Übersicht über die Bestände 71-228 legt das Landesarchiv Band sechs (der als fünfter im Druck
erscheint) der auf zehn Bände ausgelegten Beständeübersicht des Generallandesarchivs vor, die die Ge-
263
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0263