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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 13
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Getreide. Der Genuss des verunreinigten Getreides führte meist zu starken Verengungen der
Blutgefäße, was zu Lähmungen und im schlimmsten Fall zum Absterben von einzelnen Gliedmaßen
führen konnte. Begleiterscheinungen sind oft Erbrechen, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen
, Kopfschmerzen, Ohrensausen und Durchfall. De facto behandelten die Antoniter in ihren
europaweit etwa 370 Hospitälern aber jede Form von Gangränen, denn die „Knebel"- oder
auch „Kribbel-Krankheit" war mit den damals zur Verfügung stehenden Diagnosemitteln oft
nicht vom „Antoniusfeuer" zu unterscheiden. Der Antoniterorden nahm sich somit überwiegend
jener Menschen an, die durch die beschriebenen Krankheitsbilder oder eine andere Art
von Gangrän eine oder auch mehrere Gliedmaßen eingebüßt hatten, also körperlich behinderter
Menschen.15

Der Antoniterorden leitete seine Geschicke im Bistum Konstanz bis 1527 selbst. Bauernaufstände
und -kriege und die mit Macht einsetzende Reformation machten es dem Orden
aber nach dem Verzicht des letzten Freiburger Generalpräzeptors, Claudius Lyasse (1520-
1527), offensichtlich unmöglich, sich selbst um die Nachfolge zu kümmern. So setzte die vorderösterreichische
Regierung in Ensisheim einen „Administrator" für das Freiburger Antoni-
terhaus ein: Rudolf Ecklin. den Prior des cluniazensischen Klosters St. Ulrich (Bollschweil),
der gleichzeitig auch Probst von Sölden (Hexental) war. Er versuchte bis zu seinem Tod im
Winter 1541/42 von den Resten des Ordens im Bistum Konstanz zu retten, was zu retten war.
Nach seinem Tod nahmen am 20. Februar 1542 die Beauftragten des Freiburger Rats, Bonaventura
Underm Rhein (Amrhein) und Konrad Müller, die Schlüssel des Antoniterhauses in
Oberlinden zuhandt.16 Damit endete die Geschichte des Antoniterhauses in Freiburg formal.

Von 1542 bis zum 8. Oktober 1808 wurde das ehemalige Antoniterspital in der Herrenstraße
Nr. 62 als städtisches Pfründhaus fortgeführt.17 Die Antoniterkapelle (Salzstraße Nr. 51) wurde
1725 als Filialkirche des Freiburger Münsters neu geweiht und blieb bis zur Säkularisation
durch Kaiser Joseph II. (* 13.3.1741, t 20.2.1790, Mitregent seit 1765, seit 1780 Alleinherrscher
), der durch zwei unterschiedliche Dekrete von 1782 und 1783 in seinem Herrschaftsbereich
sowohl alle religiösen Bruderschaften als auch alle Nebenkapellen auflösen ließ,
bestehen.18

Am 1. April 1800 wurde die „St. Anton-Stiftung" im Zuge der Neuregelung des Freiburger
Armenwesens durch den städtischen Archivar und Mitglied des Magistrats, Ferdinand Weiß,
Teil der „Allgemeinen Stiftungsverwaltung" der Stadt.19 Ihr Stiftungsvermögen wurde 1813
zur Unterstützung „alter, auswärtiger, verdienstvoller weiblicher Ehehalten" genutzt20 und
später „für unverschuldet in Noth gerathene Dienstboten"21 verwendet.

15 Adalbert Mischlewski: Die Kranken im Memminger Antoniusspital, in: Antoniterforum. Zeitschrift der

Gesellschaft zur Pflege des Erbes der Antoniter e.V. 4 (1996), S. 48-59, hier S. 51.
'6 StadtAF, B5 XHIa Nr. 12, fol. 13v.
'7 StadtAF, Cl Stiftungen 49 Nr. 3, fol. 24f.

18 Vgl. dazu ausführlich Hermann Franz: Studien zur kirchlichen Reform Josephs IL, mit besonderer Berücksichtigung
des vorderösterreichischen Breisgaus, Freiburg 1908.

19 Vgl. dazu Heinrich Schreiber: Freiburg im Breisgau mit seinen Umgebungen, Freiburg 31840, S. 375ff.

20 Historisch-topographisch-statistisches Lexicon von dem Großherzogthum Baden, Bd. 1: A-G, hg. von Johann
Baptist Kolb, Karlsruhe 1813, S. 307.

21 Im Freiburger Adresskalender von 1865, S. XXXI, wird sie als „Dienstboten-Stiftung" mit einem Vermögen von
35.878 Gulden und 9 Kreuzern als Teil des städtischen öffentlichen Vermögens aufgeführt. In der Literatur wird
immer wieder behauptet, die St.-Antonstiftung sei bereits im 17. Jahrhundert in eine „Dienstboten-Stiftung" umgewandelt
worden. Das ist unrichtig und geschah erst im 19. Jahrhundert. Entsprechend wären auch die Tafeln
an den Gebäuden anzupassen.

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