Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 17
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0017
das Sammeln freiwilliger Gaben durch fremde Boten für alle Kirchen und Klöster der Stadt mit
Ausnahme des Münsters, des Heiliggeistspitals und des Gutleuthauses verboten sein solle. Zuwiderhandlungen
wurden mit einer Strafe von l Mark Silber geahndet.41 Es spricht nichts
dafür, dass sich an diesem Verbot am Ende des 15. Jahrhunderts etwas geändert hätte.

Von grundlegenderer Bedeutung ist aber, dass es eine von Laien gebildete „Antoniusbruderschaft
" in Freiburg zu keiner Zeit gegeben hat. Das wird im Zusammenhang mit der Profanierung
der Antoniterkapelle im Jahr 1790 deutlich: In einer handschriftlichen Liste, die kurz vor
der Auflösung der Nebenkapellen erstellt worden war, heißt es zum 17. Januar, dem Patrozi-
nium des Heiligen Antonius: Patrocinium im Pfründhaus resp. der Kapelle zu St. Anton, wohin
die Bürgersleute von Oberlinden und alle die auf den Namen Anton getauft sind, dem Gottesdienste
beiwohnen.42 Ist schon hier keine Bruderschaft genannt, die sich doch sicherlich am
Patrozinium „ihres" Heiligen zu einem feierlichen Gottesdienst versammelt hätte, so findet sich
auch im gesamten späteren Schriftverkehr zwischen der Stadt Freiburg und den für die
Weiterverwendung der Kirchengerätschaften zuständigen Stellen keinerlei Hinweis auf eine
solche Gruppierung.

Die von Groß vermutete Bruderschaft gründet sich auf eine fehlerhafte Sekundärliteratur: In
der bereits genannten Dissertation über die Auswirkungen der Josephinischen Reformen auf
den Breisgau wird in einer Übersichtstabelle über die Bruderschaften des Breisgaus auch eine
Bruderschaft „St. Anton" genannt.43 Dies beruht jedoch auf einem Irrtum, wie sich bei der
Durchsicht der diesen Tabellen zugrunde liegenden Bestände im Freiburger Stadtarchiv
herausgestellt hat:44 In den Originalakten ist mit „St. Anton" ausdrücklich nur die Kapelle der
ehemaligen Antoniterniederlassung in Oberlinden gemeint.45 Ihre Aufnahme in die Tabelle der
„Bruderschaften" war also ein Versehen. Da Groß ausgerechnet diese Arbeit als einzigen Beleg
für eine Freiburger Antoniusbruderschaft nutzte, ist hierin die Ursache für das Miss Verständnis
zu suchen.46

Weiterhin spricht auch ein Inventar von 1623 über allerhand fahrende Hab des Gotteshauses
S. Anton deutlich gegen die Herkunft des Antoniusaltars aus der Freiburger Antoniterniederlassung
.47 Darin wurde von einem unbekannten Schreiber akribisch aufgeführt, was sich in
diesem Jahr in den wichtigsten Räumen der zum Pfründhaus gehörenden Gebäude befunden
hatte.48 Für die Kirche, die in diesem Zusammenhang von besonderem Interesse ist, werden
insgesamt drei Altäre aufgeführt: Ein Altar neben der großen Thüre, ein weiterer voraus und
ein dritter im Chor. Bei der Beschreibung der Altäre und Kultgegenstände werden jedoch weder
die Antoniusfigur noch die Rochusfigur oder die des unbekannten Heiligen erwähnt. Andere
Figuren, Kreuze und Bildstöcke werden dagegen in aller Ausführlichkeit aufgezählt und zumindest
grob beschrieben, sodass es höchst unlogisch erscheint, gerade den prächtigen Altar
zu vergessen.49 Damit ist zumindest belegt, dass sich der Antoniusaltar im Jahr 1623 nicht in
der Antoniuskapelle in Oberlinden befunden hat. Da zudem der Antoniterorden bereits seit
1527 nichts mehr mit der Kapelle in der Freiburger Niederlassung zu tun hatte, darf es als sicher
gelten, dass dieser Altar ursprünglich auch nicht für die Antoniter geschaffen wurde.

41 StadtAF, AI X a v. 1328 Dezember 11.

42 StadtAF, Cl Kirchensachen 116.
« Franz (wie Anm. 18), S. 84-87.

44 StadtAF, Cl Kirchensachen 116.

45 Die Liste der Nebenkapellen findet sich bei Franz (wie Anm. 18), S. 325f.

46 GROß (wie Anm. 28), S. 305.

47 StadtAF, DS. St Nr. 5.

48 Dieses Inventar ist sicherlich im Hinblick auf die wachsende Bedrohung durch die Kampfhandlungen des
30-jährigen Krieges entstanden. 1632 wurde Freiburg erstmals von den schwedischen Truppen eingenommen.

49 So z. B.: uff einem hölzernen Fuos ein Jesus Knäblin mit einem sylbers Übergülten Straßburger Schilling daran
hanget ein roth corallin Pater Noster mit einem vergülten Cruzifix und elff vergülte Bollen daran ein christallin
Herzlin, eingefast und ein eingefast ammadistin steinlin, StadtAF, DS.St. Nr. 5, fol. 310r.

17


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0017