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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 25
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0025
1458) eine Stadtrechtsreform durchgeführt, die möglicherweise die Situation der Freiburger
Antoniter verschärfte.

All diese Vorgänge spiegeln sich in den Gründungsdokumenten zur Nimburger Niederlassung
wider. Hierbei fiel eine „starke Dominanz" des Markgrafen Karl L von Baden-Hachberg
(reg. 1453-1475) bei deren Gründung auf:92 Die Antoniter verpflichteten sich, in der Pfarrkirche
von Nimburg täglich durch sechs (!) Brüder die Hören singen zu lassen sowie jeden Abend
gemeinsam mit zwei Weltpriestern die Totenvigilien für die Markgrafen von Baden, die Antoniter
und alle Wohltäter zu beten. Außerdem sollten täglich zwei Messen gelesen werden, darunter
eine Sonntagsmesse für die Pfarrkinder und eine Totenmesse am Montag für die Markgrafen
von Baden-Hachberg, für die zudem an den vier Quatember-Tagen jeweils am Mittwoch
noch ein feierlicher Jahrestag zu begehen war. Für die Unterbringung der Ordensbrüder und
die Krankenpflege sollten ein Haus und ein Spital innerhalb von vier Jahren errichtet werden.
Hierbei war es den Antonitern ohne ausdrückliche Genehmigung des Markgrafen verboten,
weitere Grundstücke oder Besitzrechte zu erwerben.93 Falls der Antoniterorden in späteren Jahren
die Gottesdienste an einen anderen Ort verlege würde, dann sollte die Nimburger Kirche
an die Markgrafen von Baden zurückfallen und ein Strafgeld von 300 Gulden fällig werden.94
Wären alle diese Vereinbarungen tatsächlich zur Ausführung gelangt, dann wäre in Nimburg
eine mehr als doppelt so große Antoniterniederlassung wie in Freiburg entstanden. Aufgrund
dessen machen die Vereinbarungen mit dem Markgrafen mehr den Eindruck einer zwanghaften
Versprechung als einer realistischen Planung.95

Welche Kirche schenkte Markgraf Karl L aber den Antonitern? Die romanische Kirche I oder
bereits die „gotische" Kirche II? Die meisten Nachrichten und Funde sprechen zunächst ganz
allgemein für eine bereits bestehende Kirche: Denn weder in der Vereinbarung zwischen Markgraf
Karl und den Antonitern noch in den erhaltenen Schriftzeugnissen der Antoniter selbst ist
zu dieser Zeit vom Neubau eines Gotteshauses die Rede. Bei der Übergabe der Kirche behielt
sich der Markgraf zunächst auch das Kirchenpatronat vor und bezeichnete sich als Stifter
(... tamquam verum patronum et fundatorem). Dies kann nur bedeuten, dass er den Antonitern
eine bereits bestehende Kirche und den Platz zum Bau eines Ordenshauses (eyn nuw pflant-
zung eins gotz-huses) auf dem Kirchengut schenkte. Die Baupflicht der Antoniter bestand nur
in der erwähnten Errichtung einer Unterkunft für die Ordensbrüder (domus seu claustrum) und
einem Spital (pro habitatione infirmorum dicti ordinis ad modum claustri et non castri).96 Dass
es sich dabei bereits um Kirche II gehandelt haben muss, geht zudem aus Münzen hervor, die
man 2001 im westlichen Bereich von Kirche II fand (Fl. 4) und die auf die Jahre vor 1425
datiert werden konnten.97 Da sie sich zwar im Fußboden von Kirche II, aber außerhalb des
Grundrisses der romanischen Kirche I befanden, muss Kirche II zu dieser Zeit bereits bestanden
haben. Infolgedessen ist davon auszugehen, dass den Antonitern von Markgraf Karl I. die
bereits vorhandene Kirche II geschenkt wurde.

Die eigentliche Bau- und Unterhaltspflicht für die Nimburger Pfarrkirche hat sich für die
Antoniter erst zu einem späteren Zeitpunkt ergeben. Das lässt sich aus der weiteren kirchen-

92 Sabine Weiss: Das Antoniterhaus Nimburg. Eine badische Ordensniederlassung vom Spätmittelalter bis heute,
in: Auf den Spuren des heiligen Antonius. Festschrift für Adalbert Mischlewski zum 75. Geburtstag, hg. von Peer
FRiEß, Memmingen 1994, S. 171-186, hier S. 172.

93 Der Markgraf verfügte lediglich über das Kirchenpatronat in Nimburg. Grundherr war zu dieser Zeit Graf Konrad
II. von Tübingen(-Lichteneck). Erst 1465 kaufte Markgraf Karl I. der Witwe Graf Konrads das Dorf Nimburg
(mit Bottingen) ab, ebd., S. 173.

94 Thomas Steffens: Das Antoniterhaus in Nimburg (1456-ca. 1550), in: ,s'Eige zeige'. Jahrbuch des Landkreises
Emmendingen für Kultur und Geschichte 18 (2004), S. 9-24, hier S. 15.

95 Die Freiburger Niederlassung war lediglich für vier Antoniterbrüder ausgelegt.

96 Vgl. dazu ausführlich Weiss (wie Anm. 92), S. 171f.

97 Nuber/Seitz (wie Anm. 79), S. 180.

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