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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 26
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0026
rechtlichen Entwicklung der Nimburger Pfarrkirche ersehen: Für die Gründung der Nimburger
Niederlassung und die Überlassung der Pfarrkirche waren von den Antonitern 1457 zunächst
die anfallenden päpstlichen Annaten in Höhe von 15 Gulden zu bezahlen.98 1458 einigte sich
der Präzeptor Antonius Lyasse mit dem Konstanzer Bistumskollektor auch über die Höhe der
Abgabe der primi fructus (=bischöfliche Annaten), die dem Bischof von Konstanz zustand. Im
Zusammenhang mit dieser Zahlung werden die Antoniter erstmals auch als Inhaber des
Kirchenpatronats der Nimburger Kirche bezeichnet (...ad quem ius patronatus eiusdem eccle-
sie spectat).99 Das Kirchenpatronat schloss neben dem Präsentationsrecht und der Bezahlung
des Pfarrers auch die Aufsicht über die Verwaltung des Kirchenvermögens und die Baulast für
Kirche und Pfarrhaus mit ein. Dass die Antoniter ihr Patronatsrecht auch tatsächlich ausübten,
ist durch einen Streit aus dem Jahr 1476 belegt, den sie mit der Pfarrei Nimburg wegen der der
Nimburger Kirchenfabrik zustehenden Einkünfte auszutragen hatten. Als Ergebnis dieses
Streits wurde dem Orden jedoch nicht der Neubau der Nimburger Kirche, sondern die Errichtung
einer Kapelle im Ort selbst auferlegt, um dort für die Dorfbewohner die Messe lesen zu
lassen, weil denen der Weg zur Bergkirche zu beschwerlich erschien.100 Dieses Vorhaben wurde
aber nie verwirklicht.101

Interessant an dieser Auseinandersetzung ist zudem, dass hier erstmals eine eigene Kirchenfabrik
für die Nimburger Pfarrkirche genannt ist, aus der im Normalfall auch die Aufwendungen
für den Unterhalt der Bausubstanz gedeckt wurden. Über die materielle Ausstattung der
Kirchenfabrik ist jedoch nichts bekannt.

Aus Sicht der Antoniter wäre nach 1456 die „klassische" Vorgehensweise gewesen, direkt an
Kirche II in südlicher oder östlicher Richtung ein Spital anzubauen, um den Insassen einen
direkten Zugang zum Gotteshaus und den Bettlägerigen zumindest eine akustische Teilnahme
an den Gottesdiensten zu ermöglichen. Das war eine zu dieser Zeit bei allen Hospitälern
gängige Konzeption, die nicht nur von den Antonitern praktiziert wurde. Platz dazu wäre im
Süden der Kirche wohl gewesen, weil auch alle anderen Bauten der Antoniter vermutlich dort
entstanden.102 Da sich 2001 die archäologischen Beobachtungen auf das Kircheninnere beschränken
mussten, fehlen bisher entsprechende Befunde im direkten südlichen Außenbereich,
sodass diese Frage vorerst nicht zu beantworten ist.

Für das Jahr 1493 erfährt man schließlich, dass die Nimburger Kirche dem Freiburger An-
toniterhaus inzwischen inkorporiert worden war.103 In welcher Art und auf wessen Initiative
diese „Einverleibung" zustande kam, ist nicht bekannt. Inkorporationen von Pfarrkirchen in
Klöster waren in der Folgezeit einer der wesentlichen Kritikpunkte der Reformation, weil sie
oft dazu führten, dass ein Kloster zwar den Kirchenbesitz vollumfänglich nutzte, für die Seelsorge
vor Ort aber nur einen schlecht bezahlten Vikar einstellte, dem man gerade einmal beigebracht
hatte, die Messe zu lesen. So könnte es auch in Nimburg gewesen sein, ohne den in
den Quellen genannten Vikaren dieser Zeit zu nahe treten zu wollen.

Es sind vor allem zwei Dinge, die es unwahrscheinlich machen, in den Antonitern die Erbauer
der heutigen Nimburger Bergkirche (Kirche III) zu sehen: zum einen, weil sie doppelt so
groß wie ihre Vorgängerkirche war, und zum anderen, weil sie nach 1517 erbaut wurde.
Grundsätzlich dürfte der Anlass für den Neubau der Nimburger Pfarrkirche in den ernsten statischen
Problemen gelegen haben, in die Kirche II zu einem unbekannten Zeitpunkt geraten
war, was die archäologische Ausgrabung 2001 ergab.104 Wann diese Baumängel erstmals fest-

98 Weiss (wie Anm. 92), S. 173.
"Ebd., S. 173.
i°° Ebd., S. 173.

Joi Steffens (wie Anm. 94), S. 19.
'02 Ebd., S. 16.

103 Weiss (wie Anm. 92), S. 174.

104 Nuber/Seitz (wie Anm. 79), S. 179.

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